Ein was waere wenn Szenario für die Rettung der Columbia Crew

Markus Everson

Grand Admiral Special
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arstechnica hat einen wunderbar detailierten Artikel online, in dem beschrieben wird das es tatsächlich eine extrem gerine Chance gegeben hätte die Crew der Columbia mit der Atlantis abzuholen.

Eine Chance von 1 zu einer Million - aber es war immerhin nicht von vornherein unmöglich.
 
Ich kann mich noch sehr genau an die Bilder vom Start erinnern.
Sogar im deutschen Fernsehen wurde recht zeitnah der Zwischenfall gezeigt, wie das Schaumstoffstück den Hitzeschild beschädigt hat.
Es war sogar im Gespräch, ob man das Weltraumteleskop Hubble auf die Columbia ausrichten sollte, um den Schaden genauer begutachten zu können.
Mir und vielen anderen kam selbstverständlich sofort der Gedanke einer Rettungsaktion mit einem anderen Shuttle.
Aber eine zusätzliche nichtkommerzielle Shuttlemission die zudem einen unbemannten Shuttle im Orbit zurücklässt, der vermutlich verloren ist, ist natürlich teuer!
Man hörte also von der NASA nichts mehr, was auf eine Rettung schließen lässt.
Der Zwischenfall wurde bis zum Schluß verharmlost bzw. ignoriert.
Die Rückkehr der Columbia sollte also planmäßig erfolgen. Wie wir wissen ist das schief gegangen.
Vermutlich hat die Crew auch nur diese schöngefärbte Schadenseinstufung erhalten.
Ich bin allerdings der Meinung, dass eine Rettungsaktion eine gute Chance gehabt hätte.

Hier noch ein weiterer Artikel dazu in deutsch: http://www.sueddeutsche.de/panorama...-waere-riskant-aber-moeglich-gewesen-1.673145
 
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Guter Artikel, wirft für mich jetzt natürlich die Frage auf: Was wäre passiert, wenn während der Vorbereitungen der Rettungsmission oder währenddessen irgendwas schief gegangen wäre?

Ich finde es zum Beispiel paradox, dass für Atlantis eine ausgiebige Prüfung auf Beschädigungen eingeplant war. Angenommen dort wären welche festgestellt wurden: nimmt man dann das weniger beschädigte Shuttle oder das mit dem größeren Schaden, damit mans "schneller" hinter sich hat?
 
Die "Washington Post" schilderte zwei Szenarios und berief sich dabei auf Angaben des Vorsitzenden der Kommission, Ex-Admiral Harold Gehman. Danach wäre es möglich gewesen, das Shuttle Atlantis auf den Weg zu schicken. Die Raumfähre hätte in rund 20 bis 30 Meter Entfernung von der um die Erde kreisenden Columbia vier angeseilte Astronauten aussetzen können, um die siebenköpfige Crew des beschädigten Schwester-Shuttles an Bord der Atlantis zu holen. Als zweite, aber noch riskantere und noch weniger Erfolg versprechende Möglichkeit wurde der Ausstieg von zwei Columbia-Astronauten zur Abdichtung eines Lochs am linken Flügel genannt.
Quelle

Die Nasa-Ermittler waren nach dem Unglück vom 1. Februar davon ausgegangen, dass die Astronauten bis zuletzt ahnungslos waren.
Quelle

Wenn es Anweisungen gab, dass die Crew nicht oder nicht vollständig Informiert werden durfte, ist das für mich ein Indiz, dass die Nasa kein Interesse an einer Rettungsaktion gehabt hat.
Mir kann keiner erzählen, dass dieser Zwischenfall, der sogar im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, von der Nasa als so belanglos eingestuft wurde, dass nichtmal die Crew darüber informiert wurde.
Wenn sich Bewahrheiten sollte, dass die Nasa über die Köpfe der Crew hinweg eine Rettungsaktion verworfen hat, ist das für mich ein klarer Fall von unterlassener Hilfeleistung.
 
Wenn es Anweisungen gab, dass die Crew nicht oder nicht vollständig Informiert werden durfte, ist das für mich ein Indiz, dass die Nasa kein Interesse an einer Rettungsaktion gehabt hat.

