[Lesertest] In Win Polaris RGB - Die ersten Lüfter der Gehäuseschmiede

Oromis

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In Win Polaris RGB - Die ersten Lüfter der Gehäuseschmiede

- Einleitung
- Testsystem
- Spezifikationen
- Lieferumfang
- Design, Besonderheiten und Verarbeitungsqualität
- Montage
- Lautstärke und Leistung
- Beleuchtung
- Fazit

Einleitung
Die Firma In Win dürften die Meisten wohl von deren Gehäusen kennen, beispielsweise von den extravaganten Modellen der D-Frame-, H-Frame- und Tou-Serie. Doch das schon über dreißig Jahre alte Unternehmen aus Taiwan bietet inzwischen auch andere Komponenten für Computer an: Netzteile und seit letztem Jahr auch Lüfter.

Zuerst wurden im September 2017 die Modelle der Polaris-Serie vorgestellt, diesen Januar kam mit den Aurora-Lüftern noch eine zweite Produktlinie auf den Markt. Allen Produkten gemein sind dabei die RGB-LED-Beleuchtung und der daraus resultierende, abweichende Anschluss.

Heute im Test befinden sich die Einstiegsmodelle von In Win: Die Polaris-RGB-Lüfter mit Kunststoffrahmen. Diese sind einzeln und als Doppelpack erhältlich, wobei zum Betrieb mindestens ein Doppelpack vorhanden sein muss. Die Rahmenbreite der Modelle beträgt 120 Millimeter, die Tiefe liegt bei 25 Millimeter.

Die Lüfter setzen auf ein Gleitlager und einen Rahmen sowie Rotorblätter aus transparentem Kunststoff. Der Anschluss für die Lüfter ist vierpolig und unterstützt damit PWM, der Anschluss für die Beleuchtung wiederum ist mit den gängigen Beleuchtungssteuerungen von Mainboards kompatibel.

In Win gibt auf die Lüfter eine zweijährige Herstellergarantie.

Testsystem
Für die folgenden Tests wird ein System bestehend aus folgenden Komponenten verwendet:
Ein i7 5820K auf Standardtakt, als Mainboard dient ein MSI X99S SLI Plus, als Grafikkarte eine Sapphire R9 380 Nitro.
Verbaut wird das ganze in einem Anidees AI-6B, vorne und hinten befinden sich jeweils, sofern nicht anders angegeben, die größtmöglichen Be Quiet! Silent Wings 2 Lüfter.

Spezifikationen
  • - Abmessungen (BxHxT): 120x120x25 mm
  • - Gewicht: 150 Gramm
  • - Umdrehungen: 1850
  • - Volumenstrom: 73,58 m³/h
  • - Statischer Druck: 1,26m m H2O
  • - Lautstärke: 20,02 dB(A)
  • - Leistungsaufnahme: 1,2 W
  • - Stromstärke: 0,10 A
  • - Blätter: 7
  • - Anschluss: 4-Pin, 80cm; mit 4-Pin-RGB-Anschluss
  • - Aktueller Händlerpreis: 20€ (Einzeln), 35€ (Doppelt)
  • - Garantie: 2 Jahre

Lieferumfang
Die Lüfter kommen jeweils in farbig bedruckten Kartons daher. Im Inneren derselben befinden sich neben den Lüftern selbst noch die dazugehörigen, proprietären Kabel. In Win hat an jedem Lüfter zwei, mit einem Clip gesicherte, Anschlüsse. Über diese werden die vier Adern für den Lüfter und die vier Adern für die LEDs einerseits zum Lüfter hin und gleichzeitig auch wieder weg übertragen. Damit es möglich, mehrere Lüfter über denselben Mainboard-Anschluss zu betreiben.

Wie bereits erwähnt ist für den Betrieb der In Win Polaris-Lüfter mindestens ein Zweier-Paket notwendig. Der Grund befindet sich im Lieferumfang: Nur dem Doppelpack liegt der Adapter bei, mit dem man den 8-Pin-Anschluss der Lüfter mit einem Mainboard verbinden kann.
Ansonsten liegen beiden Paketen jeweils ein langes und ein kurzes Kabel für den Anschluss bei; sowie entsprechende Schrauben. Obendrein gibt es beim Doppelpack einen 4-Pin-Pfostenstecker – falls das Mainboard einen weiblichen statt männlichen RGB-Anschluss hat.

