Ein Bericht aus Speigel online

Sir Ulli

Grand Admiral Special
Mitglied seit
06.02.2002
Beiträge
14.440
Renomée
202
Standort
Bad Oeynhausen
  • SIMAP Race
  • QMC Race
  • Spinhenge ESL
ist zwar nicht mehr ganz neu vom 02.06
aber ich kannte ihn noch nicht

Krieg der Welten

Computerfreaks durchforsten Signale aus dem Weltraum auf der Suche nach E. T. - und machen daraus einen verrückten Wettkampf.

Der PC auf dem Schreibtisch von Diana Kwoka führt ein geheimnisvolles Eigenleben. Wenn die Studentin der Luft- und Raumfahrttechnik ihre Arbeit unterbricht, um sich einen Kaffee zu machen, begibt er sich auf die Suche nach Außerirdischen. Automatisch startet der Computer ein Programm und untersucht Signale, die von der Weltraumabhöranlage in Arecibo (Puerto Rico) aufgefangen wurden: Hallo - ist dort draußen jemand?


"Ich glaube nicht, dass wir allein sind", sagt Kwoka, 28. "Irgendwo gibt es im Universum intelligente Lebewesen. Und irgendwann werden wir Nachrichten von ihnen empfangen." Auf jeden Fall ist die Studentin aus Berlin nicht allein, wenn sie sich auf die Suche begibt. Mit ihr nehmen weltweit über 3,5 Millionen User an der Jagd nach E. T. teil. Jeder empfängt mit seinem Computer Daten aus Arecibo. Und jeder hat ein Programm auf der Festplatte, das zu rechnen beginnt, sobald der PC angeschaltet ist, ohne dass an ihm gearbeitet wird.

Das ist keine Idee von Spinnern. Hier geht es um seriöse Wissenschaft. "Search for Extraterrestrial Intelligence", kurz Seti, heißen die Projekte, die mit den ersten umfassenden Weltraumlauschereien in den sechziger Jahren begannen. 1996 haben zwei amerikanische Wissenschaftler Seti@home ins Leben gerufen und mit einer Arbeitsgruppe an der University of California in Berkeley eine Software entwickelt, die sich jeder aus dem Internet herunterladen kann, um von zu Hause aus mitzumachen.

Der Sinn des Unternehmens: Von der Weltraumabhöranlage in Puerto Rico werden täglich so viele Signale aufgefangen, dass ein Computer allein sie gar nicht durchrechnen kann. Schon längst hätte man darauf verzichten müssen, alle Daten gründlich daraufhin zu prüfen, ob sich vielleicht eine Botschaft von Außerirdischen darunter befindet.


Seti-Untersuchungs- programm: Außergewöhnliche Bewegungen?


Die Lösung für das Problem ist clever. Für das Seti@home-Projekt werden die Datenmassen in kleine Datenpakete zerlegt. Wer sich als Teilnehmer registrieren lässt und die Software installiert hat, bekommt eines davon zugeschickt, sobald er online geht. Der Setianer lädt sich das Paket herunter, geht wieder offline und lässt die restliche Arbeit von seinem Computer machen. Etwa fünf Stunden dauert mit einem neuen Rechner im Durchschnitt die Bearbeitung einer Sendung. Geht der Rechner wieder online, schickt er das bearbeitete Paket zurück und holt sich ein neues.

Diana Kwoka kann über einen Screensaver genau verfolgen, was ihr Rechner mit den Datenpäckchen macht. Unablässig flimmern die Signale aus den Tiefen des Universums über den Bildschirm: "Da läuft alles normal", winkt Kwoka ab. "Hier kommt es nur ganz selten zu außergewöhnlichen Bewegungen."

Aber selbst das hätte dann noch gar nichts zu bedeuten. Vielleicht hat man in Arecibo nur die Nachricht eines bekannten Satelliten empfangen, der gerade durch das Funkfeld geflogen ist. Vielleicht gibt es eine technische Unregelmäßigkeit im System. Viele Ursachen für plötzliche Veränderungen im Datenmeer sind denkbar. Außerirdische Intelligenzen haben jedenfalls bis jetzt noch nicht für große Wellen gesorgt.

René Laufer, der auch Luft- und Raumfahrttechnik studiert hat und nun seine Doktorarbeit über Mars-Missionen schreibt, kennt die äußerst geringe Wahrscheinlichkeit, überhaupt jemals eine Nachricht zu bekommen. "Das Problem ist, dass die da draußen Mitteilungen senden müssten, die wir auch empfangen können. Das heißt, sie müssen sich etwa auf dem gleichen technologischen Niveau befinden." Da die Menschheit aber erst seit rund 150 Jahren in der Lage ist, selbst elektromagnetische Signale zu senden und zu empfangen, müsste es irgendwo eine Zivilisation geben, die sich zufällig parallel entwickelt hat. Und zwar möglicherweise Tausende von Jahren zeitversetzt, weil das Signal durchaus so lange von dem einen Planeten zu unserer Erde brauchen könnte.

