In Zeiten, in denen selbst die US-Regierung die globale Erwärmung und ihre Auswirkungen nicht mehr vehement abstreitet, wird die Frage nach der Energieeffizienz von Computern immer wichtiger. Besonders betroffen davon sind logischerweise Rechenzentren, da hier eine große Menge hochperformanter Systeme auf kleinstem Raum akkumuliert werden. Prognosen der Consulting-Firma Uptime Institute zufolge wird der Strombedarf von Rechenzentren weltweit in den nächsten zehn Jahren um den Faktor 4x ansteigen. Diese Vervierfachung beinhaltet nicht nur den konstant wachsenden Bedarf in Industrieländern, sondern auch das rasante Wachstum der IT in Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern. Auch das bis dato eher als Buzzword gehandelte "Cloud Computing" gewinnt mehr und mehr an Bedeutung und könnte sich, nicht zuletzt dank Google Wave und Microsofts Web-Office, in den nächsten Jahren zum Massenphänomen entwickeln und den Anstieg des Energiebedarfs von Rechenzentren noch weiter beschleunigen. Aktuell liegt dieser übrigens bei rund 1,5 Prozent des Gesamtenergiebedarfs der Erde.
Höchste Zeit also, dass sich die Betreiber Gedanken zur Energieeffizienz ihrer Anlagen machen. Aktuell werden unterschiedliche Möglichkeiten evaluiert. So baut Yahoo beispielsweise in Buffalo, im Bundesstaat New York, das weltweit erste passive Rechenzentrum, das exklusiv für Cloud Computing Anwendungen und Dienste genutzt werden soll. Das größte Stromsparpotenzial sehen die Ingenieure und Architekten jedoch nicht in den Computer, wenn gleich diese natürlich so effizient wie möglich arbeiten müssen, sondern in der Kühlung der Gebäude. An der Stelle, an der das Rechenzentrum errichtet wird, ermöglicht eine thermische Besonderheit eine spezielle Kühlung mittels Wind. Denn dieser bläst dort an durchschnittlich über 350 Tagen im Jahr konstant von dem nördlich von Buffalo liegenden Lake Erie und wird zur Kühlung des Rechenzentrums zweckentfremdet.
Einen anderen Weg wählt T-Systems, die zusammen mit Intel in München ein Testlabor namens "Datacenter 2020" eröffnet haben. Ziel sei es, "die Auswirkungen auf Energieverbrauch, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit zu ermitteln". Dabei liegt der Fokus, anders als bei Yahoos passivem Rechenzentrum, auf der Anwendbarkeit der Ergebnisse zur Optimierung bestehender Rechenzentren. Als nächster Schritt soll auch die Datenspeicherung angegangen werden, die aktuell noch außen vor gelassen wurde. Bis zum Ende der Tests will man einen "Power Usage Effectiveness" (Anteil der für IT-Infrastruktur benötigten Energie in Relation zur Gesamtenergie) Faktor von 1,3 erreichen, aktuell seien Werte um 1,9 (also grob überschlagen etwa 50 Prozent des Gesamtenergiebedarfs) eher die Regel, denn die Ausnahme.
In den nächsten Jahren werden also vermutlich sowohl Intel als auch AMD den Fokus neuer Serverprozessoren auf möglichst gute Energieeffizenz legen, ohne gleichzeitig Leistungseinbußen zu verantworten. Dabei kommt die Tatsache sehr gelegen, dass Rechenzentren mit steigender Auslastung auf den einzelnen Anwender heruntergebrochen an Effizienz gewinnen und Cloud Computing sehr stark von Parallelisierung abhängt.
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