Epson V300 User-Review

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Einleitung​

Mit Flachbettscannern ist das so eine Sache: Einerseits gibt es kaum einen Power-User der keinen Scanner hat, andererseits ist – realistisch betrachtet – meist nur wenig begründeter Bedarf vorhanden. Eine Kopie dann und wann, ein Zeitungsartikel den man archivieren möchte, ein paar Papierbilder und manchmal sogar noch einige ältere Dias, die digitalisiert werden sollen. Der Scanner bleibt ein selten genutztes Peripheriegerät.

LED-Scanner​

Eine der lästigsten Eigenschaften von klassischen Scannern ist die Aufwärmzeit der Kaltkathoden-Röhre (CCFL). Das Aufkommen von LED-Scannern setzt dem ein Ende. LED-Scanner sind für sporadische Nutzung perfekt geeignet, denn sie sind „instant-on“. Ein weiterer Vorteil ist die längere Haltbarkeit und Farbkonstanz von LEDs.

Genau diese spontane Bereitschaft von LED-Scannern war es, die mich dazu gebracht hat, den sehr schnellen und recht zufriedenstellenden Epson Perfection 1660 Photo zu ersetzen. Das Bessere ist eben des Guten Feind.

Der Epson V300​

Epson ist einer der ältesten und renommiertesten Scannerhersteller. Es ist fast schon Tradition, dass Epson Scanner bei Tests der c’t gut abschneiden. Der V300 gehört zur letzten Inkarnation preiswerter Allround-Scanner. Umso erstaunlicher war sein gutes Abschneiden im Vergleich mit preiswerten Fotospezialisten in c’t 24/2009.

Grund genug, den lange gefassten Vorsatz der Anschaffung eines LED-Scanners endlich in die Tat umzusetzen.

Eckdaten:
Optische Auflösung 4800 dpi
Durchlichteinheit integriert
Gemessene Scanzeiten 8 Sekunden A4 Vorschau
10 Sekunden A4 200 dpi
30-60 Sekunden A4 600 dpi
<2 Minuten Dia 4800 dpi
[TR][TD]

Der Scanner hält sich relativ genau an die Prospektangaben. Die Zeiten hängen aber stark vom genutzten Featureset (z.B. entrastern) ab.

Die Diascanfunktion ist für mich von eher untergeordneter Bedeutung, denn dafür hat man ja schließlich einen Reflekta DigitDia 4000 (der zwar auch nur einmal im Jahr angeworfen wird, dann aber mit SilverFast Software….). Da der DigitDia aber keine ungerahmten Negativstreifen verarbeiten kann, sind die Durchlichtfähigkeiten des V300 trotzdem wichtig.

Software​

Epson hat über ein Jahrzehnt hinweg seinen Twain-Treiber im Grunde beibehalten und nur sehr behutsam weiterentwickelt. Bei den jüngeren Scannern und so auch beim V300 kommt eine gründlich überarbeitete Scannersoftware zum Einsatz, die sich Epson-Scan V3.5 nennt. Das Twain-Modul kennt 4 Betriebsarten mit unterschiedlich vielen Einstellmöglichkeiten:
  • Vollautomatik
  • Standardmodus
  • Büromodus
  • Professioneller Modus

Der professionelle Modus erschlägt fast mit seinen vielen Einstellmöglichkeiten, aber er bietet auch alles, was man gelegentlich braucht, wie:
  • Entrastern (wichtig beim Scannen von gedruckten Vorlagen)
  • Automatischer Ausgleich schief liegender Vorlagen
  • Softwarebasiertes Entfernen von Staubkörnern
  • Farbrestauration
  • … und noch einige weitere Funktionen …

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Die sonstigen Softwarebeigaben habe ich außer acht gelassen. Alte, verkrüppelte OCR-Programme oder irgendwelche ArcSoft-Suiten kommen mir nicht auf den Rechner.

Die Mechanik​

Billiger und immer billiger – und immer mehr Leistung bei weniger Preis. Diese Philosophie macht auch vor Scannern nicht halt. Der V300 ist zwar elegant, aber im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger aus dem Jahr 2003 wirkt er noch klappriger. Was für ein Musterbeispiel von Solidität war doch der GT5000 aus den 90ern im Vergleich zu den heutigen Plastikbombern. Wir wollen aber die Kirche im Dorf lassen, für 100 Euro kann man kein präzisionsgefertigtes Metallteil erwarten.

Der Deckel des V300 ist seitlich angeschlagen, was in vielen Fällen die praktischere Lösung ist. Speziell, wenn der Scanner seitlich an der Wand steht, hat diese Variante unbestrittene Vorteile. Die Schaniere ist vertikal beweglich, sodass auch bei dickeren Vorlagen flächiges Aufliegen des Deckels möglich ist.
Und noch wichtiger: Der Deckel bleibt in geöffneter Stellung stabil stehen.

Typisch Epson: Die Durchlichteinheit ist im Deckel integriert und auch der Vorlagenhalter findet dort seinen Platz. Damit lässt sich alles ordentlich aufräumen und das filigrane Plastikteil Vorlagenhalter mit seinen wenig Vertrauen erweckenden Plastikfedern ist geschützt untergebracht.

