Fractal Design Newton R2 650W

soulpain

Grand Admiral Special
Mitglied seit
19.02.2008
Beiträge
2.549
Renomée
1.762
Standort
Disneyland
<center>
2_nt3.png
</center>

Vom schwedischen Unternehmen Fractal Design haben wir dessen "kleinstes" Netzteil aus der Newton R2 Serie erhalten. Auch ein Define R2 Gehäuse lag der Redaktion bereits vor. Der Anbieter kooperiert bei dem nun vorgestellten Gerät mit dem taiwanesischen Hersteller ATNG, deren Elektronik wir das erste Mal begutachten konnten. Hierzulande hat dieser bisher für eher unscheinbare Namen wie X-Spice oder die entsprechende Produktnische von Nexus gefertigt. Wobei unsere Leser sicherlich auch noch nicht allzu viel von Fractal Design gehört haben. Für uns waren die Produkte ebenfalls Neuland und wir geben heute eine Antwort auf die Frage, ob die Marke ein Konzept an nennenswerten Unikaten aufstellen kann oder sich lediglich in das dicht besiedelte Mittelfeld einreiht. Was die Gehäuseabteilung betrifft, ist ihnen bereits eine solide Platzierung gelungen. Wie es mit der Netzteilsparte aussieht, möchten wir nun offenlegen.

Das 650 Watt starke Gerät soll laut Herstellerangaben mit hochwertigen Bauteilen, einer geringen Fehlerrate und 5 Jahren Garantie vor allem anspruchsvollen Kundenanforderungen gerecht werden. Dabei spielt auch die geringe Geräuschentwicklung samt Gummihalterungen für den Lüfter eine entscheidende Rolle. Große Worte also, aber ob die Baureihe Potenzial hat, zeigt der Test. Wir bedanken uns für die Bereitstellung bei Fractal Design bzw. dem Distributor PNL-tec und wünschen unseren Lesern viel Spaß!

[break=Eigenschaften und Lieferumfang]
<center>
2_verp.png
</center>

Auch bei diesem Produkt möchte der Hersteller einige besondere Eigenschaften hervorheben. Der schwarze Karton mit Tragegriff verspricht unter anderem ein universelles Steckersystem, einen nahezu lautlosen 120 mm Lüfter und eine hohe Effizienz. Letztere Aussage erscheint uns aber ziemlich hoch gegriffen, da das Netzteil nur mit 80Plus Standard zertifiziert wurde. Das trifft aber keinerlei Aussage über den Wirkungsgrad bei 230 V, welchen wir überprüfen werden. Mit active PFC wird ebenfalls geworben, was aber ebenfalls zum gängigen Niveau dieser Leistungsklasse zählt. Anbei beträgt die Bautiefe 150 mm, relativ gering also für ein 650 Watt Gerät, das im Übrigen noch der ATX 2.2 Spezifikation entspricht. Dafür scheint der aktuelle Verkaufspreis von fast 110 € (Quelle: geizhals-Preisvergleich) etwas hoch angesetzt. Trotz der 5 Jahre Garantie, die nur einen kleinen Teil der Kaufbeurteilung ausmachen sollten.

<center>
1_lieferumf2.png
</center>

Das Netzteil wie auch die modularen Anschlussleitungen werden in einer separaten Tragetasche verstaut. Weiterhin sind ein Kaltgerätekabel, Kabelbinder, die vier Befestigungsschrauben und ein Benutzerhandbuch im Lieferumfang enthalten. Netterweise sind die Kabelbinder sehr breitflächig und dank Klettverschluss wieder verwendbar, mehr als zwei Stück hätten es aber sein können.

<center>
2_nt4.png
</center>

Aus dem matt schwarzen Gehäuse stechen der weiße Lüfter wie auch die weißen Steckersockel am Ausgang (siehe Abschnitt: Leistung und Anschlüsse) etwas heraus. Dieser Kontrast macht sich durchaus gut, wobei der blaue Netzschalter wie ein Fremdkörper wirkt. Statt mit Schrauben wurde der Rotor übrigens mit Gumminoppen befestigt, um ihn von eventuellen Vibrationen zu entkoppeln. Weiterhin ist das Lüftergitter so tief eingesetzt worden, dass es kaum hervorsteht. Generell kann man die Verarbeitung als recht gelungen bezeichnen und auf dem Lack sind keine Fingerabdrücke sichtbar. Ansonsten gestaltet sich das Äußere mit den wabenförmigen Entlüftungslöchern recht konventionell.

