Sony BMG, das Platten- und Medienimperium, dass erst kürzlich erfolgreich gegen eine Hausfrau vor Gericht gezogen ist um über 200,000 US-Dollar zu erklagen und vor weniger als drei Jahren mit der ungefragten und für Anwender unbemerkten Installation eines Rootkits beim Einlegen einer Musik-CD auf sich aufmerksam gemacht hat, steht erneut vor Gericht: Das Label wird von einer französischen Softwarefirma des Einsatzes von Raubkopien bezichtigt und auf 300,000 Euro verklagt.
Dabei liest sich die Geschichte fast wie ein (schlechter) Scherz. Ein Mitarbeiter von Sony BMG meldet sich beim Kundensupport von PointDev, um Hilfe für Ideal Migration, ein Server-Administrationstool, in Anspruch zu nehmen. Der Support stellt fest, dass es sich beim zur Freischaltung verwendeten Key um einen illegal über entsprechende Internetseiten bezogenen handelt, der auf das Jahr 2004 datiert werden kann, dem Jahr in dem der Zusammenschluss von Sony und der Bertelsmann Media Group vollzogen wurde. Folglich beauftragte PointDev den französischen Arm des Gesetzes, der am 22. Januar 2008 die Pariser Büros von Sony BMG auf richterliche Anordnung hin durchsuchte und die Software auf vier Servern vorfand.
Laut Paul-Henry Agustoni, CEO von PointDev, handelt es sich bei der Klage um eine Prinzipsache:
Il ne s'agit pas que d'une question d'argent mais surtout de principe. Le taux de piratage des logiciels en entreprise est très élevé. (auf Deutsch: "Es ist weniger eine Frage des Geldes, sondern mehr eine Prinzipentscheidung. Illegal eingesetzte Software stellt im Geschäftsbereich ein ernsthaftes Problem dar.")
Von einer Firma, die fast schon gebetsmühlenartig mit Klagen droht und der alle Mittel recht sind, um eigene Inhalte zu schützen - selbst so fragwürdige wie die Installation von Spyware auf fremden Computern - hätte man so etwas eher nicht erwartet. Dabei handelt es sich keineswegs um einen Einzelfall: Laut Business Software Alliance stellen Raubkopien bis zu 47 Prozent der installierten Softwarebasis in Unternehmen dar.
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