eGK - was nun?

mj

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Drei Jahre lang hab ich mich erfolgreich gewehrt, jetzt hat mir meine Krankenkasse doch tatsächlich heute eine elektronische Gesundheitskarte geschickt. Ohne Foto versteht sich, da ich das Einreichen bisher konsequent verweigert habe. Auf meine schriftlichen Widersprüche habe ich nie eine Reaktion erhalten, ich wurde einfach ignoriert. Die Frage ist nun: was tun? Einsetzen werde ich die Karte sicherlich nicht, sollte die Kasse sie nicht zurücknehmen werde ich sie vernichten und die Schnipsel zurückschicken. Meine alte Versicherungskarte läuft leider im Dezember 2012 ab, auch etwas blöd.

Ich habe mich den Privaten bisher immer verweigert, da ich sie für asozial und ungerecht halte, aber langsam lachen sie mich aus anderen Gründen an: die privaten Krankenkassen sind nicht zur Herausgabe der eGK verpflichtet. Daher erwäge ich, sollte ich tatsächlich keinerlei Möglichkeiten mehr haben mich der eGK zu verweigern, einen Wechsel. Das würde ich aber wenn irgend möglich versuchen zu vermeiden - was kann ich jetzt also noch tun? Ich habe bereits ein Schreiben an meine Sachbearbeiterin aufgesetzt, in dem ich sie darum bitte mir doch bitte eine klassische Versicherungskarte auszustellen, da ich mich der eGK verweigere (eine Kopie meines letzten Widerspruchs dagegen hab ich beigefügt). Aber was sind die nächsten Schritte wenn sich die Krankenkasse quer stellen sollte und mich einfach weiterhin ignoriert? Ab Januar stehe ich dann zwar mit Versicherungsschutz, jedoch ohne gültige Versicherungskarte da. *noahnung*
 
Wird mir auch so gehen. Aber es stimmt nicht, auch die gesetzl. KK "sind nicht zur Herausgabe der eGK verpflichtet", sie haben lediglich eine Quote. Ansonsten habe ich irgendwo ein paar Artikel wie es weitergeht, wenn auch bei mir Dein Fall eintritt "gebookmarkt". Suche mal beim Honigmann, ich glaube der hatte einiges diesbezüglich...
 
Puh, meine gilt glücklicherweise bis Mitte 2016. Ein Foto wollten sie aber auch schon haben. Ich lasse es derzeit auch einfach drauf ankommen und habe die Bitte um ein Foto ignoriert.
 
Von mir wollten sie auch vor rund 6 Monaten ein Foto. Der Brief ist mir dummerweise abhanden gekommen *suspect*

So habe ich noch Zeit bis 2018.

Aber wenn man da mal in der Falle sitzt...
Bei nem Arbeitskollegen haben sie sich auch schon gemeldet und ihm quasi gedroht das sein Versicherungsschutz komplett erlischt und er keinerlei Anspruch mehr auf irgendwas hat, wenn er sich weiterhin weigert.

Das ist echt schon ziemliche Erpressung 8-(
 
Gilt das nur für die Gesetzlichen Krankenkassen? Ich wurde nie nach einem Foto gefragt, ergo hat die Barmenia auch nur Karten ohne Foto... *suspect*
 
Was spricht eigentlich gegen diese Gesundheitskarte?
 
Man kann den Kram wohl 2 o. 3 mal ignorieren und dann werden sie langsam ungehalten ;D

War halt zumindest bei dem Arbeitskollegen von mir so.
Meine Freundin und ich haben seit dem ersten Schreiben nix mehr gehört *noahnung*
 
Bei mir haben sie auch irgendwann aufgehört nachzubohren. Bis gestern eben, als einfach eine eGK ohne Foto im Briefkasten lag. Bei euch wird wohl früher oder später das gleiche passieren...
 
Gegen was hast du denn jetzt was? Gegen eine eGK mit Foto oder gegen die eGK im Allgemeinen. Das irgendwelche Unsoziale (Das Wort Asozial wurde im III. Reich eingeführt) die Karten mehrfach weitergeben, damit nicht Versicherte auf unsere Kosten fette Behandlungen bekommen find ich jedenfalls nicht OK. Da macht ein Foto doch Sinn.

Ganz davon ab. Einem Arzt zu dem ich kein Vertrauen habe, gehe ich nicht, und gebe ihm auch erst recht nicht meine Karte.
 
Es geht gar nicht darum meinem Arzt zu vertrauen oder nicht. Du solltest dich vielleicht mal einlesen was für Folgen die eGK für alle Versicherten hat. Ich empfehle die FAQ des foebud und die Seite http://www.stoppt-die-e-card.de

Um also deine Frage zu beantworten: ich habe nichts gegen das Foto, ich bin aber entschieden gegen die eGK.
 