Was mir fehlt ist das Indiz dafür das es derartige Anweisungen gab. Mein Gedächtnis behauptet das die Videoaufnahmen und Diskussionen an die Du Dich erinnerst vom Start späterer Missionen nach Wiederaufnahme des Betriebes stammen.
 
Wie sonst lässt sich erklären, dass selbst Nasa-Ermittler davon ausgingen, das die Crew bis zum Schluss ahnungslos war?

Ich meine schon den Zwischenfall der Columbia.
Dieser wurde zeitnah nach dem Start in den deutschen Nachrichten bekanntgegeben.
Es war also öffentlich bekannt, dass die Columbia einen Schaden am Hitzeschild erlitten hatte.
Und zwar schon sehr zeitnah nach dem Start.
Nicht nur ich habe der Crew bei Wiedereintritt leider umsonst die Daumen gedrückt.

Ansonsten wäre eine Diskussion über eine Rettungsaktion ziemlich sinnlos.
 
Wie sonst lässt sich erklären, dass selbst Nasa-Ermittler davon ausgingen, das die Crew bis zum Schluss ahnungslos war?

Ganze einfach. Indem man davon ausgeht das die Nasa-Ermittler selbst zu dem Schluß kamen das kein nennenswerter Schaden entstanden sei. http://staugustine.com/stories/020203/new_1299125.shtml

Ich meine schon den Zwischenfall der Columbia.
Dieser wurde zeitnah nach dem Start in den deutschen Nachrichten bekanntgegeben.

Wie gesagt, mein Gedächtnis sagt Du verwechselst das. Werden wir uns wohl erst drüber einig wenn Du einen entsprechenden Bericht referenzierst.

Es war also öffentlich bekannt, dass die Columbia einen Schaden am Hitzeschild erlitten hatte.

Nein, es war maximal öffentlich das die Columbia beim Start von einem Brocken des Hitzeschildes getroffen wurde. Was quasi während jedes Starts ein- bis mehrmals passierte.

Ansonsten wäre eine Diskussion über eine Rettungsaktion ziemlich sinnlos.

Du hast Dir aber schon den Artikel durchgelesen mit dem dieser Thread begann?

The foam strike was not observed live. Only after the shuttle was orbiting Earth did NASA's launch imagery review reveal that the wing had been hit. Foam strikes during launch were not uncommon events, and shuttle program managers elected not to take on-orbit images of Columbia to visually assess any potential damage. Instead, NASA's Debris Assessment Team mathematically modeled the foam strike but could not reach any definitive conclusions about the state of the shuttle's wing. The mission continued.

Edit: Erinnert sich noch jemand an den Erstflug der Columbia? DAS war ein Riesen-Buhai wegen der freiheitsliebenden Kacheln die sich partout nicht an das Shuttle binden wollten. Erwartungsgemäß sind ein paar davon sogar beim Start geflüchtet und es wurde extra eine U2 hochgeschickt um ein mehr oder weniger scharfes Photo der Unterseite des Shuttle (im Orbit) zu schießen. Die Amis gingen m.E. schon immer etwas hemdsärmelig an solche Sachen heran. Müssen sie vielleicht auch, ist ja schließlich keine Herz-OP was da abläuft sondern es werden gigantische Energiemengen und Kräfte auf Strukturen losgelassen die genau dafür konstruiert wurden diese zu ertragen. Hier ist es schief gegangen und hinterher hat es natürlich jeder besser gewußt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, es war maximal öffentlich das die Columbia beim Start von einem Brocken des Hitzeschildes getroffen wurde. Was quasi während jedes Starts ein- bis mehrmals passierte.
Bei dem Columbiazwischenfall war von Beschädigung des Hitzeschilds die Rede.

---------- Beitrag hinzugefügt um 10:01 ---------- Vorheriger Beitrag um 09:51 ----------

Hier ist es schief gegangen und hinterher hat es natürlich jeder besser gewußt.
Nein, man wußte rechtzeitig, das etwas schief gegangen ist und hat die Situation ignoriert.
Statt die Verantwortung für diese Schlamperei zu übernehmen sieht man nur Versuche der Nasa diese Schlamperei in ein besseres Licht zu stellen.

