Trubel um OpenXML

TiKu

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Mit Office 2007 führte Microsoft auch ein neues Dateiformat namens OpenXML ein. Wie auch das konkurrierende OpenDocument-Format, welches u. a. von OpenOffice.org eingesetzt wird, ist eine OpenXML-Datei ein zip-Archiv, welches mehrere xml-Dateien enthält, die das Dokument beschreiben.

OpenDocument wurde von Anfang an als offenes Format konzipiert, welches die vielen eigenständigen Formate der verschiedenen Officepakete ablösen soll. Entwickelt wurde es von der Organisation <a href="http://www.oasis-open.org" target="b">OASIS</a> (<i><b>O</b>rganization for the <b>A</b>dvancement of <b>S</b>tructured <b>I</b>nformation <b>S</b>tandards</i>). Mit dem Release von OpenOffice.org 2.0 am 20.10.2005 betrat das Format schließlich den Markt. In der Folge wurden zahlreiche weitere Programme mit einer Unterstützung für OpenDocument ausgestattet.
Die Offenheit des Formats konnte auch einige Regierungen und Behörden von OpenOffice.org überzeugen wie eine <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/OpenDocument#Einsatz_des_OpenDocument-Formats_bei_.C3.B6ffentlichen_Stellen" target="b">Auswahl</a> bei Wikipedia zeigt. Der Umstand, dass OpenDocument 2006 ISO-Standard wurde, dürfte diesen Trend verstärken.

Microsoft ist zwar Sponsor der OASIS, hat sich an der Entwicklung von OpenDocument jedoch nicht beteiligt. Stattdessen entwickelte man in Redmond das eingangs beschriebene OpenXML-Format. Selbst für OpenDocument-Import-Filter sah man bei Microsoft offenbar keinerlei Anlass, sodass Office 2007 zumindest im Auslieferungszustand mit OpenDocument-Dateien nichts anfangen kann.

Aufgeschreckt durch den Trend zu standardisierten Formaten bemüht sich Microsoft nun um eine nachträgliche Standardisierung von OpenXML. Einen ersten Erfolg konnte man im Dezember 2006 verbuchen, als der <a href="http://www.ecma-international.org/publications/standards/Ecma-376.htm" target="b">ECMA-Standard 376</a> verabschiedet wurde. Im selben Monat wurde OpenXML auch bei der bedeutenderen <i>Internationalen Organisation für Normung (ISO)</i> zur Standardisierung eingereicht.
Diese ISO-Standardisierung sorgt seit Wochen für Aufsehen. Kritiker bemängeln die mangelnde Offenheit und Qualität des Formats. So soll es verschiedene existierende ISO-Standards verletzen. Eine vollständige Implementierung des Standards ohne sich Lizenzverpflichtungen auszusetzen sei durch verschiedene von Microsoft gehaltene Patente praktisch unmöglich. Ebenso sei das Format von Microsoft nicht vollständig dokumentiert, z. B. werde auf das Verhalten von Word 97 bei Zeilenumbrüchen verwiesen, ohne dass dieses Verhalten spezifiziert sei.

Vor der Ratifizierung von OpenXML als Standard stimmen die Vollmitglieder der ISO darüber ab ob OpenXML zum ISO-Standard erhoben werden soll. Begleitet wird die Abstimmung von Eklats. In der Schweiz, wo man sich für den Standard entschied, <a href="http://www.heise.de/newsticker/meldung/94630" target="b">wirft man dem Vorsitzenden des Nationalen Normierungskomitees Befangenheit vor</a>. In Deutschland wurden mit Google und der Deutschen Telekom zwei Gegner von OpenXML nicht zur Abstimmung zugelassen, während die Stimme eines Mitglieds des DStGB trotz dessen Abwesenheit gewertet wurde (<a href="http://www.heise.de/newsticker/meldung/94766" target="b">Quelle</a>).

