Der Bedarf an vor allem kostengünstigen Massenspeicher steigt kontinuierlich von Jahr zu Jahr. In einem Forbes-Interview aus dem April diesen Jahres geht Seagate CEO Stephen J. Luczo davon aus, dass die Festplatten-Hersteller bis 2016 pro Jahr eine Gesamtkapazität von ca. einem Zettabyte ausliefern werden, ab 2020 liegen Seagates eher konservative Schätzungen bei 7 Zettabyte (2011: 400 Exabytes).
Demgegenüber ist bei Festplatten in der letzten Zeit eine immer geringer ausfallende Steigerung der Datendichte zu beobachten. Offenbar nähert man sich langsam den physikalischen Grenzen des seit 2005 verwendeten senkrechten Perpendicular Aufzeichnungsverfahrens. Zwar erforschen und entwickeln die Hersteller seit Jahren neue Methoden zur weiteren Erhöhung der Datendichte wie z.B. Bit Patterned Media oder Heat-assisted Magnetic Recording, mit marktreifen Produkten ist aber zumindest kurzfristig nicht zu rechnen, letzte Prognosen gehen von 2015 aus.
HGST (ehemals Hitachi Global Storage), seit kurzem ein Tochterunternehmen von Western Digital, hat nun einen im Vergleich eher ungewöhnlichen Weg zur Realisation höherer Kapazitäten vorgestellt. Verwendete man bisher bei seinen Top-Produkten ein 5-Platter-Design, wie z.B. bei den 4 Terabyte Modellen der aktuellen Deskstar/Ultrastar 7K4000 Serie, wird man zukünftig 7 Datenscheiben in ein 3,5 Zoll Gehäuse packen. Um dies zu ermöglichen, befüllt HGST eine Festplatte mit dem Edelgas Helium, herkömmliche Produkte arbeiten mit Luft. Die Vorzüge von Helium gegenüber Luft gelten als lange bekannt, die besondere Herausforderung lag in der Entwicklung eines für Helium geeigneten hermetisch versiegelten Gehäuses und eines für die Massenprodukten kostengünstigen Herstellungverfahrens, was laut HGST einen Zeitraum von 6 Jahren in Anspruch genommen hat. Die Vorteile bein Einsatz vom Helium beschreibt HGST in einer Pressemitteilung wie folgt:
Die Dichte von Helium beträgt ein Siebtel der Dichte von Luft, was für die versiegelte Festplattenplattform von HGST große Vorteile bringt. Die geringere Dichte bedeutet wesentlich geringere Strömungseffekte, denen die rotierenden Plattenstapel ausgesetzt sind, wodurch wesentlich weniger mechanische Kraft auf den Motor wirkt. Die niedrigere Dichte bringt auch eine erhebliche Reduzierung der Strömungskräfte, die die Platten und die Trägerarme, mit denen die Köpfe über den Datenspuren positioniert werden, zum Vibrieren bringen. Das erlaubt eine engere Anordnung der Platten (d.h. mehr Platten in einem Gehäuse) und auch ein näheres Zusammenrücken der Datenspuren (d.h. es ist eine weitere Skalierung der Datendichte möglich). Die geringeren Scherkräfte und effizientere Wärmeleitung von Helium führen dazu, dass das Laufwerk kühler und leiser im Betrieb ist.
Stand heute kommen in 3,5 Zoll Festplatten Datenscheiben mit einer Kapazität von bis zu 1 Terabyte zum Einsatz. Mit Helium-befüllten Festplatten könnte man entsprechend Kapazitäten von mindestens 7 Terabyte erreichen. HGST rechnet mit einer Markteinführung entsprechender Produkte im Laufe des nächsten Jahres.
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