Also ich habe nun schon meine dritte Gesundheitskarte. Einmal ein Vorläufer und zwei Mal Karten der G1. Ich kann jedenfalls problemlos damit leben.
Alles was über die Leistungsfähigkeit der ehemaligen Versichtenkarte hinaus geht, muss man ja nicht nutzen. Ob das später kommt, ist eine andere Frage.

Außerdem gibt es viel größere Datenschutzprobleme abseits der Gesundheitskarte. Viele Ärzte packen die Patientenakten ungeschreddert in den Hausmüll.
Und die Daten werden meist unverschlüsselt an die Krankenkasse übertragen. Gegen diese Misstände ist die Gesundheitskarte geradezu ein kleines Licht.

Und dass ein Lichtbild enthalten ist, ist nun wahrlich kein überzeugender Hinderungsgrund. Es beugt Missbrauch vor und jeder Schülerausweis hat heute eines.
Einzig und allein die ausufernden Kosten bei mäßigem Nutzen, die auf alle Angehörigen der Kasse umgelegt werden, sprechen gegen dieses Großprojekt.
 
Schön für dich. Wenn es dir nichts ausmacht, dass deine gesamte Krankengeschichte inkl. jeglicher Diagnosen und Fehldiagnosen an zentraler Stelle ein Leben lang gespeichert wird, unter der legalen Obhut der größten Inkarnation der Inkompetenz und Inkonsistenz die es gibt (aka Bundesregierung), dann kannst du die eGK gerne nutzen. Ich will aber genau das nicht, denn ein derart massives zentrales Datenlager weckt a) Begehrlichkeiten und b) schlafende Hunde in Form krimineller Energie. Ganz davon abgesehen, dass dieses monströse milliardenschwere IT Großprojekt aus den Beiträgen der Versicherten finanziert wird.

Ich will das jedenfalls nicht und werde mich dagegen zur Wehr setzen. Nochmal: es geht mir nicht um das Foto, es geht mir um das, was hinter der eGK steckt. Das ist es, was mir gewaltig gegen den Strich geht.
 
Was meinst du denn was gerade schon alles an Daten gehortet werden mit geringerer Absicherung? Und wo?

Letztlich weiß dein Hausarzt alles über dich. Das ist systembedingt und trifft auch Inhaber einer Versichertenkarte.
Und ob der mehr als ein einfaches Schloß an seiner Praxistür hat? Da kann sie sich im Prinzip auch jeder holen.
 
Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. Es geht mir überhaupt nicht um meinen Hausarzt, oder das Klinikum in dem ich mich operieren lasse. Mein Hausarzt hat die Daten seiner Patienten, nicht mehr und nicht weniger. Mit der eGK werden alle Daten aller Patienten in einer zentralen Datenbank gespeichert, egal ob die in Schleswig-Holstein wohnst oder in Südbayern. Bei einem Hausarzt einzubrechen um an ein paar hundert Patientendaten zu gelangen lohnt sich nicht, in ein derartiges System einzubrechen um die Daten von über 80. Millionen Menschen abzugreifen schon eher. Das meinte ich mit "es weckt Begehrlichkeiten" und dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis dank entsprechender Lobbyarbeit ein Wahlgeschenk an die Arbeitgeber gemacht wird und diese Zugriff auf die Daten erhalten, oder bis ein genialer Kopf das System knackt und 82 Millionen Krankensätze frei verfügbar für jeden abrufbar im Internet stehen, oder bis die Versicherungen selber daran Interesse bekommen um die Beiträge der jeweiligen Krankengeschichte anzugleichen.

Das Problem ist nicht dezentrale, sondern zentrale Datenhaltung. Noch dazu unter der Obhut geldgeiler opportunistischer rückgratloser Fähnchen-im-Wind Politiker.
 
Die Versicherungen kennen deine Krankengeschichte doch jetzt schon. Die können sie sich aus den ganzen Abrechungen leicht zusammen reimen.

Und natürlich besteht die Gefahr eines Datenklaus. Aber man kommt auch mit geringerem Aufwand auf legale Weise an solche Informationen.
Bei einigen DAX Konzenen, wie der Lufthansa, ist es üblich eine Blutprobe abzugeben, wenn man eine Stelle haben möchte. Die meisten tun es.
 
Wozu? Was passiert damit?
 
Offiziell geschieht dies um Drogenabhängige auszufiltern. Was genau damit angestellt wird, weiß natürlich keiner der Bewerber.

So würden sich mit einer Blutprobe viele Erb-, Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten erkennen lassen, wenn man denn wollte.
 
Sagen wir es doch mal so: Das Projekt ist grundsätzlich sinnvoll. Nur hat der Patient keine Verfügungsgewalt über seine Krankenakte. Er kann nicht prüfen ob und wer die Daten nutzt. Außerdem sind sie nicht ausreichend vor Zugriffen durch Dritte geschützt.

