Interview zu AMDs Zukunftsplänen

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Nach der Übernahme von ATI durch AMD gab es viele Gerüchte zur kommenden Strategie des Unternehmens. In einem umfangreichen Interview mit dem englischsprachigen Inquirer haben Phil Hester (CTO AMD) und Bob Drebin (ehemaliger CTO von ATI) zu diesem Thema Rede und Antwort gestanden.

Phil Hester erklärt, dass die Pläne von Hector Ruiz (CEO von AMD) das Unternehmen auf ein höheres Niveau zubringen ("To go from a good to a great company") dazu führten, dass die Idee aufkam, eine gute Kombination aus CPU und GPU sei wichtig für die kommenden multimedialen Einsatzzwecke. Die Gespräche über die daraus folgende spätere Übernahme von ATI begannen Anfang des Jahres und die nächsten sechs Monate wurde dafür genutzt um die Details der späteren Zusammenarbeit zu erarbeiten.

Bob Drebin weist darauf hin, dass ATI nicht nur aus dem sehr bekannten PC-Grafikchip-Sparte besteht, sondern auch eine führende Rolle im Bereich der Handheld-Chips inne hat. Die Menge an ausgelieferten Produkten sei mit über 100 Millionen auch weit größer als die AMDs mit 45-50 Millionen. Außerdem würden sich die beiden Unternehmen sehr gut ergänzen, da sich ihre Aktivitäten kaum überschneiden würden und sie gemeinsam besser im Wettbewerb bestehen könnten.

Im Mobil- und Handheld-Markt will man die gemeinsamen Stärken (AMD war/ist im Flashbereich mit Spansion sehr aktiv und ATI ist wichtiger Partner für die nächsten N-Gage-Versionen von Nokia) nutzen um den Herstellern solcher Geräte eine Lösung aus einer Hand bieten zu können.

Mit der Kombination des Know-Hows von AMD in der Herstellung von Halbleitern und dem von ATI im Grafiksegment könne man viel erreichen; dass CPUs und GPUs zusammen in einer Fab gefertigt würden schloß Bob Drebin jedoch aus. Phil Hester deutete darauf hin, dass Multi-Chip-Designs mit Multi-Core-CPU und mehreren GPUs integriert garnicht so abwegig seinen.

Dazu dass AMD über ATI unmittelbar an Rechte gekommen ist, Chipsätze für Intel-CPUs zu fertigen, wurde nur gesagt, dass man in näherer Zukunft weiterhin ATI-Chipsätze (für Intel-Systeme) liefern würde, die Zukunft derer aber noch nicht klar sei, da man sich erst mit seinen Partnern und Intel darüber unterhalten müsse.

CPUs mit integrierter GPU könnten 2008 kommen und dank des vorgelagerten Caches auch ein vernünftiges 3D-Erlebnis bieten; sie sollen jedoch nicht in Konkurrenz zu PCIe-Karten stehen.

Man wird die Möglichkeiten die sich durch die Übernahme bieten versuchen zu nutzen und keinesfalls Entwicklungen stoppen (womit ein möglicher Ausstieg aus dem High-End-Bereich bei Grafikkarten gemeint sein kann). Außerdem arbeitet man an DirectX10 und versucht langfristig die besten Prozessoren, besten Chipsätze und die besten Grafiklösungen zu liefern. In der Zukunft sieht man völlig andere Vorraussetzungen, die man aber durch das Know-How AMDs im High-Speed-Computing und das ATIs in Bereich Parallelisierung und Stream-Computing meistern will.

Torrenza sieht man als gute Ergänzung der eigenen Plattform, da man keinen Sinn darin sieht hochspezialisierte Einheiten zu integrieren, die einerseits teilweise enorme Geschwindigkeitsvorteile bieten können, andereseits aber auch unnütze Kosten produzieren, wenn sie nicht benötigt werden. Diese Märkte kann man jedoch mit der Torrenza-Plattform abdecken, da man mit dieser eine einheitliche Schnittstelle für solche hochspezialisierte Zusatzchips bietet. Eine GPU für diese Plattform mache jedoch keinen Sinn, da die Leistungsfähigkeit dieser maßgeblich durch den Preis bestimmt ist und es nicht gewiss ist, ob eine Torrenza-GPU günstiger (bzw. leistungsfähiger für den gleichen Preis) werden würde.

Im Bereich des GPGPU (General-Purpose computation on GPUs - "normale" Berechnung mit Hilfe der GPU) sieht man ein großes Potential, was man vor allem dann mit einer GPU auf der CPU nutzen könnte, da diese sehr weit verbreitet wäre. Die Leistungsfähigkeit könnte damit weit über das hinausgehen, was heute möglich ist.

Die Bestrebungen nVidias in diesem Bereich mit der eigens dafür entwickelten Programmiersprache CG (<a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Cg_programming_language" target="b">C for Graphics bei Wikipedia</a>) hält man jedoch nicht für sinnvoll, da es sich nicht um eine offene Architektur handelt. Mit x86-64 bzw. AMD64 habe man hingegen selber nach beide Seiten offene Standards geschaffen für die man auch viel Lob geerntet hat.

Auf die Frage nach den, im Vergleich zu nVidia, suboptimalen Linuxtreibern ATIs wurde nicht wirklich eingegangen, außer dass man gemeinsame Stärken nutzen wollte u.s.w..

Zwei gute Beispiele für die offene eigene Plattform spräche auch, dass man sich über jede ATI-Karte in einem Intel-System und über nVidia-Produkte in einem AMD-System freue. Auch weiterhin wolle man auf die Industrie hören und natürlich neue Standards implementieren.


<b>Quellen:</b>
<ul><li><a href="http://uk.theinquirer.net/?article=35626"target="b">AMD reveals its future plans [Inquirer]</a></li>
<li><a href="http://de.theinquirer.net/2006/11/10/amdinterview_wir_bleiben_eine.html"target="b">AMD-Interview: "Wir bleiben eine offene Plattform" [Inquirer.de]</a></li>
</ul>
 
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