In Schweden wollte Microsoft offenbar nichts dem Zufall überlassen. Kurz vor der Abstimmung <a href="http://www.heise.de/newsticker/meldung/95071" target="b">traten 23 Firmen - fast alle zertifizierte Microsoft-Partner, die sich vorher nicht für die Diskussion interessiert haben - dem Schwedischen Standardisierungs-Institut SIS bei</a>. Den Gegnern der Standardisierung sei daraufhin angeboten worden, die Abstimmung zu verlassen. Die meisten der betroffenen Firmen, darunter auch IBM, verließen die Abstimmung daraufhin unter Protest. Das Ergebnis war ein klares Votum pro OpenXML.
OS/2 World.com <a href="http://www.os2world.com/content/view/14871/2/" target="b">berichtet</a> nun unter Berufung auf eine e-Mail, die der Schwedischen Zeitung <i>Computer Sweden</i> vorliege, dass Microsoft diese Stimmen regelrecht gekauft habe. So soll den Partnern erhebliche finanzielle Unterstützung für Marketing-Kampagnen zugesichert worden sein für den Fall, dass sie dem SIS beitreten und für OpenXML stimmen. Auch habe Microsoft den Firmen vorgefertigte Argumente pro OpenXML bereitgestellt, da man nicht erwartet habe, dass die Firmen sich mit OpenXML auskennen. Um den "guten Willen" zu zeigen, habe Microsoft den Partnern auch nahegelegt, nach der Abstimmung noch einige weitere Sitzungen des SIS zu besuchen.

Klas Hammar von Microsoft Schweden nannte die e-Mail schlecht formuliert. Man habe zwar seine Partner aufgefordert, an der Abstimmung teilzunehmen, jedoch keine Stimmen gekauft.
 
betreibt man so nicht unlauten Wettbewerb bei Winzigweich? Naja...
 
irgenwie muss ja auch in zukunft die kohle zusammen kommen um sie dann spenden zu können !!
;D
fm
 
Evtl. sollte man noch diese Webseite erwähnen, die sich gegen die Standardisierung von OOXML auspricht.
Dort kann man auch an einer Petition gegen OOXML teilnehmen:
http://www.noooxml.org/
 
Der große Tanz ums Geld...schon spannend was MS sich da mitunter so leistet...
 
Gut geschmiert läuft's halt besser.

Das sollte sich die EU-Kommision auch mal ansehen wenn die MS sowieso beobachten - eindeutiger Fall von Macht- bzw Marktmißbrauch.
 
unterste Schubladen das ganze. Das beschädigt nicht nur MS sondern sämtliche so beeinflußten Standardisierungsorganisationen erheblich. Bleibt zu hoffen das ein solches Verhalten nicht ohne Nachspiel bleibt. IBM steht auf der anderen Seite und die spielen mit MS in einer Liga, wundert mich schon, dass man sich das bisher so angeschaut hat und einfach den Saal verlassen hat. Vielleicht ist es ja auch einfach effektiver später gegen den ISO Standard anzukämpfen als gegen jedes einzelne Land seperat.

Dagegen haben übrigens vor Kurzem China, Indien und Brasilien gestimmt. Mit deren Bevölkerungszahlen im Rücken sind die notfalls auch alleine stark genug um ihre Interessen durchzusetzen, MS bliebe keine Wahl.
 
unterste Schubladen das ganze. Das beschädigt nicht nur MS sondern sämtliche so beeinflußten Standardisierungsorganisationen erheblich. Bleibt zu hoffen das ein solches Verhalten nicht ohne Nachspiel bleibt. IBM steht auf der anderen Seite und die spielen mit MS in einer Liga, wundert mich schon, dass man sich das bisher so angeschaut hat und einfach den Saal verlassen hat. Vielleicht ist es ja auch einfach effektiver später gegen den ISO Standard anzukämpfen als gegen jedes einzelne Land seperat.

Dagegen haben übrigens vor Kurzem China, Indien und Brasilien gestimmt. Mit deren Bevölkerungszahlen im Rücken sind die notfalls auch alleine stark genug um ihre Interessen durchzusetzen, MS bliebe keine Wahl.
Jedes Land hat leider nur eine Stimme, unabhängig von der Bevölkerungszahl.

Nur weil Microsoft sich nicht an die Spielregeln hält, dann ist das noch lange kein Grund, dass das alle nicht tun sollten.
Wenn das ausartet, dann kann man die ganzen Standardisierungsorganisationen gleich in die Tonne kicken.
Aber der Fall Norwegen zeigt ohnehin, dass das Verfahren alles andere als optimal ist.

Übrigens spricht sich auch die Linux Foundation gegen OOXML aus, wie auch nicht anders zu erwarten.
Nach eigenen Angaben aber nach Aufforderung Dritter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlch bin ich nicht gegen OpenXML, zwei konkurierende Formate können nur die Weiterenwicklung fördern. Das eine sehr frei das andere geschlossener dafür ohne Lizenzkosten nutzbar. Wie heisst es so schön, Konkurenz belebt das Geschäft.