[break=Leistung und Anschlüsse]
<center>
2_leistung.png
</center>

Auf dem Label sind die Maximalleistungen einzelner Schienen recht großzügig angegeben, denn alleine auf +12 V beträgt diese 50 A bzw. 600 Watt. +3,3 V und +5V sind mit 24 A bzw. 140 Watt deutlich niedriger angegeben, was bei aktuellen Systemen aber kein Problem darstellt. +5 VSB ist mit üblichen 2.5 A angegeben.

<center>
1_kabelmanag.png
</center>

Die vielen weißen Steckersockel mit identischen Kopfstücken und Verschlussmechanismen lassen Raum für Erweiterungen. In dieser Konfiguration bleiben nämlich vier Sockel frei. Die Ummantelung der Leitungen ist etwas weicher als die Standardkost und dicht gewebt, was etwa mit den be quiet! P7 Dark Power Pro vergleichbar ist. Leicht sieht man allerdings noch die Farbe der Leitungen hindurch. An deren Enden finden wir Kabelbinder zur Befestigung, die mit Schrumpfschläuchen umgeben sind. Außerdem wurde eine Kabelmuffe am Ausgang des Hauptstranges platziert.

<center></center>

Für 650 Watt Leistung ist das Netzteil etwas mager bestückt. Während man eine Dual-Chip-GPU daran anschließen kann und 8-pin PCIe Köpfe bereit stehen, ist der Einsatz zweier High-End Modelle nur über Adapter möglich. Mit 45 cm sind der 24-pin Hauptstrang als auch der ATX12V 4+4-pin Stecker, gerade bei aktuellen Ansprüchen in großen Gehäusen, zudem etwas kurz geraten. In Sachen Peripherie sieht es dagegen nicht nur bei der Stückzahl deutlich besser aus. Die unteren Einschubreihen können mit Anschlüssen auf 35 cm Höhe erreicht werden, bis zu 95 cm Entfernung sind zumindest mit SATA möglich. Die anderen Stecker erreichen immerhin 80 cm. Ein etwas antiquierter Floppystecker ist ebenso mit von der Partie.

[break=Das Innere]
<center>
1_int.png
</center>

Das von ATNG gefertigte Netzteil weist eine klare Struktur mit sehr geradlinig angelöteten Bauteilen auf. Allerdings muss man bedenken, dass die Art der Verarbeitung keine Aussage über die Qualität an sich trifft. Solange ein Kondensator beispielsweise nur schief angelötet ist und kein Anschluss unterbrochen wird, tritt auch keine Funktionsstörung auf. Nur können schlecht stabilisierte Bauteile beim Transport abbrechen, oder bieten ein Gefahrenpotenzial bei Berührpunkten mit entsprechender Kurzschlussreaktion. Jedenfalls erscheint uns die Topologie sehr übersichtlich und die beiden großen Kühlkörper wurden formgestanzt. Sie trennen die Bereiche vom Primär- und Sekundärschaltkreis sichtbar ab. Auch wurde der Klebstoff sparsam angebracht, was allerdings auch Nachteile mit sich bringen kann (siehe Abschnitt: Sicherheit).

Die EMI-Filterung startet mit zwei etwas unschön angebrachten X-Kondensatoren. Eine unter der Haube versteckte Platine beherbergt zudem eine Gleichtaktdrossel und zwei Y-Kondensatoren. Auf der Hauptplatine setzt sich das zunächst mit der Schmelzsicherung fort. Darauf folgend wurden zwei weitere X- und Y-Kondensatoren wie auch eine zusätzliche Drossel montiert. Ebenso können wir einen MOV als passiven Überspannungsschutz vorfinden und an den Leitungen wurde ein Ferritkern platziert.

