Die vergangene Woche war keine gute Woche für die Betreiber der Webseite SnakeCity, einem Forum, in dem Kunden von Online-Shops Probleme mit verschiedenen Anbietern an die Öffentlichkeit tragen konnten, um daraus eine Art schwarze Liste zu generieren. Zuerst der vermeintliche Domain-Raub durch die Betreiber des Online-Shops NorskIT (berichteten), anschließend der Beginn einer unsäglichen Schlammschlacht um Schuld und Unschuld, fehlerhaften Impressa nach TDG, angeblich veruntreuten Spenden, Steuerhinterziehung etc (wir berichteten). Inzwischen ist das alte SnakeCity-Forum abgeschaltet und die Forumsschlammschlacht erst einmal beendet. Hinter der Domain snakecity.de verbirgt sich momentan ein Webauftritt der NorskIT-Betreiber, auf dem die persönliche Sicht der Dinge dargestellt wird. Die Betreiber des alten SnakeCity sind momentan unter der Domain www.snakeciRty.de zu finden. Eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse in den letzten Tagen findet Ihr im Kommentare-Thread der letzten Meldung.
Inzwischen befindet sich der neue Verein Schutzgemeinschaft Snakecity i.G. der alten Betreiber in der Gründungsphase. Als juristischen Vertreter haben sich die Betreiber die Anwaltskanzlei Günter Freiherr von Gravenreuth an die Seite geholt, Spezialist in Sachen Internetrecht (vgl. eMule-Markenrechtsstreit). Derzeit sind die Betreiber allerdings noch auf der Suche nach geeigneten Mitarbeitern für das neue SnakeCity. Dann wird sich bald zeigen, ob die NorskIT-Mannen Böhme und Opitz ihre Ankündigung "Wir übergeben die Domain snakecity.de gerne auf einen eingetragenen Verein oder eine Interessengemeinschaft etc., wo dann jedoch eine verantwortliche Person/ein Organ benannt wird" in die Tat umsetzen werden.
Der Fall hatte vergangene Woche unglaubliche Wellen geschlagen. Die gesamte deutsche Online-Presse berichtete von diesem vermeintlichen Domain-Raub. Plötzlich schien alle Besitzer von Internet-Domains Panik zu befallen, auch die eigene Domain könnte womöglich nicht vor fremden Übergriffen sicher sein. Anschließend jedoch kristallisierte sich die ganze Sache als geschickt und legal (wenn auch womöglich moralisch bedenklich) eingefädelter Coup heraus. Das Versteckspiel der Betreiber, um möglichen Klagen oder gar Bedrohungen durch die "schwarze Liste" zu entgehen, war zum Boomerang geworden, der ihnen nicht nur die Domain kostete, sondern auch ein rechtliches Nachspiel haben könnte. Ein Realokrimi live im Internet und jeder konnte daran interaktiv teilnehmen, indem er entweder das SnakeCity-Forum mit seinen Kommentaren zur Sache "aufwertete", oder ein paar elektronische Ungeziefer auf norskit und e-bug los ließ - je nach persönlichem Favoriten. Es war diese absolut neue Situation, welche SnakeCity zu ungeahnter, allerdings zweifelhafter Popularität verhalf.
Wir sind jedenfalls auf das neue SnakeCity gespannt, das nun sicherlich auch unter juristischen Gesichtspunkten unter starker Beobachtung stehen wird - denn öffentliche Pranger sind ohne stichhaltige Beweise (und das sind User-Postings erst einmal nicht) normalerweise nicht zu betreiben - zumindest nicht in der alten Form, die bisher ausschließlich durch das Betreiber-Versteckspiel und die relative Beschaulichkeit der Seite möglich war. Jetzt - ins Spotlight der Öffentlichkeit gerückt - darf man gespannt sein, wie die Betreiber den juristischen Spagat schaffen wollen.
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