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Die Scanleistung​

Über die Geschwindigkeit habe ich schon geschrieben. Sie ist gut, fällt gegenüber dem Perfection 1660 aber etwas ab. Dazu ist zu bemerken, dass der 1660 vermutlich einer der schnellsten Scanner aller Zeiten für den Privatbereich war. Bezieht man die Aufwärmzeit der Lampe mit in die Betrachtung ein, dreht sich das Bild sofort zugunsten des V300.

Die Graustufenauflösung ist über jeden Zweifel erhaben, wie der Scan der Farbkarte beweist. An dieser Stelle ist eine realistische Betrachtung nicht leicht, denn die hochgeladenen Bilder sind stark größenreduzierte JPGs und obendrein hängt die Darstellung stark vom verwendeten Monitor des Lesers ab.

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Nun werfen wir einen Blick auf einen 600 dpi Scan einer gedruckten Farbvorlage. Im direkten Vergleich mit dem Perfection 1660 zeigt sich eine leicht verbesserte Entrasterungsfunktion und eine nuanciertere Darstellung von Farbkontrasten.

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Beim Scan eines Geldscheines zeigt sich die doppelt so hohe Auflösung des V300 recht deutlich.

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Zum Schluss folgt die Kür des Diascannens. Alle 3 Beispiele haben es in sich:
  • Das Kind auf der Schaukel ist ein danebengegangene Gegenlichtaufnahme mit extremen Kontrasten
  • Das Bild mit der Dame im blauen Seidenkleid ist eine total unterbelichtete Aufnahme (Blitzversager)
  • Das Regal mit den Säften hat feine, kräftig farbige Strukturen

Um zu zeigen, wie gut moderne Flachbettscanner mittlerweise geworden sind, habe ich die gleichen Scans mit einem Reflecta DigitDia 4000 unter Verwendung von zwei verschiedenen Treibern durchgeführt. Wir stellen die Rohscans einer quick’n’dirty Bearbeitung mit Photoshop gegenüber.

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Es zeigt sich, dass der Normaluser, der nur wenige Dias oder Negative zu scannen hat, mit einem Flachbettscanner durchaus gut bedient ist. Nur wenn es um große Mengen, automatische Staubentfernung und Rauschreduktion geht, kann der Diasscanner seine echten Vorteile ausspielen. Dann aber erreichen die Scanzeiten pro Dia durchaus 15 Minuten und mehr.

Besonders bei der unterbelichteten Aufnahme brilliert der V300 und legt sich sogar mit dem DigitDia 4000 an. Die Detailvergrößerungen des unterbelichteten Bildes könnten den DigitDia in einer eigenen Klasse zeigen, wenn ich von der Mehrfachscanfunktion zur Rauschreduktion Gebrauch gemacht hätte. Das ist aber nicht Thema dieses Kurzreviews.

Der V300 liegt beim Rauschen etwa auf dem Niveau des 1660, hat aber die dreifache Auflösung (4800 dpi zu 1600 dpi) und damit ist das Rauschen effektiv deutlich geringer. Eine entsprechende Nachbearbeitung fällt daher leichter und bringt bessere Ergebnisse.

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Fazit​

Für rund 100 Euro gibt es nichts, was man sich mehr oder besser wünschen könnte. Hier stimmen Geschwindigkeit, Detailzeichnung, Rauscharmut und Handhabung. Wer einen Scanner braucht, dem kann man nur raten "hau weg den Dreck" (Werbespruch von Saturn in Österreich) und kauf dir die geilste Technik, also den V300.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke für dein ausführliches Review. Es wird vielleicht Zeit meinen 10 Jahren alten Scanner zu ersetzen.
 
Saubere Arbeit!

Frage 1: Habe ich das mit dem Negativstreifen richtig verstanden? Ich bin nur Gelegenheitsknipser, kein Diafilm. Kann ich die Streifen (Negative) einfach oben einlegen und einscannen?
(klingt zu schön um wahr zu sein)

Frage 2: Deine gemessenen Scanzeiten waren mit 24 Bit Farbtiefe?
 
Ad 1): Ja, die Negativstreifen werden in den Dia-/Filmstreifenhalter (bei Nichtgebrauch im Deckel verstaut) eingelegt, im Treiber wird "Film" statt "Aufsichtsvorlage" gewählt, zum Schluss noch "Negativ" und los geht's. Theoretisch erkennt die Vorschau sogar selbst die einzelnen Bilder, wobei das bei fehlbelichteten Bildern mitunter nicht so ganz klappt (sieht man schön an den unterschiedlich beschnittenen Bildern in meinen Beispielen).

Ad 2): Ja, 24-Bit ist die Defaulteinstellung, mit der ich gemessen habe.
 
Hier endlich mal zum vergleich meine gemessenen Zeiten mit dem LIDE50.

Gemessene Scanzeiten 10 Sekunden A4 Vorschau
25 Sekunden A4 200 dpi
45 -60 Sekunden A4 600 dpi

Das die Zeiten bei 600 dpi so sehr schwanken war mir vorher nie aufgefallen. Aber ich werd' langsam neidisch :-)
 
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