Dahinter beginnt wie üblich der Leistungsfaktor-Vorregler mit einer GBU1006 Gleichrichterbrücke, die als Kenndaten 50 pF und maximal 600 V Spannungsfestigkeit aufweist, wie auch bis zu 10 A gleichrichten kann. Man muss sich also keinerlei Sorgen machen, dass der Siebkondensator die Übergangskomponente schon beim ersten Ladeimpuls oder über Dauer zerstören könnte. Zudem ist die Surge-Festigkeit auf 220A angegeben und ein kleiner Kühlkörper erhöht das Leistungsspektrum unter schwierigen Bedingungen. Das gleiche gilt wie immer auch für die Halbleiter, welche ebenfalls passiv gekühlt werden. Allerdings entsteht bis auf die Recovery-Verluste der Diode im CC-Modus wie bei active PFC generell auch kaum Abwärme. Erst bei den Hauptschaltern ist der Sachverhalt wieder etwas anders.

Beim Primärkondensator handelt es sich um einen Nippon-Chemicon KMM 105 °C, welcher mit 330 Mikrofarad angesichts der 650 Watt Leistung etwas unterdimensioniert scheint. Wie hoch die tatsächliche Strombelastung nach der Aufwärtswandlung aber tatsächlich ist, können wir in diesem Zusammenhang nicht genau sagen. Für eine hohe Stützzeit mag dies jedoch nicht förderlich sein. Auch über den Sinn und Unsinn von 105 °C Modellen haben wir bereits mehrfach referiert und festgestellt, dass sie primärseitig nicht unbedingt notwendig erscheinen und nur weitere Details eine Beurteilung erlauben. In diesem Fall stellt die KMM Serie eine Weiterentwicklung der KMH Modelle da, kann aber nicht ganz die kompakten Ausmaße aktuellerer Varianten erreichen und muss sich in Sachen Lebensdauer den LX-Typen geschlagen geben. In Sachen Impedanz und Wärmeabgabe fallen die Unterschiede geringer aus, oft überschneiden sich sogar viele der Eigenschaften.

Über eine Double-Forward-Topologie wird der Haupttransformator versorgt, wobei bei den Halbleitern die Marke IXYS bevorzugt wird. Dahinter liegen zwei gut dimensionierte Gleichrichterdioden für +12 V und je ein weiterer für die kleinen Spannungen. Es handelt sich dabei um S40D45C von Mospec mit 60 V und bis zu 40 A. Im Falle von +12V also ein sehr hohes Spektrum. Der Verschleiß dürfte sich anhand der niedrigen Auslastung minimieren.

Sehr interessant geht es auch im Sekundärschaltkreis weiter, da jede der Spannungen eine eigene Speicherdrossel samt anschließender Filterung aufweist. Auch hochkant gewickelte Stabdrosseln mit geringer Kapazität wurden an den Ausgängen platziert. Die Glättungskondensatoren stammen ebenfalls von Nippon-Chemicon aus der KZE-Baureihe und sind bis 105 °C spezifiziert. Anschließend verbinden Leitungen das eigentliche Netzteil mit der Zusatzplatine für das Kabelmanagement. Dort sitzen zwei Feststoffkondensatoren von CapXon, die für eine zusätzliche Glättung der +12 V Schiene sorgen und aufgrund der hohen Betriebsströme zweckmäßig sind. Auch dort ist die Verarbeitung gelungen. Zu guter letzt werden alle Bauteile auf eine glasfaserverstärkte Kunstharzplatine hoher Materialdichte aufgebracht, die gegen Flammen eine hohe Resistenz aufweist und einen ausreichenden (Oberflächen-)Widerstand gegen Kriechströme bietet.

[break=Sicherheit]
Das Newton R2 ist mit Over Current-, Over Voltage-, Over Power-, Under Voltage- und Short Circuit Protection sekundärseitig gut abgesichert. Auch primärseitig bietet der CM6800G Controller für PWM/PFC-Steuerung SCP, OVP und wie üblich ein Foldback-System, bei dem in einem Überlastszenario der maximale Ausgangsstrom linear zur dann fallenden Spannung begrenzt wird. Der Effekt ist vor allem eine geringere Verlustleistung als Unterstützung der ohnehin bedarfsorientierten Leistungsaufnahme des Schaltnetzteils und in diesem Zusammenhang auch ein Schutz gegen hohe Strom- bzw. Temperaturbelastungen, der das Verhältnis von (theoretisch gewollt) konstanten Spannungen zum steigenden Strom berücksichtigt. Soft-Start verhindert außerdem das starke Aufschaukeln der Einschaltströme. Es ist durchaus interessant zu betrachten, wie viele Funktionen und Aufgabenbereich man bei diesem Kombinationschip auf ein IC abwälzen kann.

