Unter dem Markennamen Sempron will AMD ab Herbst eine neue Produktlinie anbieten, um auf dem Lowcost-Sektor gegen Intels Celeron-Prozessoren konkurrieren zu können (wir berichteten). Bisher ging man davon aus, dass es sich bei den Prozessoren, die unter dem Namen Sempron verkauft werden, um Athlon 64 Prozessoren mit deaktiviertem AMD64-Feature handeln könnte, die in den Sockel 754 passen. Zu technischen Details hat sich AMD trotz offizieller Ankündigung bisher noch nicht hinreissen lassen.
Doch bereits von Anfang an ging das Gerücht umher, der Sempron könnte parallel zum Sockel 754 auch für den Sockel A erscheinen. Zu offensichtlich entwickelt beispielsweise VIA mit dem KT880 noch am Sockel A herum, als dass AMD die Plattform bald sterben lassen würde. Logischerweise würde es sich bei einem solchen Sempron dann nicht um einen Ableger des Athlon 64 handeln, sondern um einen direkten Nachfahren des Athlon XP. Bisher war jedoch nicht viel mehr dran als ein paar aus verschiedenen Quellen zusammengetragene Spekulationen.
Inzwischen jedoch haben die Spekulationen neue handfeste Nahrung erhalten und wie so oft spielt Kollege Zufall dabei eine nicht unwesentliche Rolle. So hat der Mainboard-Hersteller Jetway seine CPU-Kompatibilitätsliste für die nForce2 Platine N2PA-Ultra/N2PAP-Ultra aktualisiert und dabei vermutlich gleich gegen ein paar NDAs verstoßen. Jedenfalls tauchen in der Liste unzensiert und öffentlich zugänglich ein paar interessante Informationen zum Sockel A Sempron auf, die AMD so noch nicht freigegeben hat:
Alle diese Semprons sind in 0,13µ Verfahren gefertigt, besitzen 256 KB Level-2-Cache und arbeiten mit einem 166 MHz Frontside-Bus im DDR-Verfahren ("FSB333"). Wem das irgendwie bekannt vorkommt: das sind die Daten der alten Athlon XP Thoroughbred 2600+ bis 2800+. Die Versorgungsspannung für den Core beträgt 1,6V.
Wer einen genauen Blick auf die Model-Ratings wirft, wird jedoch sein blaues Wunder erleben. Während ein Athlon XP eine Taktfrequenz von 2083 MHz aufweisen musste, um zusammen mit FSB333 und 256 KB Cache ein Rating von 2600+ tragen zu dürfen, arbeitet ein Sempron 2600+ lediglich mit 1833 MHz. Ein Sempron 2600+ ist also wesentlich langsamer, als ein Athlon XP 2600+. AMDs Aussage, das Model-Rating der Prozessoren drücke die Geschwindigkeit relativ zu einem alten Athlon "Thunderbird" aus, wurde ja bereits mit der Einführung der Athlon 64 Prozessoren massiv untergraben (ein Athlon 64 2800+ ist größtenteils schneller, als ein Athlon XP 3200+), wird nun jedoch mit der Einführung des Sempron ad absurdum geführt. In Wahrheit versucht AMD damit natürlich die Relation zum Intel Celeron herzustellen, einem "kastrierten" Pentium 4 - auch wenn diese Version der Geschichte natürlich in keinem offiziellen AMD-Papier zum Model-Rating auftauchen wird.
Dem Sockel A dürfte damit noch ein längeres Leben beschieden sein, als viele vermutet und manche gehofft haben mögen. Das Szenario erinnert an den sich standhaft gegen die Abschiebung wehrenden Sockel Super 7 im Jahr 2000, der zusammen mit dem K6-2, K6-III, K6-2+ und K6-III+ noch verkauft wurde, als die wesentlich moderneren Plattformen Slot A und Sockel A längst schon auf dem Markt waren. Wirklich günstige Sockel 754 Office-Systeme (Sub 500 EUR) dürften damit auch bis auf weiteres unrealistisch bleiben. Diesen Part darf auch in Zukunft ("as market requires") der Sockel A mit seinen zum Sempron umgelabelten Athlon XP Prozessoren übernehmen...
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