Willkommen in der Realität. Diejenigen die sich so etwas ausdenken, haben keine Ahnung und arbeiten daran so gut sie können. Politiker halt. Ordentlich ausgearbeitete Vorhaben wird man so nicht antreffen. Es steht ja jedem Frei in der Bundesrepublik sich an diesen Dingen zu beteiligen.
 
Letztlich weiß dein Hausarzt alles über dich. Das ist systembedingt und trifft auch Inhaber einer Versichertenkarte.

Hausarzt wechseln und dem Neuen nur das erzählen, was er wissen soll, fertig. Dann weiss der gar nichts, gleiches gilt für Fachärzte.
Ich habe im Prinzip nichts dagegen, dass Ärzte auf anhieb sehen können, welche Untersuchungen sie nicht zum x-ten Mal durchführen müssen (die machen's jedoch aus finanziellen Gründen wahrscheinlich einfach weiterhin). Aber das man als Patient keine Chance hat, bestimmte Dinge nicht mehr unter eigener Kontrolle zu haben, auswählen zu können, wer was wissen darf, ist eine Entmündigung und datenschutzrechtlich enorm bedenklich. Da geht's auch nicht darum, dass Hinz- und Kunz Daten über uns Sammeln, weiterverkaufen, die Ausrede zieht gerade im Gesundheitsbereich wohl kaum, wo Schweigepflicht noch ein hohes Gut ist.
 
Die Versicherungen kennen deine Krankengeschichte doch jetzt schon. Die können sie sich aus den ganzen Abrechungen leicht zusammen reimen.


mj hat es doch erklärt:
Aktuell liegen die Daten (hoffentlich) dezentral.
Wenn du nun alle meine Daten klauen willst, musst du halt bei mehreren Versicherungen und Ärzten nachgucken.

Also jedes mal andere Sicherheitshürden überwinden usw. usw.
So und jetzt willst du noch 80mio Datensätze haben die auch alles enthalten...viel Spaß. Die Zeit hat kein Mensch.

Wenn das aber alles an einer Stelle liegt, muss man eben auch nur diese eine Stelle knacken.
 
Was meinst du denn was gerade schon alles an Daten gehortet werden mit geringerer Absicherung? Und wo?

Letztlich weiß dein Hausarzt alles über dich. Das ist systembedingt und trifft auch Inhaber einer Versichertenkarte.
Und ob der mehr als ein einfaches Schloß an seiner Praxistür hat? Da kann sie sich im Prinzip auch jeder holen.
Ja toll, weil schon irgendwo irgendwelche Daten relativ ungesichert liegen, kämpfen wir nicht dagegen an, sondern verstreuen noch mehr Daten in der Welt, damit auch der letzte Depp etwas davon hat.:]
 
Mein Widerstand war erfolgreich ;D

Ich habe heute ein Antwort meiner Krankenkasse auf mein Schreiben bekommen. Ich soll die zugeschickten eGKs einfach zerschneiden und entsorgen, in den nächsten Tagen bekomme ich nochmal eine neue klassische Krankenversicherungskarte zugestellt, die bis zum 31.12.2013 gültig ist. Ich hab auch gleich den Hinweis erhalten, dass der Gesetzgeber alle KV-Karten bis zu diesem Tag beschränkt hat, das heißt neue Karten dürfen nicht mit längerer Haltbarkeit ausgegeben werden. Ich warte jetzt erstmal die anhängigen Klagen ab und hoffe auf das BVG - bisher hat es eigentlich jede noch so bescheurte Idee einer Bundesregierung rechtzeitig gekippt, hoffentlich klappt das auch bei der eGK.
 
Dabei – mal ehrlich – entwickelt sich doch die Welt zunehmend in ein kaum mehr rational verständliches Irrenhaus.
 
Dabei – mal ehrlich – entwickelt sich doch die Welt zunehmend in ein kaum mehr rational verständliches Irrenhaus.

Netter Blogeintrag... *suspect*

Aber wie will man sich sonst zur Wehr setzen, uns bleibt nur das verweigern. Ich habe kürzlich gelesen, dass aus Datenschutzgründen noch nicht einmal die Fingerabdrücke des neuen Personalausweises bei Behörden gespeichert werden dürfen, aber zu jedem Doc sollen wir, dank eGK, künftig mit runtergelassenen Hosen gehen. *noahnung*

Interessanter wäre eine simplere Lösung: Der Patientenordner, dort darf der Patient alles, was er für wichtig hält, selber abheften (oder speichern) und jedem Arzt kann er das Ding vorlegen und selber bestimmen was er zeigt, wenn er will. Das wäre auch für künftige Prozesse gegen die Ärztezunft wichtig: Dass der Patient umfangreich (und nicht in mediziner-Latein..) über seine (angeblichen) Erkrankungen und die Behandlungswege informiert wird und das ganze offiziell in Schriftform hat.
 
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