Eingangsseitig wurde wie üblich eine Schmelzsicherung platziert und mit einem Schrumpfschlauch umgeben. Als Sollbruchstelle glüht der dünne Draht bei Überstrom durch. Der MOV (Metall Oxid Varistor) als spannungsabhängiger Widerstand leitet zu hohe Spannungen ab. Weiterhin ist die Platine hinter dem Netzstecker unterhalb mit einer Plastikfolie, oberhalb mit einer vierseitigen Kunststoffhaube vom Sekundärschaltkreis abgedeckt, wobei diese aus thermischen Gründen etwas zu ausladend sein mag. Denn sie verdeckt Teile der ausgangsseitigen Filterung. Die lieblos herunterhängenden X-Kondensatoren haben immerhin einen Mantel um die Zuleitungen spendiert bekommen. Ein zusätzlicher Schrumpfschlauch schützt den ohnehin gebecherten Kondenstor vor Berührungen mit der Seitenwand. Weiterhin ist der PE-Leiter sicher verschraubt worden. Phase- und Neutralleiter werden über einen Steckeranschluss zur Hauptplatine geführt, der zusätzlich stabilisiert wurde. Der Abstand zwischen einer mit Folie umwickelten Drossel zur Seitenwand beträgt etwa 1 cm, während die anderen EMI-Komponenten etwas weiter entfernt sind.

<center>
1_sicherheit.png
</center>

Im Primärschaltkreis, wo der Abstand geringer ist, wurde eine Schutzfolie platziert. Die lackgetränkte Speicherdrossel im PFC-Bereich ist mit Klebstoff an einem kleinen Kondensator befestigt, der wiederum mit der Gleichrichterbrücke verbunden ist. Ein Klebstoffklecks darunter wurde unpassend platziert, da keine Kontaktfläche zur Spule entsteht und diese leicht in der Luft schwebt. Nach vorne hin fehlt jegliche Befestigung und eine Kippbewegung in Richtung des Primärkondensators lässt sich nicht vermeiden. Damit löst sie sich auf dem Transportweg im Container auch etwas vom Klebstoff auf der anderen Seite. Wenn eine geringe Festigkeit des Klebers durch Bewegungen zum Bruch führt, ist dies zu verbessern. Mit Epoxidharz möchte man hingegen Schwingungen verhindern, eine ähnliche Aufmerksamkeit hätte aber auch die Sicherheit verdient.

Unterhalb der Platine wurde breitflächig eine Folie platziert, zwischen der Kabelmanagementplatine und den Kühlkörpern besteht 1 cm Abstand, ein Schutz wäre dort durchaus angebracht - sicher ist sicher. Ein akutes Problem durch Berührungen besteht allerdings nicht. Auch die galvanisch getrennten Schaltkreise haben gemäß VDE einen Abstand von mehr als 5,5 mm an jeder Stelle. Im zentralen Bereich sind alle Bauteile ebenso fest angebracht wie akkurat abgeschirmt.

Ausgangsseitig wurde zwischen zwei Gleichrichterdioden und einer Filterspule eine weitere Folie angebracht, auch der Abstand zur Speicherdrossel für +12 V ist durch viel Klebstoff gewährleistet, was trotz Kupferlackdraht sinnvoll erscheint. Da das PCB samt Lüftersteuerung und Sicherungschip ganz außen liegt, wurde auch hier eine große Folie vor der Seitenwand platziert. Leider fehlen Schrumpfschläuche an den +12 V Ausgangsleitungen nahe dem Rand, denn der Abstand beträgt hier höchstens 0,5 cm. Aber auch hier besteht wegen der Schutzfolie kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Weiterhin verhindert eine Kabelmuffe Reibungen des Hauptstranges und eine kleine Öffnung unterhalb trägt Abwärme aus dem Schaltkreis ab, wird allerdings durch die Zuleitungen zum Zusatz-PCB etwas blockiert.

