Seasonic X-750 80Plus Gold

soulpain

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Seasonic möchte mit der X-Serie eine Baureihe auf den Markt bringen, die sich von den bisherigen Netzteilen trennt und eine völlig andere Technik einsetzt. Das X-750, welches wir heute vorstellen dürfen, trägt das 80Plus Gold Logo. Und das laut Angabe der Tester alles andere als knapp, was uns eine hohe Effizienz bei 230V verspricht. Aber auch optisch soll der Stromversorger elegant wirken und ein vollmodulares Steckersystem bieten. Ob sich das warten gelohnt hat, zeigen wir nun in unserem gewohnt umfangreichen Testszenario des 750W Modells aus der X-Serie.

[break=Produkteigenschaften]
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Das Netzteil ist in einem großen schwarz-gold gefärbten Karton eingetroffen, auf dem das 80Plus Gold Logo zu sehen ist und Informationen zur verbauten Technik enthält. So wird etwa mit einer 3% Spannungsregulation geworben, dem vollmodularen Steckerpanel, 105°C Kondensatoren und active PFC. Außerdem zeigt ein Schaubild auf der Rückseite, dass auf der Zuleitung zur Kabelmanagement-Platine nur geringe Ströme fließen, was die Verlegung vieler Leitungen überflüssig macht. Auch dem verwendeten Gleichstromwandler kommt eine hohe Bedeutung zu. Die Garantie beträgt 5 Jahre.

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Dem Paket beigelegt sind zwei große Taschen mit Leitungssträngen, mit denen das Netzteil bestückt werden kann, wobei das Panel nicht genügend Anschlussmöglichkeiten bietet und man so auf zwei Leitungen verzichten muss. Ein Kaltgerätekabel, ein Benutzerhandbuch in schwarz-weiß, die Befestigungsschrauben und ein Aufkleber mit Logo sind enthalten. Das Netzteil selbst ist außerdem in einer Stofftasche verpackt und sitzt stabil zwischen zwei Styroporplatten.

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Das Netzteil selbst mit nur 16 cm Bautiefe setzt auf wabenförmige Belüftungs- und Entlüftungslöcher anstatt eines konventionellen Lüftergitters. Leider stehen diese etwas hervor. Der Lack ist matt schwarz gehalten und das Steckerpanel reiht sich geordnet auf. Auf der Seite trägt das Netzteil ein großes X. Was uns sehr gefällt, ist die Beschriftung vor dem Lüfter, die darauf hinweist, dass dieser nur bei Bedarf dreht und so Verwirrungen vermieden werden.

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Auf selbigen kommen wir nun zu sprechen. Wie bei den M12D kommt ein Sanyo Denki Lüfter zum Einsatz, der sehr gut verarbeitet ist und keinerlei scharfkantige Lüfterblätter aufweist. Es handelt sich um das Modell 9S1212P4M61 mit nur 0.14 A. Dieser ist allerdings kugelgelagert, was prinzipiell gut für die Lebensdauer ist. Dafür hört man immer ein leichtes Lüfterschleifen, so denn er überhaupt dreht.

[break=Leistung und Anschlüsse]
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Mit je 25 A scheinen +3,3 V und +5 V zunächst üppig dimensioniert, aber die kombinierte Leistung liegt nur bei 125 W. Das mag wenig erscheinen, ist aber genau der Vorteil der DC-DC Topologie, da +12 V bei modernen Systemen entscheidend ist. Bei zuletzt genannter handelt es sich um eine Single-Rail mit satten 62 A und damit 744 W, was theoretisch fast der Gesamtleistung entspricht. Die Standby-Rail ist wie üblich schwach ausgelegt. Weiterhin sehen wir auf dem Aufdruck die Sicherheitszeichen, sodass dieses Netzteil EU konform produziert wurde.

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Die Leitungen sind komplett mit einer weichen und dichten Ummantelung versehen worden, welche knapp vor den Steckersockeln enden und in die Steckerköpfe münden. Das gesamte System ist vollmodular, inklusive der Hauptanschlüsse. Sowohl der 24-pin (ganz links auf die obere und untere Reihe aufgeteilt), die 4-pin und 8-pin Zusatzversorgungen als auch die vier 6/8-pin PCIe Stecker sind etwa 55 cm lang und damit für die meisten Anwendungen ausreichend. Für den weiteren 8-pin CPU-Strang war kein Platz mehr im Panel übrig. Auch die Peripherieleitungen sind ausreichend dimensioniert, wobei andere Anbieter auch mehr als 80 cm in der Länge erreichen. Dafür sind acht PATA und SATA Anschlüsse mehr als ausreichend für alle denkbaren Szenarien.