Doch von solchen Unwahrscheinlichkeiten lässt sich Laufer gar nicht beeindrucken. "Es ist einfach faszinierend, an so einem Projekt teilzunehmen. Außerdem kann man das Ganze auch als eine Art Spaß-Wettkampf verstehen." Vor zwei Jahren hat er die Seti Explorers gegründet, um sich mit vereinzelten Aktivisten zusammenzutun. Denn gemeinsam ist es lustiger. Und gemeinsam ist man stark. Allein in Berlin und Brandenburg sind knapp 100 aktive Gruppen gemeldet, im deutschsprachigen Raum sind es fast 4000, weltweit sogar 31 000. Alle rechnen für das eine Ziel. Aber alle treten auch gegeneinander an, wenn es um die Anzahl der bearbeiteten Pakete aus Arecibo geht.


KARSTEN THIELKER

Weltraumlauscher Richter-Reichhelm, Laufer, Kowka (im Berliner Planetarium): "Irgendwo gibt es im Universum intelligente Lebewesen"


Der Informatikstudent Jesper Richter-Reichhelm hat für die Netz-Seiten der Berliner Seti Explorers ein Statistikprogramm geschrieben, das immer die aktuellsten Bearbeitungsdaten aufzählt. Da lässt sich nachschauen, welchen Platz die Teams in der Tabelle einnehmen. In Berlin stehen die Explorers mit über 125 000 untersuchten Datenpäckchen an erster Stelle, dicht gefolgt von der Gruppe Humboldt-Universität Berlin/Charité mit gut 120 000 Paketen. Pro Tag kommen bei den Explorers derzeit rund 300 Pakete dazu, bei den Humboldtianern nur etwa 130.

Im nationalen Vergleich liegen die Berliner lediglich auf dem 20. Platz. Unangefochten an der Spitze steht die Gruppe Seti.Germany mit knapp 4,5 Millionen Päckchen, bei einem täglichen Zuwachs von weit über 10 000 Einheiten.

Jesper Richter-Reichhelm muss nur seine akribische Weltstatistik aufrufen, um zu zeigen, dass die deutsche Gruppe damit den internationalen Spitzenreiter arg in Bedrängnis bringt. Die weltweite Nummer eins, das amerikanische Team Ars Technica Lamb Chop, hat nämlich derzeit noch einen Vorsprung von über einer Million Paketen gegenüber Seti.Germany. Aber täglich kommen nur etwa halb so viele Einheiten hinzu wie beim deutschen Konkurrenten. Deshalb hat Richter-Reichhelm schon mal das Überholdatum in seine Tabelle geschrieben. Geht es so weiter, dann werden die Amerikaner in einigen Monaten an der Spitze abgelöst.

Das hat bei Lamb Chop schon Alarm ausgelöst. "Pure Production" wird auf der eigenen Homepage von allen Mitgliedern gefordert. Noch mehr Computer müssen noch mehr rechnen, wenn sich das Team ganz oben halten will.

SIGNALE AUD DEM ALL
Von der Website der Seti Explorers "www.seti-berlin.de" aus kommt man an die Software für Seti@home. Dazu gibt es aktuelle Statistiken, Links zur Seti-Hauptseite und zu verschiedenen Seti-Gruppen.



In diese Champions League werden die Berliner Explorers nicht aufsteigen. Trotzdem guckt Richter-Reichhelm täglich nach, wer auf welchem Rang steht. In seinem Team hält er derzeit Platz 7. Immerhin hat er insgesamt drei Rechner zu Hause laufen. Seine alten hat er nicht auf den Müll gebracht, sondern zu reinen Seti-Maschinen umgerüstet. Explorers-Gründer René Laufer hält in der internen Wertung Platz 26, und die Studentin Diana Kwoka hat sich auf Platz 56 hoch gerechnet. Kein Wunder, lässt sie doch während ihrer Arbeitszeit in einem Computerladen gleich noch einige Rechner im Betrieb mitlaufen.

Es ist diese Wettkampf-Manie, die das Seti@home-Projekt von allen anderen Unternehmungen unterscheidet, die auf das Prinzip des verteilten Rechnens setzen. Auch in der Krebsforschung oder bei der Suche nach großen Primzahlen kann das Laienkollektiv auf dem eigenen PC mithelfen. Selbst die freie Wirtschaft hat schon versucht, die Surfer über ein Prämiensystem für eine Mitarbeit zu gewinnen. Doch nicht jede unübersichtliche Datenmenge lässt sich in kleine Pakete aufteilen, die getrennt voneinander verarbeitet werden können. Auch kann man wertvolle Daten nicht einfach weltweit an Privatpersonen verteilen. Da ist das Risiko zu groß, dass sie missbraucht oder manipuliert werden.

