Nachdem der "Skandal" Artikel von Tom's Hardware gestern im Web riesige Wellen geschlagen hat, nimmt nun Tom Pabst, der Mann hinter Tom's Hardware (wohlgemerkt nicht der Autor des besagten Artikels !) Stellung zu diesem Thema. In seiner Kolumne, die den treffenden Titel "Machtwechsel? Oder wenn Chefradakteure schlafen ... " trägt, gibt er seine persönliche Meinung zum Kampf Athlon vs. P4 ab:
Das Preis/Leistungsverhaeltnis von Pentium 4-Plattformen ist meiner Meinung nach immer noch dem von Athlon-Plattformen unterlegen. Es stellt sich hierbei jedoch selbstverstaendlich die Frage, wie denn bitte "Leistung" definiert werden moechte. Nimmt man Intel's Vorzeigesoftware oder von Minderheiten genutzte Spezialprogramme, kann der Zeiger tatsaechlich in Richtung Pentium 4 ausschlagen, wie meine diversen Artikel ueber diesen Prozessor Ende vergangenen Jahres durchaus veranschaulicht haben sollten. Im grossen und ganzen jedoch faehrt man bei aktuell erhaeltlicher Durchschnittssoftware besser mit einem AMD-Prozessor. Selbst Quake 3 Arena zeigt Pentium 4 nur in einigen und nicht in allen Demos als den Sieger, waehrend die Mehrheit anderer 3D-Spiele ohnehin eher den Athlon favorisiert (siehe The Tom's Hardware Guide Power Box).
Intel's Pentium 4 1.3 GHz ist fuer Nicht-Uebertakter und Menschen, denen die Zuverlaessigkeit Ihres PC's am Herzen liegt sicherlich kein sonderlich erstrebenswertes Produkt, arbeitet er doch mit der ueberragenden Mehrzahl von Programmen langsamer als selbst ein Pentium III 1 GHz oder ein Athlon der gleichen Taktgeschwindigkeit. Auch ein bisher noch nicht im Handel verwirklichter Preisnachlass kann diesen Misstand nicht ueberdecken. Billiger Mist ist immer noch Mist, und wer sagt denn bitte, dass schlappe 600 Maerker fuer einen Prozessor billig sind?
Intels Pentium 4-Preisnachlaesse als "Subvention" zu bezeichnen schiesst ebenfalls etwas ueber das Ziel hinaus. Solange 3D-Chiphersteller wie NVIDIA in der Lage sind ein Produkt mit 57 Millionen Transistoren in Form des GeForce3 Grafikkartenherstellern fuer unter $100 anzubieten, kann ich beim Lesen des Wortes 'Subvention' im Zusammenhang mit einem Mikroprozessor aus 42 Millionen Transistoren fuer fast $300 nur leise husten. Intel verdient sich nach wie vor dumm und dusselig, allerdings die Dusseligsten sind wir, die Preisnachlaesse von "obszoen" zu nur noch "unverschaemt" dann auch noch bejubeln.
Wie "duester" es tatsaechlich fuer AMD aussieht kann ich nicht beurteilen. Ich bin genuegend damit beschaeftigt meine eigene Firma auf Erfolgskurs zu halten und habe da schon Schwierigkeiten die Zukunft vorauszusagen. Allerdings bezweifle ich doch vehement, dass AMD sich durch Intels Preissenkungen so leicht aus der Fassung bringen lassen wird.
Das Uebertakten von Pentium 4-Prozessoren ist wirklich nicht sonderlich erquicklich. Durch den fixen Multiplikator ist man immer gezwungen den Systemtakt und damit sowohl den AGP, als auch den PCI-Bus ausserhalb ihrer Spezifikationen zu betreiben. Dies veranlasst so manche PCI-Karte sofort oder schleichend ihren Dienst zu versagen, was mir bereits beim Gedanken daran Alptraeme bereitet. AMD-Prozessoren haben dieses Manko nicht und sind damit bedeutend uebertaktungsfreundlicher, was Athlon/Duron einen weiteren Leistungsvorsprung bei den Konsumenten beschert.
Zu guter Letzt wird der heutige Pentium 4 in zirka sechs Monaten "ausgephased" und durch ein neues Modell mit dem Codenamen "Northwood" ersetzt werden. "Northwood" benoetigt neue Hauptplatinen, da er nur in einen neuen Sockel passt und ausserdem andere Spannungen braucht. Zu diesem Zeitpunkt wird der Pentium 4 wie wir ihn heute kennen leider schlagartig zu altem Eisen.
Weiterhin nimmt er verständlicherweise den Redakteur des besagten Artikels, Herrn Völkel, in Schutz und "entkräftet" die Verschwörungstheorien, zu denen auch wir unseren Teil beigetragen haben *fg*:
"..Es ist fernerhin wirklich belustigend, aus der, wohl inzwischen beruehmt gewordenen, Adresse unseres deutschen Sitzes irgendwelche abstrusen Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Dornacherstrasse in Feldkirchen beherbergt tatsaechlich sowohl Intel als auch Tom's Hardware Deutschland, dazwischen aber auch Apple und Compaq. Ich moechte fernerhin nicht verschweigen, dass in extremer Naehe zu uns auch ein Weinhandel zu finden ist. Dies macht uns aber nicht automatisch zu Saufbolden, zumindest nicht waehrend wir Artikel schreiben. .."
Die Sache mit dem Weinhandel hätte er lieber nicht erwähnen sollen ;). Spass beiseite. Um nochmal auf den Autor (Herrn Völkel) des eigentlichen Artikels zurückzukommen: Es handelt sich hierbei definitiv um einen sehr kompetenten Mann und genau das ist IMHO der Punkt: Es ist kein IT-Neuling, der sich von dem P4-Werbespot mit den blauen Clowns hat beeinflussen lassen oder nicht über das nötige Fachwissen verfügt, sondern ein gestandener IT'ler, dessen Fehltritt sich nur durch fehlende Objektivität erklären lässt. Was die Gründe für diese fehlende Objektivität sind, kann ich nicht sagen. Doch wie geht es nun weiter ?
"..Ich habe beschlossen, den ominoesen Artikel nicht zu entfernen und ueberlasse es dem Autor, seine Aussagen zu revidieren oder nicht. Was jedoch im engen Anschluss zu diesem Editorial passieren wird - auf Anweisung des Chefs - ist eine detaillierte Leistungsanalyse zwischen dem einzig 'billigen' Pentium 4 der Taktfrequenz 1.3 GHz und einem vergleichbaren Athlon-Prozessor. Herr Voelkel wird diesen Artikel umgehend nachliefern und seine Aussagen damit entweder untermauern oder entkraeften..."
Ich bin auf jeden Fall schon sehr auf diese Leistungsanalyse gespannt ...
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