Aber ein derartiges Verhalten ist für ein Unternehmen der größe von MS mehr als peinlich. Grenzt ja fast an Gangmentalität, nach dem Motto "Pass auf du, wenn du nicht willst, dann hol ich meine Brüder und Kumpels."
 
Eigentlch bin ich nicht gegen OpenXML, zwei konkurierende Formate können nur die Weiterenwicklung fördern. Das eine sehr frei das andere geschlossener dafür ohne Lizenzkosten nutzbar. Wie heisst es so schön, Konkurenz belebt das Geschäft.
Das ist aber bei einem Standard unsinnig. Ein Standard soll einer bleiben.

Ich habe auch gelesen, dass berechtigte Zweifel bestehen das dieses ooxml auf von MS selbst in den ausgegebenen Spezifikationen nicht umgesetzt ist noch jemals umgesetzt werden könnte. Wie pervers.

Im übrigen finde ich das viel zu wenig Trubel um die ganze Sache gemacht wird.

lg
__tom
 
Eigentlch bin ich nicht gegen OpenXML, zwei konkurierende Formate können nur die Weiterenwicklung fördern. Das eine sehr frei das andere geschlossener dafür ohne Lizenzkosten nutzbar. Wie heisst es so schön, Konkurenz belebt das Geschäft.
Mit dem zweiten Teil hast du Recht. Nur soll eben nicht die Konkurrenz bei den Formaten
belebt werden, die gibt es ja seit jeher, sondern die Konkurrenz bei den Office Programmen.
Eben dem will MS mit der Standardisierung von OOXML entgegen wirken.
Im übrigen finde ich das viel zu wenig Trubel um die ganze Sache gemacht wird.
Dem kann ich nur zustimmen. Es ist schon erstaunlich, wie viel Gleichgültigkeit manche hier
an den Tag legen (nicht direkt auf dieses Forum bezogen).
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EDIT :
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Immerhin scheint sich jetzt endlich mal zumindest ein wenig zu tun:
http://www.pro-linux.de/news/2007/11660.html
Leider gibt es die Meldung noch nicht auf heise.
Aber das zeigt, dass die Diskussionen der letzten Tage/Wochen an den Gremien wenigstens
nicht komplett vorüber gegangen ist.
.
EDIT :
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Jetzt berichtet auch heise:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/95228
 
Na ist man ja auch nicht anders von Microsoft gewohnt. Schlechtere Produkte mit allen Mitteln in den Markt drücken.... Hoffentlich gelingt ihnen das nicht, wenn odt einziger Standard bleiben würde bräuchte endlich keiner mehr das sauteure MS Word.
 
...Running Man...

Demnächst in Ihrem Leben...
 
Bei der ISO passiert schon wieder ähnliches.

Neue Länder treten bei, oder upgraden ihren Status, damit die Stimme zählt.
Ein Beispiel: Malta und 'surprise, surprise', Malta stimmt für 'yes'.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass auch die ISO sehr viel Schaden von dieser
Aktion davontragen wird. Evtl. verbessert man dann ja das Verfahren.
Gegen OOXML hilft das wohl aber nix mehr.

http://uk.theinquirer.net/?article=42070
http://balanceofcowards.blogspot.com/2007/08/tracking-status-of-office-open-xml.html

Schaut euch mal die Überschriften auf der Seite der DIN an:
http://www.din.de/cmd?level=tpl-home&contextid=din
*rofl*
 
Zuletzt bearbeitet:
Und noch eine etwas ausführlichere Erläuterung, wie unsauber das bei uns (DIN) abgelaufen ist:

http://www.heise.de/newsticker/meldung/95383

Zudem sähen die Endnutzer-Verträge für OpenXML restriktive Regelungen vor. Sie würden es dem Nutzer des Formats etwa nicht erlauben, Anwendungen zu nutzen, die aufgrund von Nachbauten von Microsoft-Produkten durch "Reverse Engineering" OOXML einsetzen. "Offenbar enthalten die über 6000 Seiten der Formatbeschreibung aber Elemente, die für Dritte nur durch Nachbau von Microsoft-Standards insbesondere für das Verarbeiten alter Formate der Redmonder zu integrieren sind", führt Schinagl seine Bedenken weiter aus.

Hier geht es nicht um offene Standards, sondern einzig um Besitzstandswahrung seitens Microsofts.
 
Gegen OOXML hilft das wohl aber nix mehr.

wenn ich deinen Link richtig verstehe wird eine 2/3 Mehrheit benötigt, wobei aber keine 25% mit Nein Stimmen dürfen.