Insgesamt gibt es keinerlei gefährliche Sicherheitsmängel, genügend passive und aktive Sicherungen wurden platziert, auch sind die Abstände der Komponenten meist ausreichend. Auf der Seite der empfehlenswerten Verbesserungen stehen weitere Schrumpfschläuche und Abschirmungen sowie eine bessere Befestigung der PFC-Drossel. Hier verlässt man sich sehr auf die Wirkung der seitlichen Schutzfolien sowie SCP, aber ein mehrstufiger Berührungsschutz würde von mehr Qualität zeugen.

[break=Belastungstest]

<center>
1_frac3.png
</center>

<center>
1_frac4.png
</center>

<center>
1_frac5.png
</center>

<center>
1_frac6.png
</center>

<center>
1_frac7.png
</center>

Bei der Spannungsregulation gibt es keinen Anlass zur Kritik, denn die wichtige +12 V Schiene beginnt mit 1,46 % Überspannung und fällt gerade mal auf 0,33 % oberhalb des Sollwertes ab. +5 V und +3,3 V starten bei 10 % Last mit 2 % bzw. 2,7 % und liegen selbst unter Volllast noch gut innerhalb der Toleranz, wenn auch mit -0,6 % bzw. -1,51 % Unterspannung. Wobei +3,3 V am schlechtesten abschneidet, aber in der Regel auch am wenigsten gefordert wird. Hier haben wir sicherlich schon deutlich schlechtere Modelle gesehen.

Etwas anders verhält es sich mit dem Leistungsfaktor und der Effizienz. Kommt das Newton R2 mit 77 % noch recht gut in die Gänge und liegt nur knapp hinter dem sonst üblichen "Durchschnittswert" von 78 % bei vielen Standardtopologien, können wir in der Spitze maximal 86,26 % ermitteln. Trotz active PFC verzeichnet das Netzteil anfangs nur eine Korrektur von weniger als 0,7 und kann selbst bei 20 % die 0,8-Marke nur knapp durchschreiten. In der Spitze messen wir lediglich 0,968, was indirekt den Wirkungsgrad beeinflusst. Denn auch wenn die beiden Größen oft verwechselt werden, ist Blindstrom eine Belastung und in jedem Fall ein unerwünschter Effekt beim Stromversorger.

[break=Lautstärke]
<center>
1_frac2.png
</center>

Wie zu sehen ist, haben wir nun wieder Messungen vom Schalldruckpegel (dBA) bei den verschiedenen Lasten durchgeführt. Es ist zwar keine perfekte Lösung, da wir aktuell keine Möglichkeiten haben, parallel dazu Werte in Sone zu erfassen. Diese orientieren sich schließlich direkt am Hörempfinden des Menschen, wobei Messgeräte vergleichsweise teuer sind. Jedoch möchten wir zumindest zusätzlich zur persönlichen Einschätzung auch wieder ein paar greifbare Werte für euch parat haben und den Bereich aufgrund seiner Wichtigkeit, aber auch größeren Subjektivität in der Beurteilung, etwas vom Rest der Belastungstests abtrennen. Wie von älteren Tests gewohnt wird hindernisfrei aus 1 Meter Entfernung in einer stark gedämmten Box gemessen.

Der vom Netzteilgehäuse mit Gumminoppen entkoppelte Lüfter (siehe unten) mag eine gute Idee gewesen sein, um eventuelle Vibrationen nicht auf den Rotor zu übertragen. Allerdings verpufft diese Maßnahme unter höherer Last etwas, wenn die Kühlung deutlich kräftiger und der Lüfter selbst durch hohe Umdrehungszahlen lauter wird. Mit den zunächst erreichten 19-20 dBA bei 10-20 % Last kann man sicherlich gut leben, welche sich in höhere Lastbereiche auch nicht über 25 dBA steigert. Allerdings hat die Lautstärke dann zumindest nicht mehr das Prädikat "Silent" verdient. Trotzdem erreichen wir ziemlich genau die Werte, welche in der Grafik auf der Homepage zu finden sind und noch ein paar mehr Zwischenergebnisse zeigt. Fractal Design hat hier im Prinzip also das gehalten, was man verspricht, selbst wenn 28 dBA bei Volllast durch einen höheren Wirkungsgrad sicherlich vermeidbar gewesen wären.

