Nach den massiven Abmahnwellen der Behörden gegen die Betreiber und Nutzer der Internet-Tauschbörse Kazaa (wir berichteten) gerät nun offenbar zunehmend die eDonkey "Gemeinde" ins Kreuzfeuer. Wie Onlinekosten berichtet, wurde einem schweizer Serverbetreiber per eMail mitgeteilt, daß sein Server, auf dem sich permanent bis zu 100.000 Nutzer aufhalten, das Urheberrecht verletze. Onlinekosten:
Absender der Mail ist die französische RetSpan-Organisation, die mit so berühmten Vereinigungen wie der RIAA gegen das Kopieren von Musik kämpft.
In dem E-Mail wurde der Serverbetreiber darüber "informiert", dass das Anbieten von illegalen Files zu erheblichen Strafen führen könnte. So sind laut der Mail in Frankreich mindestens 150.000 Euro Strafe für einen derartigen Server fällig - in den USA würde der Schadensersatz sogar in die Milliarden gehen.
Das pikante am eDonkey-Netzwerk jedoch sind ein paar Feinheiten in der Organisation, die das Netzwerk weit weniger angreifbar machen, als etwa Kazaa oder Napster: Zum einen ist eDonkey kein von einem Unternehmen zentral verwaltetes Netzwerk. Man kann keine Betreiberfirma verklagen, den Schalter umzulegen und das Netzwerk damit lahmzulegen. Bei eDonkey werden die Server, die für das Routing im ed2k-Net verantwortlich sind, dezentral von verschiedenen freiwilligen Usern gestellt. Zum zweiten lagern im Gegensatz etwa zu einem ftp-Server auf den eDonkey-Servern keine Dateien. Die liegen aussschließlich lokal bei den Nutzern des Netzwerks. Die eDonkey-Server vermitteln den Clients der Anwender lediglich die Adresse eines anderen Clients irgendwo auf der Welt, wo das gewünschte File zu finden ist. Da die Serverbetreiber demzufolge keine Dateien anbieten, ist eine auf solidem Fundament ruhende Abmahnung nicht so einfach durchzusetzen.
Spezialität der eDonkey-Gemeinde sind - im Gegensatz etwa zu Kazaa oder WinMX - seine Community-Webseiten. Die eDonkey-Clients sind in der Lage, externe Links zu verarbeiten. Aus diesem Grund etwa verlinkt Planet 3DNow! bei großen Updates wie dem 3DMark03 (177 MB) immer wieder gerne ins eDonkey-Netzwerk (siehe File-Sharing mit eDonkey – ein Konzept mit Potential?). Doch natürlich kann man die externen Links nicht nur legal nutzen, wie Planet 3DNow! es zur Entlastung der ftp-Server handhabt. Seit Bestehen des ed2k-Netzes haben sich tausende von Szene-Webseiten gebildet, die als Linksammlung z.B. auf die aktuellen Kinofilme, Tonspuren, Musikalben etc. fungieren. Soweit wir informiert sind ist die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) momentan eifrig dabei, die Betreiber dieser Linkseiten abzumahnen. Zumindest nach der deutschen Rechtsprechung, die eine Mitverantwortung eines Seitenbetreibers selbst dann vorsieht, wenn die verlinkten Dateien wie im Falle von ed2k nicht lokal gehostet sind, kann das für die Webmaster böse ausgehen. Man darf gespannt sein, wie weit die Behörden im Falle von eDonkey gehen werden...
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