[break=Elektronik und Funktion]
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Das Innere ist mit sehr kleinen Komponenten bestückt und erweckt zunächst nicht den Anschein, 750W bereitstellen zu können. Aber mit hohen Frequenzen zu arbeitet ermöglicht auch, die physikalische Größe der Bauteile zu verringern, was sich positiv auf die Gesamtstruktur auswirkt. Daher haben wir hier ein äußerst sauberes Gesamtbild, was die Verarbeitung betrifft. Sinnvoll platzierte Klebstoffkleckse und gerade angelötete Bauteile machen einen guten Eindruck. Markant ist die kleine Kühlkonstruktion, die angesichts der Wirkungsgrade vertretbar sein sollte. Die Lötqualität im Allgemeinen ist in jeder Hinsicht gelungen.

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Direkt im Eingangsbereich kombiniert man die Steckerbuchse mit einem hochwertigen Netzfilter von YUNPEN in gekapselter Form, der dank seiner stromkompensierten Drossel vor allem gegen Gleichtaktstörungen fungiert. Das Modelle ist auf die Höhen der Netzströme ausgerichtet. Weitere Bausteine wurden dort nicht angebracht. Dafür hat man aber nicht auf einen Ferritkern zur Entstörung verzichtet, was eine sehr sinnvolle Ergänzung ist.

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Die EMI-Filterung setzt sich allerdings auf dem zentralen PCB fort mit einem MOV gegen Überspannung und einer Schmelzsicherung gegen primärseitige Überströme. Das setzt sich mit zwei Spulen, eine davon gegen den Stromanstieg auf dem Rückleiter und eine als gleichsinnig gewickelte Drossel gegen Gleichtaktstörungen, fort. Zudem sind ein X-Kondensator und zwei Y-Kondensatoren vertreten. Hinter der Gleichrichterbrücke befindet sich noch ein lackgetränkter X-Kondensator. Scheinbar treten auch einige Gegentaktstörungen zentral auf, weshalb zwei graue X-Kondensatoren zu sehen sind, die hinter den Primärkondensatoren verlötet wurden.

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Die Gleichrichterbrücke kann bei 100°C 15A DC durchlassen, was für alle Netze ausreichend und daher passend dimensioniert ist. Zumal die Kühlung und der Kühlkörper verhindern, dass es zu derlei hohen Temperaturentwicklungen kommt. Das ist auch sinnvoll, wie das Schaubild zum Temperaturverhalten zeigt. Es handelt sich hierbei um ein GBJ 1506 Modell, wie es häufig verwendet wird.

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Am einzigen großen Kühlkörper des Netzteils mit sich abspreizenden Enden, die in ihre Form gebogen wurden, sitzen diverse Halbleiter des Leistungsfaktor-Vorreglers. Dort finden wir zwei STW20NM50FD MOSFET, der intern noch mit einer Diode ausgestattet ist. Das gilt auch für die drei 20N60C3. Zusätzlich finden wir noch eine Schottky Diode von Cree mit der Produktbezeichnung CSD06060. Die beiden zuletzt genannten Modelle sind für das PFC zuständig, die beiden STW20NM50FD für den eigentlichen Schaltvorgang. Im Vordergrund sehen wir eine Isolierfolie, die sich über die gesamte Seitenfläche erstreckt. Generell legt man hier wert auf einen möglichst guten Kontaktschutz.

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Der PFC-Spule wurde ein eigenes Kunststoffgehäuse spendiert, deren Hälften nach der Produktion zusammengesetzt wurden. Bei den Siebkondensatoren handelt es sich um zwei parallel geschaltete Nippon-Chemicon KMR Fabrikate mit 400V Spannungsfestigkeit und je 390 Mirkofarad Kapazität, wie wir sie aus den Vorgängerserien kennen. Mit einer Spezifikation von 105°C bei 2000h und einer zusammengefassten Kapazität von 780 Mikrofarad sind diese bestens geeignet. Eine saubere Spannung ist auch notwendig, denn die LLC-Topologie erfordert fast schon einen nichtlückenden Betrieb aktiver Leistungsfaktorkorrekturen mit einer gut geregelten Eingangsspannung.

