Seit zweieinhalb Jahren berichten wir auf Planet 3DNow! nun schon in unregelmäßigen Abständen von der Entwicklung der Solid-State-Disk, kurz SSD, die auszog, um der Festplatte (HDD) das fürchten zu lehren. Aus objektivem Blickwinkel betrachtet würde es auch Zeit, denn die Arbeitsweise einer HDD ist noch immer die selbe wie anno dazumal. Eine Magnetscheibe dreht sich in einem Gehäuse, ein Lese- und Schreibkopf muss mechanisch positioniert werden, um Zugriff auf die Daten zu haben. Das ist wegen der Mechanik nicht nur langsam, sondern kostet auch jede Menge Energie, macht Lärm und erzeugt Vibrationen.
All diese Probleme hat eine SSD nicht mehr. Hier gibt es keine beweglichen Teile mehr, die mechanisch in Position gebracht werden müssen. Die Daten werden nicht mehr auf einer Magnetscheibe gespeichert, sondern in Flashspeicher-Chips. Die SSD ist damit ein Verwandter des USB-Sticks, der sich als billige Allzweckwaffe zum Datentransport bereits auf breiter Front durchgesetzt hat. Nur im PC hat der Flashspeicher in Gestalt der SSD nach wie vor einen schweren Stand gegen die HDD. Die Ursachen dafür sind vielfältig.
Zum einen sind Festplatten konkurrenzlos günstig. Selbst schnelle High-End Platten mit mehr als 1 TB Speicherplatz sind für deutlich unter 100 EUR zu bekommen. Hinzu kommt noch, dass sich der Normaluser in der Regel nur für die Größe, nicht jedoch für die Geschwindigkeit einer Festplatte interessiert. Genau hier hat die SSD aber ihre größten Vorteile, während der Preis pro Gigabyte selbst bei den Billigmodellen immer noch mehr als 10x so hoch liegt. Da fragt sich der User natürlich: wieso 150 EUR für eine 64 GB SSD ausgeben, wenn ich für die Hälfte eine 1000 GB HDD haben kann? Nein, für Datensammler sind SSD nach wie vor nicht geeignet, egal in welcher Form. Hier sind die billigen Festplatten immer noch ungeschlagen.
Doch abseits dieser 08/15-Aufgabe hat sich in den letzten Monaten einiges getan. Kenner, die ein möglichst schnelles System-Laufwerk haben möchten, wo die Größe eher zweitrangig, die Geschwindigkeit für schnelles Booten oder Starten von Anwendungen dafür umso wichtiger ist, kommen um die SSD kaum noch herum, wenn das Maximum an Leistung erzielt werden soll. Da sind sogar Mehrfach-Raid-0 Arrays mittlerweile chancenlos. Dabei waren die bisher auf dem Markt befindlichen SSDs - vorwiegend jene mit dem günstigeren MLC Flashtyp - nicht uneingeschränkt dafür zu empfehlen. Aufgrund der Arbeitsweise einer SSD beim Schreiben konnte es bisher zu Verzögerungen beim Schreiben kommen, was sich in ruckeligem Systemverhalten bis hin zum Haken des Mauszeigers niederschlagen konnte. Ursache dafür waren Ausreisser in der Dauer des Schreibvorgangs bei kleinen Dateigrößen, für die neben dem Arbeitsprinzip auch der fehlende Laufwerkscache und der meist in solchen SSDs verwendete JMicron-Controller verantwortlich war. So erzeugte die SSD gerade dort Unmut bei den Anwendern, wo sie eigentlich ihre große Stärke haben sollte.
Beispielhaft zwei Vertreter der neuen Generation mit Indilinx (SuperTalent UltraDrive ME) und Samsung (SuperTalent MasterDrive SX) Controller
Mit der neuen Generation der SSDs gehören solche Probleme nun auch bei den preisgünstigeren MLC-Vertretern der Vergangenheit an. Inzwischen vertrauen die Hersteller auf Controller der Firmen Samsung (z.B. OCZ Summit) oder Indilinx (z.B. G.Skill Falcon), die sich gegenüber dem JMicron als deutlich ausgereifter präsentieren. Zudem bieten die Premium-Varianten dieser Laufwerke nun wahlweise 64 MB oder 128 MB Cache, sodass Engpässe beim Burst oder beim Schreiben über den Cache abgefedert werden können. Zahlreiche Tests in den letzten Wochen haben gezeigt, dass die Probleme mit kleinen Dateien nicht mehr existent sind und die sonstige Leistung noch weiter verbessert werden konnte. Halbierte Bootzeiten, gedrittelte Level-Ladezeiten klingen wie Märchen aus 1001 Nacht, sind bei der Verwendung einer SSD jedoch mittlerweile Realität. Bleibt nur noch der stolze Preis, der sich für solche SSDs der neuesten Generation im Bereich von 120 GB nach wie vor bei ca. 300 EUR oder mehr bewegt.
Gehört dem Flashspeicher im Allgemeinen und der SSD im Speziellen damit die Zukunft? Vielleicht, doch gerade in dieser Phase, in der es für die SSD keine Grenzen mehr zu geben scheint, meldet sich das Magnetspeicher-Lager mit interessanten Daten zurück. DataSlide, ein britisches Startup-Unternehmen, will sich das beste aus beiden Welten zu Nutze machen und mit der Hard Rectengular Drive (HRD) zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Bei der HRD kommen wie bei der HDD Magnetscheiben zum Einsatz. Allerdings sind diese nicht mehr rund und müssen sich auch nicht mehr mit bis zu 15.000/min drehen, sondern sind rechteckig und fest verbaut. Über der Magnetfläche positioniert Dataslide eine Matrix aus 64 Lese- und Schreibköpfen, die nach Angaben des Unternehmens bis zu 160.000 IOPS ausführen können und stets fixiert bleiben, während das Trägermedium lokal piezo-elektrisch ausgelenkt wird. Die Datentransferrate soll bei 500 MB/s liegen - lesend und schreibend.
Die Zahlen lassen aufhorchen und haben offenbar auch Datenbank-Spezialist Oracle beeindruckt, die bereits mit im Boot sitzen. Und da Oracle mittlerweile mit Betriebssystem- und Server-Hersteller Sun verbandelt ist, überrascht es nicht, was die drei Unternehmen primär damit vorhaben: schnelle Storagesysteme im professionellen Bereich zu realisieren. Von einer praktischen Anwendung - womöglich gar beim Desktop-User - ist diese Technologie allerdings noch weit entfernt.
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