Die Null-Fehler Hardware - dass es das noch gibt?!
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am 26.08.2013 um 15:52 (26687 Hits)
Wer sich für zu Hause Hardware für einen neuen PC bestellt, der bekommt eine höchst selektive Sicht auf die Zuverlässigkeit und Qualitätskontrollen der jeweiligen Hersteller. Prinzipiell besteht bei nur einer Bestellung die Chance, dass alles funktioniert oder alles defekt geliefert wird, oder die Hälfte davon oder, oder, oder. Eine einzelne Bestellung ist kein Beleg für die Zuverlässigkeit der jeweiligen Komponenten. Man kann Glück haben oder Pech.
Was anderes ist es, wenn man gleich zwei Dutzend Komponenten bestellt, etwa weil man nicht einen Privat-PC bauen will, sondern gleich ein ganzes Büro, einen Schulungsraum oder einen Standort. Dann ist das statistisch schon signifikanter. Wenn man 30 Mainboards eines Herstellers bestellt und 10 davon werden defekt geliefert, dann kann es mit der Qualitätskontrolle oder der Qualität im Allgemeinen nicht so weit her sein.
Wenn ich so einen Auftrag in den letzten zwei Jahrzehnten übernommen habe, war bei Lieferung immer irgendetwas kaputt. Sei es die Delle im Gehäuse, das fehlerhaft arbeitende RAM-Modul, das nicht funktionierende Mainboard oder das beim ersten Einschalten laut explodierende Netzteil. Am schlimmsten war es 2004 mit dem ASRock K7S41GX. Da wurden mir schon 20% defekt geliefert, weitere 20% gingen noch während der Gewährleistungsfrist ein, wo ich jedes Mal gratis antanzen musste, und der Rest schleichend bis heute. Nach inzwischen 9 Jahren funktioniert nicht ein einziges dieser Boards mehr fehlerfrei. Ähnlich erging es mir mit den 400 W Netzteilen von Casecom. Auch die entpuppten sich als Knallfrösche. Zwei würden noch laufen, wenn sie nicht wegen ihrer unerträglichen Lautstärke aussortiert worden wären - zwei von 34 - alle anderen sind über die Jahre den "Heldentod" gestorben. Nur um mal die Negativ-Ausreisser zu nennen.
Natürlich lernt man auch mit den Jahren. Zwar hatte ich auch damals schon eine genaue Vorstellung davon welche Komponenten etwas taugen und welche nicht, allerdings gibt es im Geschäftsumfeld ja immer wieder besondere "Auskenner", die dann ein Gegenangebot erstellen mit den jeweils billigsten Komponenten der jeweiligen Zunft. Wollte man nicht ausgebotet werden, musste man mithalten - mit den entsprechenden Folgen für Zuverlässigkeit und Nacharbeit.
Heute, mit 37 und insgesamt 20 Jahren Erfahrung in diesem Bereich lasse ich mich darauf nicht mehr ein. Entweder ein Kunde nimmt die Systeme so wie von mir vorgeschlagen oder er soll eben woanders hingehen. Natürlich erzähle ich bei dieser Gelegenheit auch gerne von den Erfahrungen der letzten zwei Jahrzehnte. Oft wirkt das, manchmal aber auch nicht. Aber da soll sich dann ein anderer kaputt gewährleisten, ich nicht mehr.
Und die eigenen Vorgaben scheinen zu fruchten, denn zum ersten mal überhaupt konnte ich ein Projekt realisieren, ohne dass eine einzige Komponente defekt geliefert worden oder bei meinem obligatorischen 24 Stunden dauernden Burn-In vor der Übergabe an den Kunden verreckt wäre. Die Komponenten - und in diesem Fall nenne ich sie gerne - waren:
- AMD A8-5600K Quad-Core APU
- Arctic Alpine 64 Plus PWR Kühler
- ASUS F2A85-M LE FM2-Mainboard
- 8 GB G.Skill F3-1600C11D-8GNT DDR3-1600 RAM-Kit
- 120 GB Kingston V300 SSD
- LG DH18NS50 SATA DVD-ROM
- Cooler Master Elite 344 USB 3.0 µATX-Gehäuse
- Enermax Triathlor 300 W Bulk Netzteil
- LG 24EB33T-B 24" LED-TFT
- Logitech Deluxe 250 PS/2 Tastatur
- Logitech B110 USB Mouse
Ein flottes Office-System also, das noch dazu so leise arbeitet, dass man nicht hört, ob es An oder Aus ist. Dazu eine Bootzeit von 5 s und dank SATA6Gbps-SSD ist jede Anwendung, egal ob Word 2013, GIMP oder der Browser im Moment des Klickens bereits offen. Wartezeit gleich Null.
Kurzum: der Kunde ist hochzufrieden und ich bin es auch: keine langwierigen Reklamationen und keine Schwachpunkte, die einen selbst als Erbauer nerven. Kann natürlich sein, dass 26 Stück immer noch nicht repräsentativ sind. 200 Stück wären es vermutlich noch mehr. Doch da es für mich das erst mal in 20 Jahren vorkommt, dass eine solche Anzahl verschiedener Komponenten fehlerfrei geliefert wurde und offenbar auch keinen versteckten Fehler enthielten, darf man darüber imo auch mal bloggen - nicht nur, wenn mal was NICHT funktioniert.
PS: ach ja, nur für den Fall der Fälle: keiner der hier genannten Hersteller ist derzeit Sponsor von Planet 3DNow! Das sind einfach nur Erfahrungswerte aus der Praxis.