droht ein neuer "Jahrhundertsommer"?

So, ich hab mal den gleichen Trick vom Rahmstorf auf die Niederschlagsdaten angewandt, die Dürrephase nur anhand der Sommermonate Mai bis August zu quantifizieren. Dazu wurde von den 4 Monaten der Mittelwert gebildet und dann über die Zeit und die Rohdaten geplottet. Schon kann man ganz gut erkennen welche Sommer hier besonders trocken waren. Und das waren alleine in den zurückligenden 40 Jahren doch eine ganze Menge. Wenn es nicht mehr nennenswert bis zum Monatsende regnet haben wir zumindest in den 40 Jahren die abgebildet sind einen Rekordsommer der 2003 noch übertrifft.

Der Haussee bei meinen Eltern im Fläming hat noch nie sowenig Wasser geführt wie derzeit. Das hab ich noch nie gesehen. In den 80ern und 90ern war der See auch immer recht flach, aber dieses Jahr toppt einfach alles - in negativer Hinsicht. Ein Fischsterben setzte komischerweise noch nicht ein. Die heimische Fauna ist an den Gewässerzustand wohl recht gut angepasst.
 

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In Dresden ist der Grundwasserspiegel inzwischen so niedrig, dass Bauherren das Wasser nicht mehr einfach ungenutzt in die Elbe leiten dürfen, wie sonst üblich. Der Abwärtstrend des Grundwassers ist wohl schon seit Jahren vorhanden. Hier im Gebirge sind die Bäche nach wie vor leer. Ich muss endlich mal ne Wildkamera aufstellen. Das Grundstück wird regelmäßig von Huftieren heimgesucht und verwüstet - vermutlich sind die auch auf der Suche nach Wasser. Aber das gibt es nur noch im Entwässerungssystem und wenn sie dort alles zertrampeln, wird es womöglich in nassen Jahren irgendwann seine Aufgabe nicht mehr erfüllen.
 
Oder besorg dir ne Jagdlizenz.
 
Wenn die Kühe sind, dann haben die eigentlich ihren Trinkstation. Und wenn es anderes Getier ist, soll es gefälligst mit zur Kuhtränke gehen!
 
https://www.ufz.de/index.php?de=37937

Man schaue sich mal die Entwicklung des Gesamtbodens der letzten 14 Tage an. Mittlerweile ist die Fläche der höchsten Dürreklassifikation 'Außergewöhnliche Dürre' auf ca. 1/4 der Fläche der Bundesrepublik angewachsen! Jetzt erst schlagen die fehlenden Niederschläge voll durch und es wird richtig hässlich. Und gitzs nun auch einen 'Brennpunkt'?! Den gitzs wohl nur, wenn den Bauern fehlende Gewinne drohen.
 
Und 7 Tage später sieht's noch übler aus. Fast ganz Mitteldeutschland ist quasi vollkommen ausgetrocknet.

Ich zieh dann mal ein vorzeitiges Fazit:
JA, 2018 war defintiv ein Jahrhundertsommer

Indikatoren:
Kumulative Temperatur: Rekord, 2003 weit hinter sich gelassen
Kumulativer Niederschlag: (Negativ)Rekord, mit 2003 jedoch exakt gleichauf im gesamten Jahresgang
Verfügbares Bodenwasser: (Negativ)Rekord, nur noch 8l/m³
Wasserbilanz: (Negativ)Rekord, 2003 wird jetzt aktuell in den Boden gerammt. Sie liegt aktuell bei sagenhaften MINUS 380l/m² - gegenüber dem langjährigen Mittel fehlen aktuell 310Liter!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Kumulative Waldbrandstufen: Rekord, 2003 weit zurückgelassen