Generell erscheint uns das thermische Konzept wegen der vielen Bauteile auf engem Raum und der Mittelklasseeffizienz unzureichend gelöst. Ein Preis, den man anhand der Bautiefe von nur 15 cm zahlen musste. Zusammen mit dem größtenteils moderat geregelten Lüfter erinnert uns die Problematik stark an das Enermax Modu82+ 625 W, welches damals beinahe 75 °C am Sekundärkühlkörper erreichte. Zumindest erscheint uns die Abluft bei voller Belastung schon etwas kritisch. Das Problem besteht wie so oft auch am Sekundärschaltkreis, da mehrere Schienen mit eigenen Bauteilen versehen werden und man keinen offenen Aufbau wie im Vorregler mit vergleichsweise wenigen Komponenten bewerkstelligen kann. Nicht zuletzt blockt die Isolierkappe der Eingangsfilterung den Luftstrom nach unten und die vielen Ausgangsleitungen verhindern ein adäquates Abtragen entstandener Hitze.

<center>
1_l__fter.png
</center>

Leider ist auf dem verwendeten 120 mm-Lüfter keinerlei nähere Beschriftung eingetragen, was uns kaum Recherchen zur MTBF, dem Durchsatz oder der maximalen Umdrehungszahl ermöglicht. Mit 0,14 A zieht dieser allerdings recht wenig Leistung von +12 V. Die sieben aerodynamisch geformten Lüfterblätter sind an den Seiten scharfkantig verarbeitet. Daher wäre das Konzept mit der Entkopplung im Einklang mit einem höherwertigen Rotor wahrscheinlich besser aufgegangen.

[break=Fazit]
<center>
2_nt3.png
</center>

Das Newton R2 650W ist ein meist leises Netzteil, welches sich aufgrund seiner mäßigen Ausstattungsmerkmale nicht durchsetzen kann. Trotz der guten Komponentenwahl wird das Leistungsspektrum wegen seiner Ausmaße und Thermik begrenzt. Gerade auch die Leitungslänge und einseitige Steckerbestückung wird zum Problem vieler Gehäuse- wie auch Systemtypen. Insbesondere, da die Konkurrenz preislich attraktivere Angebote mit mehr Anschlüssen und höherer Effizienz offeriert.

Verarbeitung und Elektronik

Auf den ersten Blick wirkt der Innenraum geradlinig und gut verarbeitet. Bei näherer Betrachtung wurde dieser Eindruck dadurch getrübt, dass zwei X-Kondensatoren etwas unakkurat befestigt wurden. Viele Hersteller, die einen mehr als vollständigen Netzfilter durch Einzelkomponenten aufbauen wollen, sind vor derartige Platzprobleme gestellt. Wie unsere Recherchen ergeben haben, konnte ATNG allerdings schon saubere Lösungen aufzeigen, indem sie die Eingangsplatine erweitert und so einfach ausreichend Raum geschaffen haben. Nicht zuletzt wurden viele Bauteile in kleiner dimensionierten, aber längeren Geräten des Herstellers erheblich präziser angebracht.

Weiterhin wurde die Speicherdrossel des aktiven PFC unzureichend verklebt, da sie bei Vibrationen nach vorne kippt, wenn auch nur sehr leicht. Trotz der Absicherung mit Folien und den Kupferlackdrähten einer Spulenwicklung ist die Methode verbesserungswürdig. Dafür ist die sichere Trennung vom EMI-Filter zum Sekundärschaltkreis durch die Kunststoffhaube gelungen. Auch sind die Sicherungsmechanismen mit Über- und Unterspannungsschutz etc. umfangreich. Trotzdem sollte man mehr zu einem effektiven Berührschutz beitragen, auch wenn die SCP-Vorrichtung im Kurzschlussfall ihren Dienst erfüllen mag.

Bei der Bestückung gibt es keinerlei Zweifel, dass Fractal Design hier teure Komponenten gewählt hat. Denn +12 V wird bei hohen Restwelligkeiten nochmals am Kabelmanagement-PCB geglättet, was bei starken Betriebsströmen sicherlich sinnvoll ist. Wegen der begrenzten Räumlichkeiten bieten sich dort die beiden CapXon Feststoffkondensatoren platztechnisch wie auch qualitativ an. Überdies prägen Nippon-Chemicon Modelle die Ausgangsfilterung. Weiterhin wurde ein MOV platziert und die eingangsseitige Dämpfung wirkt in beide Richtungen mit ausreichend positionierten Entstörkomponenten. Ansonsten ist die Wahl der Elektronik sehr ausgewogen. Japanische Kondensatoren gehören mittlerweile allerdings zum Standardinventar der hiesigen Marketingstrategie. Daher dürfen wir nicht vergessen, dass die meisten Netzteile auch mit günstigeren Modellen gut zurecht kommen bzw. Fractal Design nicht der einzige mit einer solchen Auswahl ist. Nicht zuletzt wird Qualität weniger durch einzelne Komponenten, mehr durch ein harmonisches Zusammenspiel der Gesamtkonzeption definiert, bei dem das schwächste Glied limitiert.