Design, Besonderheiten und Verarbeitungsqualität
Die In Win Polaris-Lüfter setzen vor allem auf Transparenz. Teile des Rahmens und der vollständige Rotor bestehen aus durchsichtigem Kunststoff – jener am Rahmen ist glatt, der am Rotor wiederum aufgeraut. Das beeinflusst in erster Linie die Lichtbrechung: Bei glatten, durchsichtigen Stoffen leuchten nur die Kanten auf; bei aufgerauten hingegen die gesamte Oberfläche.

Zusammengehalten wird das ganze wie üblich über vier Streben, die in diesem Fall aus schwarzem Kunststoff sind. In den vier Ecken befinden sich jeweils gleichfarbige Segmente mit den Montagelöchern. Zur Entkopplung dient ein fest angebrachtes, graues Gummipad, das auf beiden Seiten vorhanden ist.

Wie bereits erwähnt haben die Lüfter zwei proprietäre Acht-Pin-Anschlüsse. Diese befinden sich beide auf derselben Seite des Rahmens und sind an den Auslegern jeweils an der nach innen gewandten Seite untergebracht. Einer der Anschlüsse kann mit dem Mainboard oder einem Lüfter verbunden werden, der andere mit dem nächsten Lüfter.

Ansonsten ist der Aufbau des Lüfters weitestgehend klassisch. Der Motorbereich wird über vier Streben gehalten und die Rotorblätter sind durchgehend planar. Dasselbe gilt auch für den Innenbereich des Rahmens – lediglich außen befinden sich Vertiefungen und das Herstellerlogo.

An der Verarbeitungsqualität der Lüfter lässt sich nichts beanstanden: Die Übergänge zwischen den einzelnen Bauteilen sind sauber, die Verarbeitung derselben ebenso. Rückstände aus der Fertigung sind nicht zu finden und der Rahmen ist stabil. Einzig der Rückseite Aufkleber ist mit leichten Luftblasen aufgeklebt – angesichts dessen, dass diese ohnehin meistens recht unansehnlich ist, dürfte das aber für die Meisten Anwender ein vernachlässigbarer Mangel sein.


Montage
Die Lüfter setzen auf eine direkte Verschraubung mit den üblichen, Gewinde-schneidenden Metallschrauben. Eine Entkopplung ist durch die leicht höher stehenden Gummipads gewährleistet, die fest mit dem Rahmen verbunden sind. Sie erhöhen den Lüfter an den betroffenen Stellen um, pro Seite, circa einen halben Millimeter. Störende Vibrationen traten im Test nie auf.

Besonders an der Montage der Lüfter ist die Art der Verkabelung: Der „erste“ Lüfter ist am Mainboard angeschlossen, und alle weiteren Lüfter in Serie. Das kann man theoretisch unendlich fortsetzen, die maximal erlaubte Stromversorgung des LED-Controllers und des Lüfter-Anschlusses im Mainboard setzen dem Ganzen aber selbstverständlich Grenzen.

Zur Verbindung mehrerer Lüfter liegt jeweils immer ein kurzes Verbindungskabel mit 10 Zentimetern Länge bei. Das ist lange genug für Lüfter, die direkt nebeneinander liegen – genauer gesagt ist es sogar etwas zu lange, so dass ein Teil der Länge ungenutzt bleibt.
Der Verbund funktioniert, wie zu erwarten war, problemfrei. Weder die Beleuchtung noch die Geschwindigkeit der Lüfter ändern sich, alles andere wäre aber auch äußerst ungewöhnlich gewesen.

Die Verwendung eines, proprietären Anschlusses mag auf den ersten Blick natürlich nicht unbedingt erfreulich sein, doch für RGB-Lüfter hat sich bislang ohnehin noch kein wirklicher Standard (als Einzelanschluss) etabliert.

Die von In Win eingesetzte Möglichkeit des seriellen Betriebs spart im Praxiseinsatz durchaus eine Menge langer Kabel und damit Aufwand. Gerade optisch anspruchsvolle Systeme, für die die Lüfter ja gedacht sind, profitieren davon – und moderne Mainboards haben zumeist auch Lüfter-Anschlüsse, die den benötigten Strom problemlos liefern können.

Schade ist lediglich, dass In Win den Ansatz nicht ganz bis zum Ende durchgesetzt hat: Die allermeisten Anwender dürften die Lüfter direkt nebeneinander einsetzen, aus genau diesem Grund liegen auch die kurzen Kabel bei. Für den Betrieb exakt nebeneinander sind diese aber leider etwas zu lang – man gewinnt so Flexibilität, behebt das Problem hervorstehender Kabel aber nicht vollständig.