Derzeit sind bekannt:

10x Ja
13x Nein
10x Enthaltung
22x Unklar

Macht also insgesamt 55 Stimmen, die 2/3 Mehrheit wäre also bei 36 Stimmen (wie verhält sich das mit den Enthaltungen?), die können aber nicht mehr erreicht werden, selbst wenn alle unbekannte mit Ja Stimmen (10 + 22 = 32). Somit sollte das Thema eigentlich erstmal gegessen sein, wenn nicht noch ein paar Koffer wandern.
 
Macht also insgesamt 55 Stimmen, die 2/3 Mehrheit wäre also bei 36 Stimmen (wie verhält sich das mit den Enthaltungen?), die können aber nicht mehr erreicht werden, selbst wenn alle unbekannte mit Ja Stimmen (10 + 22 = 32). Somit sollte das Thema eigentlich erstmal gegessen sein, wenn nicht noch ein paar Koffer wandern.

Da gestern der Stichtag war, müssten diese Koffer schon verdammt fett sein, um überhaupt noch etwas bewegen zu können. Und dann hätte sich die ISO selber das Grab gebuddelt. Weil dann kann den Verein wirklich keiner mehr ernst nehmen (fällt mir jetzt schon schwer).
 
Frankreich -> Nein (nach der Beleidigung durch den MS Vertreter auch kein Wunder)
England -> Nein
Ecuador -> Nein

damit sollte die Sache jetzt entgültig abgelehnt sein. Wäre aber trotzdem gut, wenn das gesamt Ergebnis möglichst eindeutig ausfällt, weil im Februar garantiert ein paar umkippen werden.
 
http://www.noooxml.org/forum/t-18553/iso-records-a-no-vote-on-ooxml

Allerdings wurden danach mehr als die Hälfte der Stimmen erreicht.
Auch wenn es so nicht reicht, hätte ich mir gewünscht, dass mehr als die Hälfte mit Nein
stimmen, aber ich denke, wir können alle froh sein, dass es überhaupt abgelehnt wurde.

Obwohl... bis jetzt is es ja noch nicht offiziell, da müssen wir noch bis morgen warten.

Und Wenn man das liest
http://www.noooxml.org/forum/t-18541/what-happens-after-the-official-announcement-for-ooxml-vote
dann scheint es, als wäre das ganze alles andere als vorbei.
 
Und Wenn man das liest
http://www.noooxml.org/forum/t-18541/what-happens-after-the-official-announcement-for-ooxml-vote
dann scheint es, als wäre das ganze alles andere als vorbei.

Vorbei ist es auf keinen Fall. Aber es kann offenbar sogar noch richtig böse enden, und dieses MS-XML-Gedöns wird doch noch durch die Hintertür zum ISO-Standard. Die Stimmen sind ja noch nicht endgültig. Aber selbst wenn das Fast Track Verfahren nicht zum Zuge kommt, geht der Standardisierungsprozess weiter. Dann kann man aber zumindest hoffen, dass der Vorschlag von MS soweit modifiziert wird, dass er wirklich offen und frei ist. Damit hätten wir zwar immer noch das Problem, zwei Standards für die selbe Sache zu haben, aber zumindest sind sie beide wirklich nutzbar.
 
http://www.prnewswire.com/cgi-bin/stories.pl?ACCT=104&STORY=/www/story/09-04-2007/0004655552&EDATE=

Microsoft redet von einem durchschlagenden Erfolg, so zumindest hab ich das gelesen.
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EDIT :
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Vorbei ist es auf keinen Fall. Aber es kann offenbar sogar noch richtig böse enden, und dieses MS-XML-Gedöns wird doch noch durch die Hintertür zum ISO-Standard. Die Stimmen sind ja noch nicht endgültig. Aber selbst wenn das Fast Track Verfahren nicht zum Zuge kommt, geht der Standardisierungsprozess weiter. Dann kann man aber zumindest hoffen, dass der Vorschlag von MS soweit modifiziert wird, dass er wirklich offen und frei ist. Damit hätten wir zwar immer noch das Problem, zwei Standards für die selbe Sache zu haben, aber zumindest sind sie beide wirklich nutzbar.
Ja, leider.

Man kann aber hoffen, dass einige Länder unter dem Druck (Schweiz, DE) doch noch
einbrechen, ähnlich wie Schweden, und sich zumindest enthalten.
Deswegen sollte man weiter Druck ausüben.
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EDIT :
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Das offizielle Ergebnis ist wohl durchgesickert.

Mich wundert dabei allerdings, dass ich Schweden nicht darin finden kann. ^^
 
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