Zumal das primäre Siebglied mit 330 Mikrofarad eher für geringere Leistungsklassen geeignet ist. Es mag Topologie-bedingt differenzierte Strombelastungen bei active PFC geben, jedoch haben wir bei anderen Netzteilen ähnlicher Bauweise schon eine üppigere Dimensionierung sehen können. Stark unterscheidet sich der Ladestrom bei Standardkonfigurationen im kontinuierlichem Stromfluss und identischer Leistungsmerkmale jedenfalls nicht. Zumal eine hohe Kapazität für ein gutes Bild bei den Stützzeiten relevant ist, auch wenn das Spektrum sicherlich noch ausreicht. Daher halten wir die Wahl bei direkter Vergleichbarkeit zu vergangenen Exemplaren wie dem Silver Power 650W mit 470 Mikrofarad oder zwei großen parallel geschalteten Modellen bei Enermax zumindest für diskutabel. Selbst das Sharkoon Rush Power mit 50 Watt weniger Leistung, das selbst schon auf die Technik einer eher niedriger spezifizierten OEM-Basis aufbaut und daher selbst ein wenig am Limit operiert, stellt die selbe Kapazität wie Fractal Design zur Verfügung.

Anschlüsse und Leitungslänge

Wobei die Benutzer ein noch größeres Manko in der Leitungslänge sehen dürften. Denn gerade bei diesem Merkmal nehmt ihr als Kunden und Leser dieses Artikels sicherlich wahr, was euch geboten wird. Daher erscheinen uns 45 cm hohe 24-pin-, CPU- und PCIe-Anschlüsse etwas kurz geraten. Insbesondere sind zuletzt genannte nur im Paar vertreten, während Sharkoon und Enermax hier bereits mit vier Anschlüssen arbeiten. Immerhin handelt es sich beidseitig um 6/8-pin Steckerköpfe. Auf der anderen Seite stehen dafür die sehr umfangreichen Peripherieanschlüsse. Acht SATA und zehn PATA Stecker sind mehr als respektabel. Daher stellt sich die Frage, warum man nicht einige der Laufwerksanschlüsse gegen zwei zusätzliche Grafikstecker getauscht hat. Immerhin stimmt hier auch die Länge mit bis zu 95 cm bei den beiden leicht versetzten SATA Strängen und 80 cm für PATA. Nicht zu vergessen sprechen die geringe Bautiefe von 15 cm und recht wertige Leitungsummantelung für das Netzteil.

Aufgrund der begrenzten PCIe-Anschlussmöglichkeiten eignet sich das Gerät im Prinzip nur für aktuelle Dual-Chip Grafikkarten wie die HD 5970 in Verbindung mit zahlreichen Laufwerken und einem stark übertaktetem Quad-Core Prozessor. Wobei viele Festplatten im Raid-Verbund selten gleichzeitig voll belastet werden und deren Energiebedarf keine 650 Watt erreicht. Für einfache Karten ist der Stromversorger mit 50 A auf +12 V ebenfalls zu stark, bei SLI oder CrossFire benötigt man hingegen vier PCIe Stecker. Dem Konfigurationsreichtum sind also einige Grenzen gesetzt worden.

