Elektronik und Korrosion.

Oi!Olli

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Ich diskutiere gerade mit einem Typen der behauptet, ich zitiere: "Wasserschäden existieren einzig und alleine in Verbindung mit Strom oder Wasserdruck wodurch das Wasser in Bauteile eindringt die man nicht mehr trocknen kann. Beides ist beim Regen (oder sonstigem drüber laufen lassen) nicht gegeben. "

Korrosion gibt es für ihn nicht. Links zu Smartphones (wohl der häufigste Fall von Wasserschäden) akzeptiert er nicht. Wäre ja ein Akku drin und das Wasser würde da ja sowieso nie richtig abfließen.

Hat da jemand etwas, was ich ihm um die Ohren hauen kann?
 
Also ich hatte hier ein Laptop wo mal was reingelaufen ist, und dies mit der Platine reagiert war. So eine weiße kristalline Schicht war vorhanden, die ich dann gereinigt habe.
 
Korrosion ist immer ein Thema; Stichwort "Spannungsreihe der Metalle".

Allerdings benötigt das etwas Zeit, entfernt man den Elektrolyt (Wasser) schnell genug, geschieht i.d.R. tatsächlich nichts. Allerdings sind viele Bauteile nicht wasserdicht, d.h. wenn Wasser bspw. in eine Induktivität eindringt, bekommt man es da ohne längeres Backen nicht mehr raus (Stichwort Kappilarwirkung). Da man normalerweise kein destilliertes Wasser verschüttet, können auch über eingespülte Mineralien Kriechströme ermöglicht werden.

Wenn wir besondere Umweltforderungen für Baugruppen haben, werden die Platinen im bestückten Zustand lackiert. Für Konsumgüter wird das eher nicht gemacht, sieht man mal von einigen neueren Mobiltelefonen ab, deren Mainboards zumindest wasserabweisend beschichtet worden sind (Sony bspw.).

Kurz: Einer nass gewordenen Elektronik würde ich nicht mehr über den Weg trauen.
 
Du bist also vom Fach?
 
Ich diskutiere gerade mit einem Typen der behauptet, ich zitiere: "Wasserschäden existieren einzig und alleine in Verbindung mit Strom oder Wasserdruck wodurch das Wasser in Bauteile eindringt die man nicht mehr trocknen kann. Beides ist beim Regen (oder sonstigem drüber laufen lassen) nicht gegeben."

Und Eisen rostet nicht im Regen, ist klar.

Wasser wirkt immer (!) oxidierend auf Metalle (ausgenommen Gold). Selbst wenn keine Stützbatterie das BIOS puffert, korrodieren die Lötkontakte mit der Zeit, da sie gegenüber den Kupferleiterbahnen unedler sind und damit als Opferanode fungieren (Wasser diffundiert auch durch Lack). Mit angelegter Spannung über die BIOS Batterie geht das noch deutlich schneller von der Hand. Da reicht die Luftfeuchtigkeit um komplette Leiterbahnen zu zerfressen über die Jahre. Den Grünspan sieht man häufig genug bei Brettern aus den 90ern und früher.
 
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Ach ja, nur für Leute die im Luxx sind.

Ich zitiere mal: "Wasser schadet nur dann wenn Strom im Spiel ist. Ansonsten gibt es keine Flüssigkeitsschäden.
Ich hatte mal ein 370 Board das komplett Verrostet war, aber es funktionierte noch. Oxidation gibt es nur an unedlen Materialien. Bei den Boards ist doch alles wichtige mit Lack oder Gold überzogen und dadurch geschützt."

und

"Wodurch soll das passieren? Der erste der jetzt Korrosion schreit bekommt nen Elektroschock!
Wasser frisst nunmal keine Leiterbahnen weg oder greift edle Metalle an. Einfach mal etwas besser in der Schule aufpassen, dann lernt man solche grundlegende Dinge."

Als ich mit Gegenbeispielen kam (meistens aus der Smaprtphonecke, da sind Flüssigkeitsschäden ja am häufigsten), kam das:

"Schaltet doch mal das Hirn ein...
Warum gehen Handys kaputt wenn sie ins Wasser fallen?
Womöglich weil ein Akku drin ist? Womöglich wegen dem Druck, der das Wasser an Stellen Vordringen lässt die man nicht mehr trocken bekommt, denn die wenigsten Geräte fallen in eine 1cm tiefe Pfütze?
Aber nein. Liegt bestimmt ausschließlich am Wasser...
Glaub doch was du willst, gegen Glauben ist mit Argumenten und Physik, Chemie oder Logik ohnehin nichts auszurichten."
 
Nunja, das Smartphone ist wirklich ein schlechtes Beispiel, weil da sowieso ständig Strom drin ist.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird das eintretende Wasser also einen Kurzschluss verursachen und mehr Schaden anrichten als es die Korrosion danach tun kann. So schnell kann man den Akku gar nicht entfernen, falls es überhaupt noch geht.

Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass die beginnende Korrosion spätestens dann gestoppt wird, wenn das Ganze wieder längere Zeit vollkommen trocken war (bis in die kleinste Ritze - wobei man das selten schaffen wird...).

Wie auch immer, was bringt es, sich da reinzusteigern? Spätestens wenn man dem Gegenüber "0 Ahnung" an den Kopf wirft, ist der für echte Argumente gar nicht mehr empfänglich und jede weitere Diskussion erübrigt sich dann. Dann wird nur noch die eigene Meinung verteidigt, bis aufs Messer. ;)

Aus meiner beruflichen Praxis kann ich nur sagen: Die ESD-Schäden stapeln sich massenweise, von einem Wasserschaden habe ich bisher nichts mitbekommen. Kann aber auch sein, dass sowas direkt als offensichtliches Eigenverschulden abgetan wurde und gar nicht erst auf dem Garantie-Tisch landete. Den ESD-Schaden sieht man ja leider erst, wenn die Chips runtergeschliffen oder geFIBt werden.
 
Du bist also vom Fach?
Ich entwickle Software. Aber in der Geräteentwickung haben wir immer Umweltqualifikation mit drin und da habe ich schon manche Entwürfe gesehen, die dabei "durchgefallen" sind ;). Je nach geforderter Klimazone werden da Tests mit erhöhter Luftfeuchtigkeit bis hin zum Salznebel gefahren. Letzteres ist aber die Ausnahme für maritime Einsatzzwecke.

Gut, man kann aber sagen, dass bei korrekter Konstruktion und komplett Lackierung tatsächlich das Gehäuse, Stecker etc. komplett korridiert sein können und die Elektronik immer noch funktioniert. Das kostet aber. 8)

Bei Mainboards "for Home and Office Use" ist eine solche Qualifikation bestimmt nicht im Lastenheft. Wenn diese Dinger also immer noch funktionieren, ist das eben Glück.
 
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