---------- Beitrag hinzugefügt um 10:15 ---------- Vorheriger Beitrag um 10:01 ----------

The foam strike was not observed live. Only after the shuttle was orbiting Earth did NASA's launch imagery review reveal that the wing had been hit. Foam strikes during launch were not uncommon events, and shuttle program managers elected not to take on-orbit images of Columbia to visually assess any potential damage. Instead, NASA's Debris Assessment Team mathematically modeled the foam strike but could not reach any definitive conclusions about the state of the shuttle's wing. The mission continued.
Das mag ja stimmen, dass man erst im Orbit festgestellt hat, dass ein "Schaden" eingetreten ist.
Ich will auch nicht ausschließen, dass es "daraufhin" öffentlich gemacht wurde, dass die Columbia beim Start einen Schaden am Hitzeschild erlitten hat.
Fest steht, man hätte genug Zeit gehabt, darauf "angemessen" zu reagieren.
 
Bei dem Columbiazwischenfall war von Beschädigung des Hitzeschilds die Rede [...] man wußte rechtzeitig, das etwas schief gegangen ist und hat die Situation ignoriert [...]Fest steht, man hätte genug Zeit gehabt, darauf "angemessen" zu reagieren.

Kommt von Dir zu den "feststehenden Tatsachen" auch noch irgendeine Art von Beleg? Falls nicht sehe ich die Diskussion als einseitig an, denn was Du bisher äußerst sind lediglich Glaubensbekenntnisse und Dolchstoßlegenden. (was nichts über Wahrheitsgehalt aussagt - ohne Fakten ist auch eine Behauptung die der Wahrheit entspricht lediglich ein Glaubensbekenntnis)
 
Ich habs damals live am TV mitverfolgt. Statt eines Shuttles tauchte plötzlich so ne Art Meteorschauer auf den Linsen auf. Das war ein ziemlicher Schock und total unerwartet für mich.
Ich kann mich nicht erinnern, dass vorher von Beschädigungen am Shuttle die Rede war. Das hätten die Kommentatoren auf n-tv oder n24 damals sicherlich auch erwähnt während des Wiedereintritts.
 
Wenn ich mich recht entsinne hat man den Schaden am Hitzeschild vermutet, ihn aber eben nicht bewiesen. Auch an die Idee vom Hubble-Teleskop hab ich noch in Erinnerung.

Aufgrund einer Vermutung hat man wohl geglaubt auf Maßnahmen verzichten zu können, da eben schon mehrfach Shuttles von Schaumstoffteilen oder auch Vögeln beim Start getroffen wurden und nichts passierte.
Da hat man sich bei der Columbia damals verschätzt, mit bekanntem Ende.

Immerhin wurde danach eine Technik für provisorische Reparaturen entwickelt. Man hätte sich dennoch viel früher Gedanken machen müssen, wie man eine Beschädigung reparieren kann, gerade weil das Problem ja nicht wirklich neu war!
 
ich meine das ein schaden da war hatten sie schon gesagt damals.
nur das der schild ja das fehlen einer kachel wegstecken könne. es wäre nur kritisch geworden wenn mehrere kacheln nebeneinander fehlen würden war doch die expertenmeinung.
 
Waren das nicht 2 verschiedene Geschichten?

Zuerst der Totalverlust dessen Ursache sich dann als beim Start beschädigter Hitzeschild herausstellte. Da gabs ja auch Daten wie nach und nach Temperatursensoren im Shuttle ausfielen weil sie verglühten.
Und dann ein zweiter Fall. Man hatte sich dann den Start viel genauer angeschaut, und gesehen dass wieder etwas den Schild getroffen hat. Da hat man dann mit Kameras die Unterseite abgesucht, Entwarnung gegeben und die Kiste ist auch sicher wieder gelandet. (Wie stark und ob da wirklich Beschädigungen waren und wie risikolos die Landung tatsächlich war, weiß nur die NASA)
 
nee ich meine nicht.
die haben bei der berichterstattung zur columbia aber auch gesagt das halt vorher schon öfter kacheln bei space shuttlen abgerissen waren (was dann wohl auch erst nach der landung aufgefallen war) und man daher zu dem schluss gekommen ist das die eine kachel kein problem sei.
 