Und das war nur die Station Potsdam - weltweit fielen die Rekorde und tuen sie es immer noch. Am Jahresende wird abgerechnet - dieses Jahr wird in die Annalen der Klimageschichte eingehen und nicht nur in die Potsdamer, davon bin ich überzeugt. Außer die nächsten Jahre toppen nochmal alles bisher erlebte. Ich wills nicht hoffen. Aktuell ist jedenfalls noch immer keinerlei Umstellung der Großwetterlage zu erahnen. Mit viel Pech geht das bis zum Winter - vielleicht auch noch weiter?! So genau kann das leider niemand sagen. Wenn sich aber nun auch saisonale Regenphasen derart verschieben oder gar ganz ausfallen, kann man davon ausgehen, dass das langfristig nicht ohne Folgen bleiben wird.
 
War im Urlaub in Aquitanien. Alles grün. Niederschläge mindestens durchschnittlich. Brombeeren eine Woche zurück. Das Bild setzt sich in Spanien fort.
 
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Unsere Politiker sollten sich auf jeden Fall schon mal bei den Spaniern um Nachhilfe bemühen, was die Trockenperioden angeht.
Bei Hochwasser haben wir ja schon selbst gute Erfahrungen.
 
Vielleicht nicht unbedingt bei den Spaniern - dem Volk, dass mehr oder weniger sein ganzes Land sprichwörtlich durch Waldrodung verwüstet hat. Aber ein Blick in die südlichen Länder kann helfen sich sich an die neuen Verhältnisse besser anzupassen. DAs geht mit der Auswahl bestimmter Pflanzen los und geht über eine Überarbeitung des Abflusssystems mit dem Ziel den gefallenen Niederschlag länger in der Region zu halten.
So ganz ohne den Süden als Vorbild zu nehmen, fiele mir z.B. sofort ein mehr Sickerflächen zu schaffen dass das Regenwasser nicht gleich abläuft. Auch könnte man die großen Tagebauseen im Süden Brandenburgs ins Kanalsystem so integrieren, dass sie wie große Stauseen wirken und Dürreperioden (die sich in Zukunft vielleicht besser berechnend vorhersagen lassen) entsprechend ausgleichen können, dass wenigstens das Flusssystem keinen Schaden nimmt. Es gibt viele Ansätze wie auch in der PNN zum letzten Großbrand bei Treuenbrietzen vorgeschlagen wurden - aber du hast schon recht, da wo die Politik reingrätscht ist stets mit affektiertem Missmanagement auf sehr kurzen Zeitskalen zu rechnen.
https://www.pnn.de/brandenburg/ein-...rum-der-waldbrand-absehbar-war-/22999468.html
 
Das dürfte schon ein paar Generationen her sein. Aber genau deswegen müssen sie ja nun mit der Verwüstung klarkommen und haben vielleicht ein paar Tipps, wie man es hätte besser machen können.
Genau das Thema Wasserversorgung wäre ein Beispiel. Immer wenn ich auf den Kanaren im Urlaub bin, sehe ich ja dass dort so ziemlich jedes Grundstück große Wasserbehälter hat. So gut wie kein Regentropfen, der in den Bergen fällt oder von den Bäumen aus den Wolken geerntet wird, bleibt ungenutzt.
Ich war ja auch erstaunt, als ich im Oman eine riesige Talsperre besichtigt habe, die gerade kurz vor der Fertigstellung stand - dort unten regnet es vielleicht 1-5 Tage im Jahr - aber diesen Regen will man eben auffangen. Hierzulande sind viele Talsperren ja oft nur Freizeitgewässer oder für die Stromversorgung da. Ein paar dienen dem Trinkwasser. Aber wirklich leer laufen lässt man die so gut wie nie. Erst dieses Jahr war das sehr vereinzelt mal der Fall. Die könnte man bestimmt noch sehr viel besser zum Regulieren nutzen. Dann müssen eben ein paar Leute auf ihr Motorboot vorm Haus verzichten oder einen flexiblen Steg bauen.
 