LLC-Topologie? Ja, denn ab dem Schaltvorgang, der dem Schaltnetzteil seinen Namen gegeben hat, konnte Seasonic eine der größten Umgestaltungen vornehmen, die es bei PC-Netzteilen unserer Zeit gibt. Das L für die Induktivitäten und C für die Kondensatoren im Schaltplan stehen, wissen die meisten. Bei diesem Schwingkreis handelt es sich im einzelnen um die elektromagnetische Grundfunktion des Transformators (L), dessen Streuinduktivität (L) und vor allem einem Resonanzkondensator (C).

Die Aufgabe vom zuletzt genannten Bauteil ist entscheidend. Was ist das größte Effizienzproblem in einem Schaltnetzteil? Die Schaltverluste an den Transistoren, die zudem einen großen Kühlaufwand benötigen. Um diese zu einem großen Teil eindämmen zu können, wird mit Zero Voltage Switching gearbeitet. Und um diesen Nulldurchgang auch wirklich zu ermöglichen, wird ein Kondensator zwischengeschaltet. Die grundlegende Idee dabei ist einfach und bezieht sich auf folgende Formel, die solche Verluste beschreibt:

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P steht für die Leistung in Watt, die verloren geht. Hinzu kommen Frequenzen, verschiedene Zeitfaktoren wie die Einschaltdauer und besonders die auftretende Spannung am Schalter. Wird VDS gegen Null getrieben, geht auch das Ergebnis auf der anderen Seite des Gleichheitszeichens gegen 0. Denn aus der Multiplikation einer Größe (Spannung) mit 0 wird das Ergebnis immer 0 sein. Die Funktionsgrundlage wird folgendermaßen auf die Schaltung übertragen: Mit dem Schwingkreis wird der Stromfluss im Transistor in die umgekehrte Richtung gedrängt und von einer Diode auf eine möglichst kleine Spannung (= kleiner Verlust) gebracht. Durch die auftretende Verzögerungszeit entsteht eine Phasenverschiebung. Die Spannung eilt voraus und wenn sie als erstes den Nullpunkt erreicht, befindet sich der langsame Strom immer noch im negativen Bereich der Schwingung und macht das Schalten bei 0V möglich. Aus dem Prinzip abgeleitet wird der Schwingkreis direkt hinter den MOSFET positioniert. Durch eine geringe Steilheit des sonst rechteckförmigen Spannungsbildes wird als positiver Nebeneffekt das EMV-Verhalten begünstigt. Als Nachteil ist wie erwähnt die stabilisierte Ausgangsspannung zu nennen, die unbedingt gewährleistet sein muss. Das fällt also in den Aufgabenbereich eines gut durchdachten PFC-Bereiches. Weiterhin wird bei geringer Last nach wie vor PWM reguliert, da dort im Gegensatz zu höheren Lasten der Wirkungsgrad sinkt. Damit muss der IC-Baustein zur Steuerungsüberwachung arbeiten können. Mit dieser Zweiteilung hat Seasonic eine gute Lösung für alle Lastbereiche geschaffen.

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Sekundärseitig kommt links zunächst eine große Drossel, weiter hinten ergänzende Entstördrosseln mit geringer Kapazität zum Einsatz, die hochkant um ihren kleinen Stabkern gewickelt sind. Vier auf der Rückseite montierte IPD036N04L Halbleiter von Infineon sind zu zweit je an einem Kühlkörper befestigt, der durch das PCB nach oben führt. Eine intelligente Lösung, zumal sich der Wirkungsgrad auf die Dimensionierung der Kühlelemente auswirkt. Die Modelle sind auch sehr gut für die Bedingungen der DC-DC Converter beschaffen.

Bei den Glättungskondensatoren von Nippon-Chemicon handelt es sich durchgehend um Feststoffmodelle, deren Aggregatszustand sich nicht so schnell ändert wie beim flüssigen Elektrolyt, welches verdampft oder eintrocken kann und einem Kondensator damit schwankende Lebenserwartungen einbringt. Diese sind abhängig von den Umgebungsbedingungen und machen deren Lebensdauer schwer einschätzbar. Polymer-Aluminium Modelle sind also relativ umgebungsresistent mit guten Glättungseigenschaften und einem geringen Serienwiderstand. Deren Einsatz darf auf dem Kosten-Nutzen Verhältnis allerdings kritisiert werden, auch wenn deren Qualität empfehlenswerte Auswirkungen hat. Zudem verschleißt das einzige mechanische Bauteil im Netzteil mit Bewegung, der Lüfter, um einiges schneller. Im Zweifel wird das Netzteil also mangels Ventilation am Hitzetod sterben, anstatt Funktionsbeschränkungen durch alternde Kondensatoren zu erleiden. Als Sicherungschip kommt ein konventioneller PS223 mit den klassischen Absicherungen. Das Zusatz-PCB ist auf der Hauptplatine befestigt. Ihr werden einige Leitungen für +12V und Masse zugeführt.