Messergebnisse

Wie unsere Messungen ergeben haben, zeigte der mit Gumminoppen entkoppelte Lüfter keine sehr leise, wohl aber subjektiv zufrieden stellende Lautstärke. Diese liegt genau in dem Rahmen, wie sie der Anbieter angibt, was darauf schließen lässt, dass sie ähnlich wie bei uns aus 1 m Entfernung gemessen wurde, so wie es sein soll. Laut wird das Gerät erst mit voller Beanspruchung, wo der Wirkungsgrad mit 83 % sehr niedrig liegt und die Luftzirkulation durch den eng bestückten Sekundärschaltkreis behindert wird. Auch in der Spitze wird kaum mehr als 86 % erreicht, weshalb es bei 115 VAC sogar unter 80Plus Bronze-Niveau gefallen ist. Kein sonderlich beeindruckender Wert, zumal der Leistungsfaktor erschreckend niedrig liegt und beweist, dass es mehr als nur active und passive PFC gibt, denn Raum für Modifikationen und zuweilen schlechten Umsetzungen trotz CCM bietet nun mal jede Konfiguration.

Ganz anders sieht es mit dem Spannungsverlauf aus, der sich klar vom Rest der Produkteigenschaften und Messergebnisse abhebt. Dabei zeigte die wichtigste, da am stärksten belastete, +12 V-Schiene weder einen zu hohen Anfangspunkt, noch einen sichtlich abfallenden Wert über alle Lastbereiche hinweg. Der Trend geht eher zum fast linearen Verlauf mit eher geringen Tendenzen nach unten. Auch wenn + 5V und +3,3V mit über 2% starten, befindet der gesamte Verlauf auf einem ebenfalls mehr als soliden Niveau. Einzig im Gesamtbild sehen wir auf +3,3V mit 3,7 % eine stärkere Veränderung, die sich alles in allem aber konstant genug präsentiert. Komplikationen in Rechnern wird man damit jedenfalls keine bekommen. Hierzu müssten die Toleranzen schon weitläufig unterschritten werden.

<center>
1_frac1.png
</center>

Kosten und Abschließende Worte

Für knapp 110 € ist das Netzteil trotz Kabelmanagement sehr teuer, da es vom ebenfalls leisen Cooler Master SilentPro 700 W und dem starken Cougar CM 700 W flankiert wird. Es geht in die tendenziell selbe Richtung wie das Sharkoon Rush Power 600W, ohne dessen Klasse zu erreichen und landet preislich beim Enermax Modu82+ 625 W, welches wiederum mehr Ausstattung bietet. Es gibt abgesehen davon mehrere gute Geräte mit Gleichstromkonvertierung, die in dieser Regionen liegen und den Trend höherer Wirkungsgrade berücksichtigen. An eben diesen Charakteristika mangelt es Fractal Design, um in der Masse an Angeboten wirklich auffallen zu können.

Wir möchten das Netzteil und die Bemühungen des Herstellers in keinster Weise aberkennen, bei der aktuellen Marktsituation ist aber keines der genannten Produktmerkmale eine Besonderheit. Wenn man einen relativ hohen Kaufpreis verlangt, sollten mehr und längere Anschlüsse das Mindestmaß sein. Denn die anderen Anbieter gehen hier mit zahlreichen Erweiterungen auf Kundenfang. Nichts desto trotz möchten wir abschließend die konsequente Bauteilwahl erwähnen wie auch die äußerst erträgliche Lautstärke unter geringer Last. Gleichermaßen ist die Spannungsregulation sehr gut. 5 Jahre Garantie sind ein nettes Extra, was allerdings keine Aussage über die Serviceleistungen und Kulanz trifft. Ausdrücklich empfehlen können wir das Netzteil daher keinem unserer Leser, der für sein Geld das bestmögliche erhalten soll.

Außerdem sind Qualitätsmerkmale wie japanische Kondensatoren in dieser Leistungsregion gängige Praxis und über deren tatsächlichen Nutzen haben wir bereits mehrfach debattiert. Natürlich sind es gute Komponenten, deren Einsatz aber kein Akt der Notwendigkeit ist. Letzten Endes scheitert es vor allem auch am einfachen 80Plus Zertifikat, welches heute eine zu große Beachtung findet, als dass man nicht mindestens Bronze-Niveau erreichen sollte. Paradoxerweise bewerkstelligen so einige erheblich günstigere 300-350 Watt Geräte ähnliche Effizienzklassifizierungen um 86 %. Langfristiger Erfolg ist mit diesem Konzept nicht möglich. Der Markt ist hart umkämpft. Und bleibt es auch.

<a href="http://www.planet3dnow.de/vbulletin/showthread.php?t=377482">-> Kommentare</a>
 
Zurück
Oben Unten