Für Hydrologen und Wasserbauingenieure zählte in der Vergangenheit immer nur der Abfluss. Möglichst schnell raus mit dem Wasser - es behindert die Wirtschaft. Politiker denken leider heute noch so.

Beispiel Nuthe - ein mittlerer Flüss im südlichen Brandenburg. Der Flusslauf wurde fast über den gesamten Lauf vollständig begradigt. Aber wirklich schnurgerade. Einige wenige Kurven und ein paar Wehre. An einigen Stellen ist das ursprüngliche Flussbett zu erahnen mit den vielen hunderten Altarmen. Man spricht da von einem 'braided' System. So nimmt man lieber alle par Jahre Hochwasser und palle paar Jahre ein fast vollständiges Austrocknen lieber hin als den paar Bauern die ein oder andere Wiese wieder 'wegzunehmen' und der natürlichen Nutzung zuzuführen.
Ein Fluss der ständig seinen Lauf und damit seine Fläche ändert scheint wohl nicht so recht in unser förderales System zu passen.
 
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Vielleicht nicht unbedingt bei den Spaniern - dem Volk, dass mehr oder weniger sein ganzes Land sprichwörtlich durch Waldrodung verwüstet hat.

Hat man bei uns nicht anders gemacht. Symptomatisch der Vergleich zwischen Heidelberg heute https://de.wikipedia.org/wiki/Heidelberg#/media/File:Heidelberg_corr.jpg und Heidelberg 1645: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Heidelberger_Ansicht_(Merian).png
Der Berg ist nicht nur wegen der Befestigungsanlagen kahl. Der deutsche Wald verdankt seine Wiederauferstehung der Industriealisierung. Wenn du Kohle hast und Eisenbahnen für ihren Transport, wird Holz als Energieträger unwirtschaftlich.
 
Wobei wir das Glück hatten, dass der Wald hier einfach schnell wieder nachwächst, wenn man ihn lässt.
Das sehe ich ja auf meinem Wochenendgrundstück, wo ich ständig hinterher sein muss, um die jungen Bäume wegzusensen, sonst wäre das Haus längst vom Wald überwuchert. Das Nachbargrundstück war vor 40 Jahren eine Wiese, jetzt ein dichter Wald.
In Spanien wächst so schnell nichts mehr von allein.
 
Naja, die Probleme in Spanien haben eine etwas andere Dimension, ein paar Bäume pflanzen hilft da nicht mehr:

SjQI4pJ.png


Da müsste man schon ein paar Millionen Bäume pflanzen und bewässern für mehrere Jahrzehnte um noch zu verhindern das Spanien Teil der Sahara wird ...
 
Ich glaube, so funktioniert das mit der Desertifikation zum Glück nicht. Im Nordosten Spaniens ähnelt die Vegetation eher dem Pfälzerwald oder Schwarzwald. Allerdings sind es dann bis zur Halbwüste der Bardenas Reales (die bis ins 17. Jahrhundert ein Wald waren) nur 80 Kilometer. Fährt man weiter, gelangt man an die Feuchtgebiete des Ebro. Das ist alles extrem kleinräumig und man kann mehrere Klimazonen an einem Tag machen. Dass es in Spanien schon immer etwas trockener war, sieht man den zahlreichen römischen Stauseen, von denen einige bis heute im Betrieb sind.
 
Nur ein Ausschnitt, aber die Abholzung ist eines der größten Probleme:

Fast 40 Prozent der gesamten Fläche sind schon von der Desertifikation betroffen, geben auch offizielle Berichte der Regierung zu.

[...]

Doch wie der Klimawandel sind viele Probleme auch hier vom Mensch erzeugt. Allein in den letzten 15 Jahren sind auf dem Staatsgebiet 1,5 Millionen Hektar Wald abgebrannt. Meist wurden sie abgefackelt, auch um sie für die Bauwut zugänglich zu machen.

[...]

