Nach einer monatelangen Odyssee hat NVIDIA heute seine neue Grafikkarten-Generation GF100 mit der neuen Fermi-Architektur vorgestellt. Über die Architektur selbst haben wir bereits ausführlich berichtet, weshalb wir hiermit an die älteren News verweisen.
Werfen wir heute einen Blick auf die Praxis und sehen uns die Benchmark-Ergebnisse der NVIDIA GeForce GTX 480 und 470, wie die Karten offiziell heißen, an. Die GTX 480 hat nun 480 Shader-Einheiten bekommen und 1.536 MB GDDR5 Speicher, die kleine Schwester GTX 470 muss mit 448 MADDs und 1.280 MB Speicher auskommen, der zudem nicht mit 384 Bit, sondern nur mit 320 Bit angebunden ist und auch langsamer getaktet ist (1.676 MHz statt 1.848 MHz).
Prinzipiell kam ein Großteil der Tester zu dem Urteil: "Ja, die NVIDIA GeForce GTX 480 ist die schnellste Single-GPU Karte auf dem Markt, aber...". Durch die Bank bemäkelt wurde der für eine Ein-GPU-Karte exorbitante Strom-Verbrauch von ca. 300 W unter Vollast (Furmark). Das ist knapp mehr als die Dual-GPU Karte ATI Radeon HD 5970 und satte 100 W mehr, als der direkte Konkurrent, die ATI Radeon HD 5870. Auch der Idle-Verbrauch von ca. 50 W ist mehr als doppelt so hoch, als bei der HD 5870. Entsprechend laut ist die Karte in jedem Betriebsmodus. Von 1,4 bis über 9 Sone Lautheit reicht die Bandbreite. Damit ist die Karte selbst mit Headset noch zu hören.
Was die Leistung der Fermi anbelangt, so erinnert die Streuung ein wenig an die Einführung des Intel Pentium 4. In einigen speziellen Tests wie etwa bei Metro 2033 spielen die Fermi-Karten in einer völlig eigenen Liga:
Gerade bei Titel, die stark auf DirectX 11 Features allgemein oder Tessellation im Speziellen setzen, schneidet die Fermi überdurchschnittlich gut ab. Bei klassischeren 3D-Techniken, wie sie z.B. bei Crysis Warhead zum Einsatz kommen, kann die ATI noch ganz gut dagegen halten:
Auch bei DirectX 9 Spielen ist die Fermi gut dabei, liegt in Sachen Leistung in etwa auf dem Niveau seines Vorgängers mit 2 GPUs (GTX 295), obwohl hier keinerlei spezielle DirectX 11 Optimierungen greifen.
Nun könnte man angesichts des enormen Aufwandes, den NVIDIA mit Fermi betrieben hat, zu dem Schluss kommen, dass der Chip ein Flop sei. 3 Mrd Transistoren mühen sich um maximale Leistung. Unter dem Strich kommt aber kaum mehr dabei heraus, als beim älteren Mitbewerber, der keine brandneue Architektur erhalten hat. Doch das muss man differenziert sehen. Man könnte sagen, die GTX 480 ist gut genug, um auch bei klassischen 3D-Aufgaben, für die sie keinerlei spezielle Hardware-Optimierungen besitzt, mit der Konkurrenz mitzuhalten. Im Hinblick auf künftige Spiele mit neuen DirectX 11 Features dagegen muss ATI bange werden. Vielleicht noch nicht mit der aktuellen Fermi-Ausbaustufe. Der hohe Preis von 500 EUR (ggü. HD 5870 ca. 350 EUR), der hohe Stromverbrauch und die quälende Lautstärke stempeln die Karte zum Nischenprodukt für Early-Adopters und absolute Technik-Freaks, die sich daran nicht stören. Von der mangelnden Verfügbarkeit derzeit mal ganz abgesehen. Der Fermi-Kern ist einfach zu groß für die aktuelle 40 nm Technologie. Mit der nächsten Ausbaustufe jedoch könnte die neue Architektur zünden ohne einen Rattenschwanz an Kompromissen hinter sich her zu ziehen. Wie gesagt: Intel Pentium 4 Willamette lässt grüßen. Erst mit Northwood konnte der P4 dem Widersacher Athlon XP aus dem grünen Lager das Fell über die Ohren ziehen.
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