Das Thema VIA & PCI-Performance ist mittlerweile schon beinahe ein Running-Gag. Vor einigen Monaten veröffentlichte TecChannel einen Vergleich (wir berichteten) der maximalen Burst-Raten von Festplatten, die an einem PCI-Raidcontroller hingen auf verschiedenen Chipsätzen. Die Burstrate ist die maximal mögliche Lese- oder Schreibgeschwindigkeit vom Controller in oder aus dem Hardware-Cache der Festplatte. Hier zeigte sich, daß die Mainboards mit VIA-Chipsatz eine wesentlich niedrigere Burst-Rate erreichen konnten, als Mainboards mit anderen Chipsätzen. Da jeweils der gleiche Raid-Controller verwendet wurde, konnte es also nur an der mangelhaften PCI-Leistung des VIA-Chipsatzes liegen.
In der Folgezeit erschienen praktisch wöchentlich neue Updates zu diesem Thema. Die VIA-Chipsätze würden keine kontinuierlichen Transferraten über den PCI-Bus zulassen, die Daten kämen in kleinen Päckchen zerstückelt an, statt in einem kontinuierlichen Strom. Eine Bankrott-Erklärung für die VIA-Ingenieure! Ein paar Wochen später brachte VIA einen Patch heraus, der einige Veränderungen an der Chipsatz-Programmierung vornahm (wir berichteten) und damit das gröbste Manko beseitigen sollte.
Vor ein paar Tagen nun die Auflösung: VIA habe sich nicht an die PCI-Spezifikationen gehalten und etliche wichtige Features wie Bus-Parking nicht implementiert (wir berichteten), hieß es. Damit lag der schwarze Peter eindeutig bei VIA. Die Taiwanesen haben Spezifikationen verletzt, damit war alles klar. Pfui.
Inzwischen jedoch ist der Sachverhalt nicht mehr so eindeutig, wie es noch vor ein paar Tagen schien. In einer ausführlichen Diskussion mit unserem geschätzten Kollegen Peter Gräber von Hardtecs4u kamen wir auf dieses Thema zu sprechen. Und wer den Kollegen und seine Artikel kennt, der weiß - der Typ läßt nichts anbrennen, wenn es um das Studium von Spezifikationen geht! Demnach habe VIA beim KT266(A)/333 nicht eine einzige Spezifikation bei der PCI-Implementierung verletzt. Das erwähnte Bus-Parking ist lediglich eine Empfehlung in den Datenblättern, kein Muß. Ferner habe VIA bei der Implementierung der Arbitrierung zwar einen sehr einfachen Weg gewählt, nämlich eine starre Zuweisung von Master-Zugriffen unabhängig von den Bedürfnissen, aber auch dies sei keine Verletzung der Spezifikationen, denn die Art der Arbitrierung ist in den Specs nicht festgelegt.
Ferner hat Hardtecs4u in einem der letzten KT333-Reviews nachgewiesen, daß die erwähnten Schwächen in der PCI-Performance sowohl stark abhängig sind vom Mainboard-Hersteller, ergo von der Art und Weise, wie der Hersteller das BIOS und damit den Chipsatz programmiert hat, als auch von der verwendeten Treiberversion des Raid-Controllers. Eine generelle Vereinheitlichung VIA = schlechte PCI-Performance ist demnach nicht zutreffend.
Vielmehr scheint das Problem ganz wo anders zu liegen, und der Leser, der das erste Eingeständnis von VIA genau gelesen hatte (wir berichteten), konnte den springenden Punkt bereits herauslesen. Vor nicht allzu langer Zeit war Intel noch praktisch der alleinige Hersteller von Chipsätzen - in der Prä-Athlon Zeit waren Chipsätze von VIA, ALi oder SiS eher im Promille-, als im Prozentsatz-Bereich anzusiedeln. Das heißt, in dieser Phase beherrschte Intel einen Großteil des Marktes mit seinen Chipsätzen. Selbstredend, daß die Treiberprogrammierer sämtlicher Firmen, sei es Soundkarten-, TV-, oder Raid-Controller-Hersteller, sich an den Intel-Chipsätzen als Quasi-Standard orientiert hatten - unabhängig davon, was in den PCI-Spezifikationen abgedruckt war. Als dann VIA mit einer ebenfalls spezifikationskonformen, aber eben anderen Umsetzung der Vorgaben auftauchte, war das Entsetzen groß, als nicht zwingend notwendige Features wie eben das erwähnte Bus-Parking fehlten. Und genau das hat zu den Problemen geführt, wie sie TecChannel zu Anfang erkannt hatte und viele Anwender in den unterschiedlichsten Formen zu spüren bekamen, sei es mangelhafte Burst-Leistung, knacksende Soundkarten oder Bild-Verzerrungen bei TV- oder Videoschnittkarten.
Wer VIA die alleinige Schuld dafür in die Schuhe schiebt, liegt demnach falsch. Ausschlaggebend sind, so Hardtecs4u, die Treiberprogrammierer, die Intel und nicht die Spezifikationen als Referenz herangezogen hatten, sowie die BIOS-Programmierer der Mainboard-Hersteller, die den Großteil des Übels hätten abwenden können mit einer ordentlichen Programmierung der Chipsatz-Register...
Diesen Artikel bookmarken oder senden an ...