Das Seti@home-Projekt hat diese Probleme kaum. Es lebt vom Ernst der Aktivisten aus dem akademischen Milieu, die den Anspruch haben, die Wissenschaft gratis mit ihrer Arbeitskraft zu unterstützen. Seti ist aber zugleich ein Teil der Spaßkultur der Science-Fiction-Fans, der Star-Trekkies und der Krieger der Sterne. Und nicht zuletzt wird das Projekt von der Hoffnung am Leben gehalten, dass da doch noch irgendwann eine Nachricht reinkommt, die das Weltbild in den Grundfesten erschüttern könnte.

Es ist schon genau festgelegt, was passiert, wenn es ein Setianer sein sollte, der diese Nachricht auf seinem PC als Erster herausfiltert. Der Champagner ist zwar noch nicht kaltgestellt. Aber klar ist, dass dieser Glückliche dann als Mitentdecker in die Geschichte der Astronomie eingehen wird. Sein oder ihr Name wird in Zukunft bei allen wissenschaftlichen Veröffentlichungen genannt werden, die sich mit dem ersten Nachweis extraterrestrischer Intelligenz beschäftigen. "Man ist dann", sagt René Laufer, "wahrscheinlich so berühmt wie Einstein."

STEPHAN POROMBKA

hier ist der link
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,196380,00.html

MFG
Sir Ulli
 
hehe.. ;)

jesper kenn ich sogar! beim berliner-stammtisch und seti-treff dabei gewesen. ;)
 
Hehe.... klingt alles so, als wollten die das für Tante Frieda erklären.

"geheimnisvolles Eigenleben....." *lol*
 
also ich finde den Artikel gut. Bringt den "normalen" Leuten da draußen unser Hobby näher. Und das so, dass es jeder versteht... find ich echt ;D
 
servus,

sagt mal wie ist das eigendlich damit..........?
Es ist schon genau festgelegt, was passiert, wenn es ein Setianer sein sollte, der diese Nachricht auf seinem PC als Erster herausfiltert. Der Champagner ist zwar noch nicht kaltgestellt. Aber klar ist, dass dieser Glückliche dann als Mitentdecker in die Geschichte der Astronomie eingehen wird. Sein oder ihr Name wird in Zukunft bei allen wissenschaftlichen Veröffentlichungen genannt werden, die sich mit dem ersten Nachweis extraterrestrischer Intelligenz beschäftigen. "Man ist dann", sagt René Laufer, "wahrscheinlich so berühmt wie Einstein."
wird doch sicherlich niemals bekannt werden wessen rechner die entsprechende wu berechnet hat.
u. wenn die user sah auf ein team verweisst, erst recht nicht.
das heisst den orden würde sich dann berkley anheften.
 
Natürlich, da es ja immernoch ein Projekt von Berkeley bleibt. Wir haben keinerlei Rechte. Und außerdem glaube ich nicht, das sich das Ergebniss auf eine WU beschränkt. Von daher kann man das nicht sagen. Außerdem machen wir das freiwillig ... wir stellen nur die Rechenleistung zur Verfügung und keine Wissenschaftliche Hilfe.
 
Da heist es: ca. 6 Stunden pro WU mit nem neuen Rechner. Ich rechne aber schon seit 9 Stunden rum und bin erst bei 70 %. Woran liegt das denn?
 
was hast du so an Hardware im Rechner?
Grafikclient oder text (dosbox)?
 
Original geschrieben von Redcliff
servus,

sagt mal wie ist das eigendlich damit..........?
wird doch sicherlich niemals bekannt werden wessen rechner die entsprechende wu berechnet hat.
u. wenn die user sah auf ein team verweisst, erst recht nicht.
das heisst den orden würde sich dann berkley anheften.
Doch, das steht auch auf der Homepage von SETI@Berkeley. Man wird offiziell als Mitentdecker genannt werden, sei es nun das ganze Team, oder eben als einzelcruncher.
 
Ich habe nen 1200 C Athlon, 256 MB DDR CL2 Infineon, Asus A7M266. Das dürfte dafür ja genügen. Ich habe einfach die Software von Seti runtergeladen, die, wo man so "toll" die Datenberechnung sieht. Das müsste also die Grafik-Version sein. Wo gibts die DOS - Box und was ist besser?
 
Und wo gibts die?
 
Da muss man aber ja erst mal draufkommen. Und das rechnet jetzt genauso durch? Kann man das auch irgendwie als Autostart machen oder muss das immer manuell erfolgen?
 
@ Peter1984

Du erstellts einfach eine Verknüpfung zur i386-winnt-cmdline.exe in deinem Autostart-Ordner.
Und schon startet Seti automatisch, bei jedem Neustart.


-==AIRWOLF==-
 
Das habe ich schon gemacht, kann ich das Fenster auch automatisch in der Symbolleiste neben der Uhr anzeigen lassen??? Und wo sehe ich den Fortschritt? Oder geht das da nicht? Kenne Seti bisher nur als Grafikclient.
 
Die Zeit wird bei mir zwar nicht angezeigt, aber nach einigem Probieren hab ich den Client richtig zum laufen gebracht. Geht ja echt viel besser ab! Danke!
 
Zurück
Oben Unten