[break=VRM]
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Auf dieser Zusatzplatine wird das Panel für das vollmodulare Steckersystem integriert und besteht wie das zentrale PCB aus einer temperaturresistenten Epoxidharzplatine mit adäquater Festigkeit dank einer hohen Materialdichte, die mit einem ebenso hohem Oberflächenwiderstand kriechende Ströme weitestgehend verhindern kann. Leider ist diese auf gut 50% teurer als eine FR4-Standardplatine, kann aber mit einer hohen Signalqualität punkten und verkraftet auch Betriebstemperaturen über 140°C, bevor Leiterbahnrisse auftreten. Nach dem Vorbild der Revolution85+ Serie wurde der Gleichstromwandler (VRM) hier angebracht, was sich besonders Platz sparend auswirkt und man zudem vor dem Output nochmals Einfluss auf die Spannung nehmen kann. Dort werden von einer großen 12V-Quellenergie über die Nippon-Chemicon Feststoffkondensatoren, Transistoren und Speicherdrosseln je +3,3V und +5V abgeleitet und zusätzlich stabilisiert. Der Vorteil ist ein hohes Leistungsspektrum auf der dominanten +12V Schiene und die damit verbundenen Effizienz auf dem Transportmedium. Denn der "Druck" durch diese Größe erleichtert das Überwinden von Widerständen als Hindernis der Fortbewegung. Wird daher eine hohe Spannung an einen MOSFET angelegt, vermindert sich der RDS-Widerstand. Und weniger Ohm verringert die Verlustleistung. Zudem kann sich eine saubere Ausgangsspannung bei +12V positiv auf den Filteraufwand bei +3,3V und +5V auswirken. Wobei die nachfolgenden passiven Bauelemente dennoch notwendig sind, um das verzerrte Spannungsbild der Schaltelemente zu verbessern.

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Wie bereits erwähnt, wird der generierte Strom nur über sehr wenige gelbe Leitungen zur Platine getragen. Offensichtlich fließt an dieser Stelle also nur ein moderater Strom, der sonst einen größeren Leitungsquerschnitt erfordert hätte. Mit der von Seasonic verwendeten Technik lässt sich also auch Platz und Kupfermaterial sparen, die bei der Verlegung zusätzlicher Adern aufgekommen wäre. Auch hier finden wir an den Enden Schrumpfschläuche zum Schutz vor Berührungen. Besonders entscheidend für den Wirkungsgrad des VR-Moduls ist ein gutes Controlling. Beim hier verwendeten IC-Baustein handelt es sich um einen APW7159, der als PWM Controller des Abschnittes fungiert und speziell für den dual-channel voltage-mode ausgerichtet ist. Als Schalttransistoren bedient sich jede der kleinen Spannung je zweier APM2510N und APM2556N. Die Anpec Komponenten werden des Öfteren an dieser Stelle eingesetzt und haben durch einen geringen Durchlasswiderstand sicherlich dazu beigetragen, dass die Cougar S-Serie und Enermax Revolution85+ die 90% Hürde überwinden konnten. Besonders der APM2556NU kann stolze 60A schalten. Diese Energiemenge wird auf 25°C spezifiziert, aber selbst bei 100°C wären es immer noch 48A. Bei einer Gesamtspannung von +10V ist das Modell auf lediglich 4.5 mOhm spezifiziert, entsprechend geringer wird er bei +12V. Auch hier versucht man folglich wie beim Zero Voltage Switching möglichst viel an Schaltverlusten zu minimieren. Daher wird das VRM auch weiterhin zur Marketingstrategie des Herstellers zählen und wurde auf der Verpackung aufgeführt. Weshalb bei keinem Anbieter die Topologie als werbestarkes Argument entfällt.