Bereits am zweiten Tag der Mission, am Freitag, den 17. Januar 2003, wurde von der Arbeitsgruppe 14,
die mit der Sichtung und Auswertung des während der Startphase gemachten Videomaterials betraut war, festgestellt,
dass der Orbiter von einem Objekt getroffen wurde. Festgestellt werden konnte auch, dass es sich um ein großes Objekt
handelte, das die linke untere Flügelkante mit hoher Geschwindigkeit traf
Quelle
Um dieses Video handelt es sich, welches im deutschen Fernsehen zu sehen war.
Es zeigt ein aktenkoffergroßes Schaumstoffstück, welches mit hoher Wucht auf die Vorderkante der linken Tragfläche aufschlägt und an der Oberfläche abgleitet.
Vor ein zwei Jahren habe ich dieses Video noch problemlos im Internet finden können.
 
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Schreibst Du das als Korrektur Deiner ursprünglichen Aussage?
Da gibt es nichts zu korrigieren.
Als diese Nachricht in Verbindung mit dem Video gezeigt wurde, ist man davon ausgegangen, dass eine ernst zu nehmende Beschädigung möglich ist und nicht ausgeschlossen werden kann.
Daher entstand auch der Wunsch nach aussagekräftigeren Bildmaterial, in deren Folge auch die Diskussion aufkam, dass Hubble Weltraumteleskop auf die Columbia auszurichten.

Die Nasa ist, wie wir ja alle inzwischen wissen anders mit dem Vorfall umgegangen, geschweige denn, dass sie in der Lage ist, Verantwortung für den Mist, den sie gebaut hat, zu übernehmen.
Dazu verweise ich nocheinmal auf diesen Link: http://www.uni-bielefeld.de/soz/forschung/orgsoz/pdf/Gregor-Reimann-BA-Arbeit.pdf
 
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Ich kann wirklich nicht nachvollziehen wie Du Deine Schilderung mit dem genannten Dokument (wo hattest Du das denn vorher erwähnt? Erinnert zwar im Stil an einen Realschüler, aber die Darstellung der Fakten ist detaillierter als alles was ich bisher dazu gelesen habe) in Einklang bringen willst. S. 20-26 und folgende sind meiner Meinung nach an Klarheit kaum zu übertreffen und besagen eindeutig dass das Problem nicht als solches erkannt wurde.
 
Nun, die Arbeit bestätigt, dass die potenzielle Gefahr, die von diesem Vorfall ausging, bereits einen Tag nach dem Start eindeutig bekannt war und von der Nasa in fahrlässigster (man will ja Niemanden Vorsatz unterstellen) Weise ignoriert wurde.
 
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Gut, stimmt schon, ich hätte es präzisieren können, indem ich die Schäden als "eventuell potenziell bedrohliche" Schäden bezeichnet hätte.
Ich hatte einfach vorausgesetzt, dass wenn kleinere Schaumstoffstücke, die keine Nachricht wert sind, bereits kleinere Schäden hinterlassen, dass ein großes Schaumstoffstück,
von dem sogar ein Video dazu im deutschen Fernsehen gezeigt wurde, wie es auf eine wichtige Stelle des Hitzeschilds prallte, nicht mehr die Frage aufkommt "ob" ein Schaden entstanden ist, sondern nur noch "wie groß" der Schaden ist. Ich damals als Zuschauer bin also sofort von einem Schaden ausgegangen. Mir war lediglich noch unklar, ob er nun "bedrohlich" ist, oder nicht.
Danach kam von der Nasa außer "business as usual" nichts mehr. Zu dem Vorfall war absolut nichts mehr zu hören! Für mich sah das fast schon aus wie eine Nachrichtensperre. Ich hatte aber immer noch gehofft, dass die Nasa im Hintergrund alles Erdenkliche tun wird, um alle potenziellen Gefahren von der Crew abzuwenden.
Wie wir heute wissen, hat die Nasa in der Zeit, in der sie geschwiegen hat, diesen Vorfall intern heruntergespielt und ignoriert. Und zwar ganz klar "gegen" die Bedenken einiger Ingenieure. Ob es Dummheit, Inkompetenz, Vorsatz oder Fahrlässigkeit war, oder eine Kombination davon, ist nicht geklärt. (aber letztlich auch nicht wichtig) Mindestens eines trifft auf jeden Fall auf das Management der Columbia zu. Das ist völlig inakzeptabel. Gut, dass sich die Crew der Apollo 13 Mission noch auf ihr Management verlassen konnte.

P.S.
Mich würde mal interessieren, wo das Video im Netz abgeblieben ist. Ich finde es einfach nicht mehr.
 
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