Die perfekte, aber natürlich sehr teure, Lösung wäre es, den Anschluss auf allen vier Seiten anzubieten und eine Stromübertragung entweder per Direktkontakt oder mit einer den Crossfire-Brücken ähnlichen Verbindung zu ermöglichen. In der Realität ist das aber natürlich höchstens Zukunftsmusik: Momentan ist In Wins Lösung im Vergleich zum aktuell Erhältlichen jedenfalls klar überdurchschnittlich.

Lautstärke und Leistung
Um die Leistungsfähigkeit eines Lüfters zu bestimmen gibt es viele – mehr oder weniger sinnvolle – Wege. Der klassischste wäre den Lüfter an einem CPU-Kühler zu testen, doch sind auch hierfür nicht alle Lüfter gleichermaßen geeignet. Im Falle der In Win Polaris-Lüfter wird das nicht nur durch die explizite Bezeichnung als Gehäuselüfter ausgeschlossen, sondern auch durch den Doppelpack-Zwang.

Dementsprechend werden die Lüfter als Gehäuselüfter getestet, im Heck des Testsystems genauer gesagt.
Hier dient er als Absaugung für die vom Noctua NH-D14 aufgewärmte Luft. Um den Hecklüfter stärker zu gewichten werden alle übrigen Lüfter des Gehäuses immer nur mit 50% PWM-Dutycycle betrieben.

Die Zimmertemperatur beträgt bei den Tests 20°C. Aufgeheizt wird das System mit 20 Minuten und dem Tool Prime95 in der Konfiguration „Small FFTs“. Der Prozessor wird mit den Standardwerten betrieben.


Wie der Kurztest zeigt, macht es von Seiten der Kühlleistung kaum einen Unterschied, welchen der drei Lüfter man im System einsetzt. Einen nennenswerten Unterschied gibt es lediglich bei 50% Dutycycle – hier liegen immerhin zwei Grad Unterschied zwischen dem Silent Wings 2 und dem Polaris RGB, zu Gunsten des ersteren. Alle anderen Unterschiede der Lüfter sind im Bereich um ein Grad und somit vernachlässigbar und am Rande der Messgenauigkeit. Das ist auch wenig verwunderlich, weiterhin sind die ordentliche Umsetzung eines Luftstroms und vor allem der entsprechende Kühler deutlich wichtiger für die Temperatur als die Wahl der Lüfter.

Das Betriebsgeräusch ist bei den Lüftern ebenso vergleichbar, auch wenn es hier relevantere Unterschiede gibt. So ist der In Win Polaris zwar nicht merklich lauter als der Silent Wings 2, doch die Frequenz ist höher und damit etwas stärker wahrnehmbar. Im langsamen Betrieb (25/50% Dutycycle) sind alle Lüfter aus dem geschlossenen Gehäuse unhörbar, bei voller Drehzahl allenfalls leicht wahrnehmbar. Ein Lagerschleifen weist keines der Modelle auf. Für den Einsatz als Gehäuselüfter eignen sie sich prinzipiell alle gleich gut, sofern es nicht auf das letzte Grad ankommt. Auffallend ist, dass zwei der In Win Lüfter zu Beginn ein leichtes Lagerschleifen aufwiesen – dieses behob sich in den ersten Betriebsstunden von selbst.

Beleuchtung
Einer der wichtigsten Bestandteile der In Win Polaris-Lüfter ist die RGB-Beleuchtung. Diese wird durch sechs gleichmäßig verteilte RGB-LEDs nahe des Motors realisiert. Vom dort her wird das Licht in Richtung des Rahmens abgestrahlt. Da die LEDs statisch verbaut sind – alles andere würde Probleme mit der Stromversorgung mit sich bringen – ist die Beleuchtung jedoch nicht ganz gleichmäßig. Dafür wären mindestens 12, besser noch mehr LEDs vonnöten. Viele Konkurrenten setzen aber auch heute noch auf nur vier LEDs – hier liegt In Win vorne. Mit den beleuchteten Rahmen kann die Lösung aber im Hinblick auf die Homogenität eindeutig nicht mithalten.

Doch auch so ist die Beleuchtung durchaus ansprechend umgesetzt. Die Rotorblätter schimmern immer leicht in der jeweiligen Farbe, und, je nach Blickwinkel, wird das Licht auch (stärker) von den Kanten des Rahmens reflektiert. Am verwendeten Mainboard (mit MSI Mystic Light) fiel zudem auf, dass die Beleuchtung in einer solchen Frequenz leuchtet, dass der Lüfter nicht wie üblich verschwommen aussieht, sondern fragmentiert.