Im Gesamtüberblick haben wir also ein hochinteressantes Netzteil, dass die Verluste beim Schaltvorgang minimiert und dank der VRM größtenteils mit einer hohen Spannung arbeitet, um den Widerstand auf dem Transportweg zu minimieren. Zumal die Transistoren bei +3,3V und +5V mit sehr wenigen Ohm angegeben werden. Das wird sich mit Sicherheit bei den nun folgenden Messwerten bemerkbar machen. Ob es auch bei unserem Testvorgang für 80Plus Gold und sogar mehr reicht im 230VAC Netz, sehen wird nun.

[break=Messungen]

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Zunächst die gute Nachricht: Der Wirkungsgrad ist tatsächlich so hoch wie erwartet, wenn nicht noch höher. Bereits bei 10 % Last erreicht das Netzteil 85,97 %, in der Spitze sind es sogar gewaltige 92,51 %, die selbst in den höchsten Lastbereichen nur unwesentlich unter die 90er Marke fallen. Auch +12V hält sich hervorragend und bricht erst bei 110 % Last etwas ein. Zu Beginn startet die Schiene mit etwa 2% über dem Sollwert und endet weniger als 0,5% darunter. Ein herausragendes Ergebnis.

Wenn man es aber genau nimmt, muss man (bei einer 1:1 Umrechnung von Dollar in Euro anhand der offiziellen Preisempfehlung von 199 $) diesen Vorteil mit viel Geld aufwiegen. 70 € weniger kostet etwa das S700 von Cougar. Im Umkehrschluss wird man für 50 W Leistung und 2 % Effizienz mehr also 70 € bezahlen müssen. Angesichts der höchsten Effizienz, die wir jemals bei Planet 3DNow! gemessen haben, wird das für Enthusiasten vertretbar sein. Der durchschnittliche Käufer, der für einen guten Preis und einem ohnehin geringerem Energiebedarf nach Netzteilen sucht, wird hier jedoch nicht fündig. Weshalb wir doch noch etwas vor der starken Anziehungskraft des 80Plus Gold Zertifikates warnen, was wirtschaftlich für die meisten Kunden nicht rentabel ist. Ähnliches hatten wir bereits beim S550 kritisiert, welches trotz des damals höchsten Effizienzwertes und 80Plus Silver preislich einfach zu hoch liegt. Fairerweise müssen wir es daher auch hier erwähnen.

Weiterhin sind die kleinen Leitungen ausreichend, für den Preis aber auch nicht überragend reguliert. +3,3 V startet relativ hoch und befindet sich im freien Fall nach unten, kann sich jedoch bei höherer Last etwas stabilisieren. +5 V beginnt mit etwa 0,8 % relativ niedrig, was kaum einen Raum für den Spannungsabfall lässt. Trotzdem befinden sich alle Leitungen deutlich innerhalb der Spezifikation.

Von den Werten als solche hat uns das Netzteil dennoch überzeugt. Der Leistungsfaktor erreichte nämlich 0,98 als Maximum und konnte auch bei niedriger Last fast 0,85 bewerkstelligen. Erst bei 20 % beginnt der Lüfter zu drehen, genau wie es die Herstellerangabe versprochen hat, was wir sehr vorbildlich finden. Spätestens bei 80-100 % Last ist die Geräuschkulisse wie so oft nicht mehr als leise zu bezeichnen, mit 50% ist sie hingegen noch sehr erträglich.

[break=Fazit]
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Seasonic kann nach einer langen Entwicklungsphase nun ein Netzteil präsentieren, das ein waschechtes 80Plus Gold Produkt ist. Nicht knapp und nicht nur als Machbarkeitsstudie, sondern als tatsächlich bald verfügbares Produkt. Leider muss man dafür auch Preise hinnehmen, die an die Kosten einer solchen Machbarkeitsstudie erinnern. Denn die unverbindliche Preisempfehlung lautet 199,99$ und auch beim 650W Gerät wird mit 169,99$ kalkuliert. Dass das Produkt nun doch nicht ganz als Massenware betrachtet werden kann, mindert allerdings nicht dessen Auswirkung auf den Markt. Angesichts des Entwicklungsaufwands respektieren wir die Kosten.

