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Donnerstag, 30. August 2007

14:32 - Autor: TiKu

Trubel um OpenXML

Mit Office 2007 führte Microsoft auch ein neues Dateiformat namens OpenXML ein. Wie auch das konkurrierende OpenDocument-Format, welches u. a. von OpenOffice.org eingesetzt wird, ist eine OpenXML-Datei ein zip-Archiv, welches mehrere xml-Dateien enthält, die das Dokument beschreiben.

OpenDocument wurde von Anfang an als offenes Format konzipiert, welches die vielen eigenständigen Formate der verschiedenen Officepakete ablösen soll. Entwickelt wurde es von der Organisation OASIS (Organization for the Advancement of Structured Information Standards). Mit dem Release von OpenOffice.org 2.0 am 20.10.2005 betrat das Format schließlich den Markt. In der Folge wurden zahlreiche weitere Programme mit einer Unterstützung für OpenDocument ausgestattet.
Die Offenheit des Formats konnte auch einige Regierungen und Behörden von OpenOffice.org überzeugen wie eine Auswahl bei Wikipedia zeigt. Der Umstand, dass OpenDocument 2006 ISO-Standard wurde, dürfte diesen Trend verstärken.

Microsoft ist zwar Sponsor der OASIS, hat sich an der Entwicklung von OpenDocument jedoch nicht beteiligt. Stattdessen entwickelte man in Redmond das eingangs beschriebene OpenXML-Format. Selbst für OpenDocument-Import-Filter sah man bei Microsoft offenbar keinerlei Anlass, sodass Office 2007 zumindest im Auslieferungszustand mit OpenDocument-Dateien nichts anfangen kann.

Aufgeschreckt durch den Trend zu standardisierten Formaten bemüht sich Microsoft nun um eine nachträgliche Standardisierung von OpenXML. Einen ersten Erfolg konnte man im Dezember 2006 verbuchen, als der ECMA-Standard 376 verabschiedet wurde. Im selben Monat wurde OpenXML auch bei der bedeutenderen Internationalen Organisation für Normung (ISO) zur Standardisierung eingereicht.
Diese ISO-Standardisierung sorgt seit Wochen für Aufsehen. Kritiker bemängeln die mangelnde Offenheit und Qualität des Formats. So soll es verschiedene existierende ISO-Standards verletzen. Eine vollständige Implementierung des Standards ohne sich Lizenzverpflichtungen auszusetzen sei durch verschiedene von Microsoft gehaltene Patente praktisch unmöglich. Ebenso sei das Format von Microsoft nicht vollständig dokumentiert, z. B. werde auf das Verhalten von Word 97 bei Zeilenumbrüchen verwiesen, ohne dass dieses Verhalten spezifiziert sei.

Vor der Ratifizierung von OpenXML als Standard stimmen die Vollmitglieder der ISO darüber ab ob OpenXML zum ISO-Standard erhoben werden soll. Begleitet wird die Abstimmung von Eklats. In der Schweiz, wo man sich für den Standard entschied, wirft man dem Vorsitzenden des Nationalen Normierungskomitees Befangenheit vor. In Deutschland wurden mit Google und der Deutschen Telekom zwei Gegner von OpenXML nicht zur Abstimmung zugelassen, während die Stimme eines Mitglieds des DStGB trotz dessen Abwesenheit gewertet wurde (Quelle).

In Schweden wollte Microsoft offenbar nichts dem Zufall überlassen. Kurz vor der Abstimmung traten 23 Firmen - fast alle zertifizierte Microsoft-Partner, die sich vorher nicht für die Diskussion interessiert haben - dem Schwedischen Standardisierungs-Institut SIS bei. Den Gegnern der Standardisierung sei daraufhin angeboten worden, die Abstimmung zu verlassen. Die meisten der betroffenen Firmen, darunter auch IBM, verließen die Abstimmung daraufhin unter Protest. Das Ergebnis war ein klares Votum pro OpenXML.
OS/2 World.com berichtet nun unter Berufung auf eine e-Mail, die der Schwedischen Zeitung Computer Sweden vorliege, dass Microsoft diese Stimmen regelrecht gekauft habe. So soll den Partnern erhebliche finanzielle Unterstützung für Marketing-Kampagnen zugesichert worden sein für den Fall, dass sie dem SIS beitreten und für OpenXML stimmen. Auch habe Microsoft den Firmen vorgefertigte Argumente pro OpenXML bereitgestellt, da man nicht erwartet habe, dass die Firmen sich mit OpenXML auskennen. Um den "guten Willen" zu zeigen, habe Microsoft den Partnern auch nahegelegt, nach der Abstimmung noch einige weitere Sitzungen des SIS zu besuchen.

Klas Hammar von Microsoft Schweden nannte die e-Mail schlecht formuliert. Man habe zwar seine Partner aufgefordert, an der Abstimmung teilzunehmen, jedoch keine Stimmen gekauft.

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