In einer Drehzahl ging die Frequenzabstimmung sogar so weit, dass es perfekt so aussah als würde der Lüfter extrem langsam (<<100RPM) drehen; obwohl er in Wirklichkeit im mittleren Drehzahlbereich war. Da leider kein weiteres Mainboard zur Verifikation bereitsteht kann nicht überprüft werden, ob dieser Effekt auch bei anderen RGB-Lüftern auftritt. Zumindest bei den bisher von mir getesteten Gehäusen mit RGB-Beleuchtung trat dieser Effekt aber nie auf.


Fazit
In Wins Einstieg in den Markt der Lüfter ist gewagt. Gleich mit den ersten Modellen, den Polaris RGB-Lüftern, geht der Hersteller ungewöhnliche Wege. Ein Doppelpack wird für den Betrieb vorausgesetzt, danach können beliebig Einzel- und Doppelpacks dazu gekauft werden. Der Preis ist mit 20 bzw. 35 Euro dabei gehoben.

Dafür erhält man Lüfter mit einer zwar nicht perfekt, aber doch sehr gut umgesetzten RGB-Beleuchtung. Der Einsatz von sechs statt vier LEDs am Motor fällt positiv auf, wobei für eine wirklich homogen wirkende Beleuchtung wohl noch eine Verdopplung der Leuchtdioden notwendig wäre. Trotzdem ist das schon eine deutliche Verbesserung gegenüber den oft eingesetzten vier LEDs.
Besonders gefällt die auf die Drehzahl abgestimmte Beleuchtungsfrequenz, die dem Lüfter im Betrieb eine fragmentierte Optik verleiht. Ob das spezifisch am Lüfter liegt, oder zufällig in Kombination mit MSIs Mystic Light auftritt, kann von mir momentan leider nicht geklärt werden.

Auf Seiten der Kühlleistung schlagen sich die Lüfter durchschnittlich: Unter voller Drehzahl schneiden sie etwas besser ab als be quiets beliebte Silent Wings 2 Lüfter, und vermutlich gleich gut wie der Nachfolger Silent Wings 3. Die Unterschiede liegen aber ohnehin im Bereich oder zumindest Nahe der Messgenauigkeit – hier gibt es also keine wirklichen Differenzen.

Ähnlich ist das Ergebnis bei der Lautstärke: In Wins Lüfter ist aufgrund der etwas höheren Frequenz minimal stärker wahrnehmbar als die getesteten Konkurrenten, aber trotzdem noch leise genug für die allermeisten Anwender – und vor allem für Show-Rechner, die ja ohnehin nur selten in stiller Umgebung stehen.

Die größte Besonderheit und damit der potenzielle Kaufgrund für die Lüfter ist die Möglichkeit einer seriellen Verbindung: Man kann theoretisch unbegrenzt Lüfter hintereinander betreiben, und muss nur ein einziges Kabel am Mainboard anschließen. Die Umsetzung von In Win ist zwar hier und da nicht absolut perfekt, aber dennoch konkurrenzlos und insbesondere für Computer mit hohen Design-Ansprüchen und vielen Glasfenstern ein Segen. Wer jeweils drei oder vier Lüfter im Front und Deckel hat, dem erspart die serielle Verkabelung einiges an Aufwand.

Was für den Kauf der In Win Polaris Lüfter ausschlaggebend ist, ist vor allem der Preis. Mit 20 Euro für einen einzelnen und 35 Euro für zwei Lüfter sind diese kein Schnäppchen – wobei auch RGB-Lüfter der Konkurrenz oft nicht günstiger sind. Wer allein auf einen leisen Betrieb oder eine hohe Kühlleistung aus ist, der wird mit anderen Lüftern für weniger Geld gleiche und zum Teil auch bessere Ergebnisse erhalten. Wer sich jedoch mit der seriellen Verkabelung (viel) Aufwand sparen möchte, und oder eine RGB-Beleuchtung im Computer haben will, den wird der Aufpreis für die Polaris-Lüfter wohl kaum stören. Gegen den Einsatz im eigenen Rechner spricht in dieser Situation definitiv nichts.

Wer bereit ist noch mehr Geld auszugeben, für den könnten auch die Lüfter mit Aluminum-Rahmen interessant sein. Diese kosten zwar noch ein mal das doppelte, und sind damit eindeutig kostspielig, doch erhält man mit dem Metallrahmen eine weitere, große Besonderheit.

Positiv:
- Kühlleistung und Lautstärke auf Höhe der Konkurrenz
- Zusätze (6 LEDs, Daisy-Chain)
- (Verarbeitungsqualität)

Negativ:
- Anschlusskabel nicht einzeln erhältlich / Doppelpack erforderlich
 
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