Das mußte ja so kommen. Wie heute auf Mercury Center zu lesen ist hat Intel wohl noch einen Plan B im Kampf gegen den kommenden 64-Bit Prozessor "Hammer" von AMD in der Hinterhand. Bisher wurde man nicht müde zu beteuern, man halte 32-Bit Adressregister für den Desktop-Bereich als völlig ausreichend, während der Itanium im Serverbereich - inkompatibel zur alten x86-Welt - neue Räume erschließen sollte. Mehr zu Hammer und McKinley findet Ihr hier.
Doch in den vergangen Tagen und Wochen schlug das Pendel zusehens in eine Richtung, die Intel vermutlich nicht sonderlich gefallen haben dürfte. Der aktuelle Itanium "Merced" verkauft sich im Servermarkt mehr als schleppend, der kommende McKinley wird zwar schneller, aber für den Massenmarkt auch nicht zu gebrauchen sein, da er wie der Merced x86-Code nur in einer quälend langsamen Emulation ausführen kann. Gleichzeitig jedoch überschlagen sich die Medien täglich mit neuen Sensationsmeldungen von AMDs neuer 64-Bit Wunderwaffe, die bewußt "nur" als Erweiterung des alten x86-Standards ausgelegt ist.
Heute jedoch völlig überraschend der Umschwenk: Intel habe einen Plan B in der Schublade für den Fall, daß der Hammer wider Erwarten Erfolg haben sollte! Dann werde Intel sein Gegenstück zum Hammer namens Yamhill präsentieren, an dem eine kleine Gruppe von Ingenieuren abseits aller Roadmaps im Geheimen arbeite! Wie der Hammer wird er im weitesten Sinne ein aufgebohrter x86-Prozessor sein und damit auch alte 32-Bit Software schnell "in Hardware" ausführen können. Im 64-Bit Mode soll der Yamhill sogar kompatibel sein zum x86-64 Befehlssatz, den AMD ja als Open Source freigegeben hat. Damit hätten wir zum ersten Mal die Situation, daß Intel einen zu einer AMD-Technologie kompatiblen Prozessor baut und nicht umgekehrt! Bisher jedoch soll der Yamhill noch so geheim sein, daß deren Ingenieure ihn nicht einmal namentlich in Schriftwechsel erwähnen dürfen.
Fassen wir mal kurz zusammen, während wir uns verwundert am Kopf kratzen. Sollte Intel wirklich einen derartigen Plan B vorbereitet haben, dann darf man dem Team in der Tat eine bemerkenswerte Weitsicht zu Gute halten. Dennoch sollte man noch eine andere Möglichkeit ins Auge fassen. Die positiven Schlagzeilen für den Hammer in letzte Zeit dürften auch Intel nicht entgangen sein. Sollten die Benchmark-Hypothesen nur in etwa der Wahrheit entsprechen, wird dagegen jeder x86-Nachfolger des aktuellen Pentium 4 uralt aussehen. Daher sollte man zumindest in Erwägung ziehen, daß Intel diese Gerüchte über einen "Hammer-Yamhill" bewußt streut, um die Aktionäre ruhigzustellen. Wenn dem so ist, dann gebührt der Intel-Marketing Abteilung das Lob, denn wie es scheint haben wir den Köder alle geschluckt.
Aber egal wie die Sache ausgehen wird: AMD hat mit dem Hammer in jedem Fall einen zeitlichen Vorsprung, den Intel erstmal aufholen muß. 2003 wird ein spannendes Jahr... THX @HK & ElNipp für den Hinweis :-)
Nachtrag: Nach mehrmaligem Lesen dieser News kommen einem zwangläufig einige markante Gegebenheiten aus der Vergangenheit in den Sinn. AMD, "der ewige Kopierer", von Intel erst vor zwei Wochen wieder niedergemacht ("Alles, was die machen, ist uns zu kopieren!").
Betrachet man die Entwicklungen der letzten Monate jedoch kritisch, so muß man die Frage stellen, wer hier eigentlich von wem kopiert?! Nehmen wir nur das Thema "Speicher". Intel predigte vor ca. anderthalb Jahren, Rambus sei die Zukunft, der von AMD eingeschlagene Weg (DDR-RAM) eine Sackgasse! Heute baut Intel DDR-RAM Chipsätze (i845D). Oder die Kupfertechnologie! Intel: wir brauchen kein Kupfer (der Pentium 3 "Coppermine" war entgegen der Namensgebung aus Alu). Aus welchem Material baut Intel gleich nochmal seine neuen Prozessoren? Ferner die SOI-Bauweise, die für CPUs nicht zu gebrauchen sei. AMD hat es mit dem Barton und Hammer trotzdem irgendwie geschafft (Stichwort: "ein Körper, der schwerer ist, als Luft, wird niemals fliegen können"). Und nun noch die x86-64 Technologie, die Intel übrigens sehr wohl bei AMD lizenzieren muß, um sie zu nutzen. Nur die Technologie ist offengelegt.
Natürlich hat auch AMD in der Vergangenheit viele Innovationen von Intel übernommen, was auch eine logische Vorgehensweise ist, wenn man mit den Produkten eines damals >90% Marktführers kompatibel sein will. AMD jedoch heute noch als Kopierer abzustempeln, ist angesichts der aktuellen Entwicklungen mehr als gewagt. Wer im Glashaus sitzt, sollte schließlich nicht mit Steinen werfen.
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