In den letzten Jahren war DRAM, also Arbeitsspeicher für Computer und Grafikkarten, zunehmend zu "RAM-schware" verkommen. 1 GB DDR2 Speicher eines Markenherstellers samt Modul für 9 EUR? Kein Problem. Wenig überraschend mussten bei diesen Dumping-Preisen einige Hersteller das Handtuch werfen. Inzwischen haben sich die DRAM-Preise wieder auf einem deutlich höheren Niveau eingependelt.
Doch DRAM zu Discouter-Preisen, das war nicht immer so. Ende des letzten Jahrtausends war RAM noch teuer - richtig teuer! Wer zu dieser Zeit 64 MB SDRAM PC-100 Speicher für ein AMD K6-2 System kaufte, musste mit 180 DM noch richtig tief in die Tasche greifen. Wie nun im Nachhinein offiziell bestätigt wurde offenbar unnötig tief. Berichten von Golem und anderen zu Folge hatten die großen Hersteller von Speicherchips wie Samsung, Hynix, Infineon, NEC, Hitachi, Mitsubishi, Toshiba, Elpida, Micron oder Nanya in den Jahren 1998 bis 2002 ein umfassendes Geflecht an Kontakten und Informationsflüssen geflochten mit dem Ziel, den Preis für DRAM-Speicher künstlich hoch zu halten.
Eben jene Firmen hat die EU-Kommission nun zu einer Strafe in Höhe von 331 Millionen EUR verurteilt. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Die Firma Micron beispielsweise geht völlig straffrei aus, da der Kartell-Skandal überhaupt erst aufgedeckt werden konnte, da Micron ausgepackt hatte. Auch Infineon, Hynix, Samsung, Elpida und NEC stellten zwischen 2003 und 2006 - so lange laufen die Ermittlungen diesbezüglich bereits - Anträge auf Anwendung der EU-Kronzeugenregelung. Wegen mildernder Umstände wurden die Strafen für Infineon, Hynix, Samsung, Elpida und NEC deutlich gesenkt. Die Rede ist von 18 bis 45 Prozent. Auch die Strafen für Hynix, Toshiba und Mitsubishi sollen zwischen 5 und 10 Prozent herabgesetzt worden sein.
Kartell-Klagen und -Untersuchungen gibt es im Big Business der IT immer wieder. Sie dauern selten kürzer als eine halbe Dekade und gehen meist zu ungunsten der Angeklagten aus. Legendär sind mittlerweile die zahlreichen Prozesse gegen Intel, die letztendlich zu einer Strafzahlung an AMD führten. Auch Microsoft kann ein Lied davon singen, wurde das Unternehmen doch erst kürzlich per Dekret dazu verdonnert, dem Anwender nun per Browser-Auswahl auf die Nerven gehen zu müssen, selbst wenn dieser seine Entscheidung längst getroffen hat.
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