Der große Vorteil des hier getesteten X-750 liegt nämlich klar auf der Hand. Man hat nicht nur einen großen Einschnitt in die Topologie gewagt, sondern auch genügend Zeit investiert, sodass man von einer guten Qualität der Umsetzung sprechen kann, wie sie auch bei vertrauten Designgrundlagen vorkommt. Ein Indiz für die professionelle Arbeitsweise des Herstellers. Lieber sehen wir ein ausgereiftes Produkt, dessen Verkaufsstart des Öfteren verschoben wird, als ein problembehaftetes Netzteil, das auf den Markt geworfen wird. In dem von uns getesteten 750W Modell steckt weit mehr Revolution als in der aktuellsten Serie von Enermax, bei denen man erst noch auf entsprechende Geräte höherer Effizienz warten muss. Wir denken nicht, dass das 80Plus Gold Logo als solches entscheidend ist, sondern betrachten die Überlegungen an sich, die hinter dem Produkt stecken, als beachtlich. Hinzu kommen 5 Jahre Garantie, welche heute allerdings nicht mehr ungewöhnlich sind.

Mit der Schaltung durch Nullspannung verringert man die Verlustleistung an den Halbleitern und die Widerstände durch die Fokussierung auf +12V, welche erst kurz vor dem Output auf die anderen Spannungsniveaus heruntergeregelt werden. Zumal im kleinen Lastbereich, wo LLC weniger effektiv arbeitet, auf eine klassische PWM Steuerung gesetzt wird. Im Mittelpunkt steht also die Integration des umfangreichen Control-IC CM6901X. Ansonsten vereint das Netzteil gewissermaßen die Idee von Enermax, den Gleichstromwandler auf die Rückseite der Extraplatine zu verlegen und die Variante von SilverStone, alle Anschlüsse modular auszulegen. Für den Rest der Technik des Seasonic gilt, dass dort viele andere versuchen werden, etwas abkupfern zu können. Denn wie immer ebnet eine neue Enthusiastenklasse den Weg für die baldige Mittelklasse. Die Komponenten müssen verstärkt produziert und günstiger verfügbar sein und dann steht der Topologie auch in kleineren Gefilden nichts mehr im Weg. Bis dahin setzt die X-Serie die Messlatte sehr hoch und ist für alle Käufer interessant, die mehr als nur einen einfachen Stromversorger haben möchten. An die Benutzer einfacher Arbeitsrechner richtet sich das Netzteil folglich nicht.

Das Netzteil erreicht sagenhafte 92,51 % als Maximalwert, was zunächst für einen Messfehler gehalten werden könnte, aber auch bei wiederholtem überprüfen genial hoch liegt. +12V ist sehr gut reguliert, während die kleineren Schienen teils sehr stark abfallen. Der Leistungsfaktor ist mit bis zu 0,98 zufrieden stellend. Auch der Lüfter begann erst ab 20% Last kontinuirlich zu drehen. Gut dimensionierte Nippon-Chemicon Kondenstoren sorgen für eine hohe Stützzeit und eine sauber geglättete Spannung (kaum mehr als 25 mV Restwelligkeitsanteile).

Großartige Schwächen sehen wir keine bis auf die leicht überstehenden Belüftungslöcher und möglicherweise, dass andere Anbieter längere Leitungen bei den Peripherieanschlüssen bereit stellen. 16cm Bautiefe sind angesichts des Leistungsbereiches mehr als angemessen. Trotz des zusätzlichen PCB sind die Bauteile aufgrund der hohen Frequenzen ziemlich klein, was viel Platz spart bzw. Raum für die Abluft schafft. Zumal aufgrund der niedrigen Ströme, die zum PCB fließen, weniger Zuleitungen notwendig waren bzw. der Leitungsquerschnitt gesenkt werden konnte. Sehr gut beurteilen wir auch die vier PCIe Stecker mit 55 cm und die Floppyanschlüsse in Form eines Adapters, da zuletzt genannte kaum noch benötigt werden.

Aus diesen Gründen ist das Seasonic momentan als Referenz zu bezeichnen und neben der Kreativität beim Design kann man vor allem auch die Ausgewogenheit des Netzteils als vorteilhaft bezeichnen. Die Optik ist mit dem schlicht schwarzen Lack ansprechend und das komplett modulare Steckersystem hinterlässt einen guten Eindruck. Daher bleibt uns an dieser Stelle nur noch ein Lob für die Innovation aus zu sprechen. Weiterhin hoffen wir darauf, eine ähnliche Technik bald auch im niedrigeren Mittelklassebereich wieder finden zu können. Dann aber hoffentlich mit massentauglicheren Preisen. Seasonic hat dafür jedenfalls die Basis gelegt. Das Warten hat sich gelohnt.

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