Im hochintensiven Gemüseanbau und im Tourismus, mit denen in Spanien viel Geld gemacht wird, finden sich viele Ursachen für die Zerstörung der Böden. Beide Wirtschaftszweige verbrauchen mehr Wasser als ihnen zur Verfügung steht, weshalb das Wasser es über massive Umleitungen aus dem Landesinneren und dem Norden herangeschafft werden muss oder aus illegalen Brunnen gepumpt wird, gegen die nicht eingeschritten wird. Die Verschleuderung des Wassers führt nicht nur zur Versalzung und Erosion der Böden, sondern auch zu einer Austrocknung auf allen Ebenen in den Gebergebieten (Röhrenträume zur Lösung des Wassermangels). Das in hunderten Stauseen aufgefangene Wasser wird den Geberregionen entzogen. Die dort künstlich erzeugte Trockenheit hat zur Konsequenz, dass etliche Landwirte und Obstbauern die Landwirtschaft aufgeben oder ihr Land verlassen, um sich zum Teil ebenfalls an der Küste anzusiedeln.

[...]

Nach Angaben von Leblic sind in Spanien 130.000 Quadratkilometer von starker Erosion betroffen, etwa 25 % der Gesamtfläche. Das sind 13 Millionen Hektar, von denen jeder Hektar jährlich über die Erosion 12 Tonnen fruchtbare Erde verliere.

[...]

Deshalb müssten die Ziele des Nationalen Forstplans ausgeweitet werden, der nur eine Rückgewinnung von 3,8 Millionen Hektar Forstfläche in den nächsten 30 Jahren vorsieht. "Es müssen zwei Milliarden Bäume gepflanzt werden", meint der Experte Leblic, um die Erosion aufzuhalten.

https://www.heise.de/tp/features/Wird-Spanien-zur-Wueste-3505233.html
 
Wie es aussieht, stellt sich ab mitte nächster Woche die Wetterlage grundlegend um - so zumindest die Vorhersage des GFS. Ende der Woche etabliert sich dazu ein Tiefdruckgebiet über den Azoren. Obendrein kommen endlich die ersten Hurricane der Saison im Nordatlantik. Der erste steuert wohl auf NYC zu.

Da muss es doch einen Zusammenhang zwischen ausbleibenden Hurricanen und Dürresituationen in Mitteleuropa geben. Das könnte man zumindest mal erforschen. Mal gespannt wieviel Regen nun kommt die nächsten Monate.
 
Die Hurricane haben sich als Mega-Taifun verkleidet und sind lieber über Japan hergefallen. Vielleicht hat sie Trump so abgeschreckt.
 
So nochmal in die Daten der Mittelwerte der Sommerniederschläge geschaut und ich stelle fest, dass das Jahr 2018 der Dritt-trockenste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1893 war. Trockener waren nur 1976 und 1911. Die Wasserbilanz hat nun die Rekordgrenze von Minus 400l/m² unterschritten. Mal angenommen dass es in den früheren Dürreperioden nicht so heiß war wie heute, bedeutet das im Umkehrschluss: noch nie war Potsdam trockener als im Jahr 2018, und das gilt mind. für die letzten 125 Jahre, wo gesicherte Daten vorliegen. Mittlerweile wurde die GFS-Prognose für nächste Woche abgeschwächt :-/

1) 1976 (26,33l/m²/Monat)
2) 1911 (26,38l/m²/Monat)
3) 2018 (27,65l/m²/Monat)
 
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Gut das wir im September bereits jetzt 115 l/m² haben somit passt der Schnitt wieder.
 
Die Winzer kommen aus dem Staunen nicht heraus. Man erntet Trauben in riesigen Mengen und nicht für möglich gehaltenen Qualitäten. Die alten Sorten aus dem Mittelalter (Warmzeit!) scheinen besonders gut zu "skalieren". Dabei hatte man doch schon den Tod des Rieslings durch Klimaerwärmung vorausgesagt...
 
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