Die Tage bis zum Launch des neuen Athlon 64 Prozessors im August/September dieses Jahres sind bereits mit den Fingern abzuzählen und in den letzten Tagen sind viele Informationen zu AMDs Hoffnungsträger der Zukunft bekannt geworden (wir berichteten). Mit 1,5 V Kernspannung soll der Prozessor auf den Markt kommen, mit 1.8 und 2.0 GHz und das mit einem Model-Rating von 3100+ respektive 3400+. Ein sattes MB L2 Cache wird er bekommen und dazu in 0.13µ SOI Technologie gefertigt sein. Er wird im Gegensatz zu seinem Serverbruder Opteron mit DDR400 Speicher umgehen können und nicht auf Registered ECC Module angewiesen sein. Dafür erhält er nur einen 64-Bit DDR Speicherkanal, statt deren zwei beim Opteron.
So weit, so gut. Der Nachrichtendienst x-bit labs jedoch will nun in Erfahrung gebracht haben, daß die Speicherverwaltung beim Athlon 64 mit ein paar Stolperfallen versehen ist. Nun besitzen die Mainboards für den Athlon 64 ohnehin nur zwei DIMM-Slots nach AMD-Spezifikation. Bei der Verwendung von PC3200 DDR400 Speichern dagegen, so x-bit labs, dürfe das System nur mit einem einzigen RAM-Modul bestückt werden! Da derzeit RAM-Module von mehr als 1 GB eher unüblich sind, würde das gleichzeitig auch die obere Grenze für den maximalen Speicherausbau darstellen.
Wohl gemerkt: vorerst handelt es sich dabei nur um ein Gerücht! Detaillierte Specs von AMD sind dazu noch nicht öffentlich zugänglich und AMD selbst schweigt für gewöhnlich über noch nicht offiziell vorgestellte Produkte. Sollte sich das Gerücht jedoch als wahr erweisen, wäre das für AMD eine Hiobsbotschaft. DDR400 Speicher sind keine Exoten mehr! Nach der Vorstellung der FSB400- und FSB800 Prozessoren von AMD und Intel und den entsprechenden Chipsätzen dazu ist es usus, DDR400 zu verbauen, um FSB und RAMs synchron betreiben zu können. DDR333 Module sind so in den letzten Wochen zu Auslaufmodellen mutiert. Zwar gibt es beim A64 keinen klassischen FSB mehr, zu dem man den Speicherbus relativ betreiben müsste, dennoch wäre nicht gerade von Vorteil, wenn der Athlon 64 Kunde sein System mit Auslaufmodellen bestücken müßte, um in den Genuß von großen Arbeitsspeicherwerten zu kommen; zumal die K8-Architektur durch den Wegfall des Flaschenhalses "FSB" mit höheren Speicherbus-Takten wesentlich besser skaliert, weshalb die Verwendung von langsamen DDR266 oder DDR333 Modulen doppelt schmerzen würde.
Die Angelegenheit wäre weit weniger prekär, wenn nicht ausgerechnet das Durchbrechen der 4 GB Schallmauer das Hauptargument gewesen wäre für die Einführung und Vermarktung von 64-Bit Prozessoren. Doch wie es aussieht, muß sich der Athlon 64 für den Anfang mit weniger RAM begnügen, als die meisten Chipsätze für den Athlon XP derzeit in der Lage sind zu verwalten. Auch mit DDR333 Modulen und zwei Slots sind derzeit in der Praxis nicht mehr als 2 GB RAM einsetzbar. Hinzu kommt noch, daß Apple vor ein paar Tagen seinen ersten 64-Bit Prozessor G5 vorgestellt hat und die Marketing-Maschinerie von AMD damit auch das Privileg "erster 64-Bit PC-Prozessor" für den Athlon 64 nicht mehr in Anspruch nehmen kann.
Doch zurück zum Speicher: wo liegt überhaupt das Problem? Daß der Memory-Controller der K8-Plattform in der Lage ist, irrwitzig hohe Speicherausbauten zu verkraften, hat ja bereits der im April vorgestellt Opteron bewiesen - und das, obwohl der Opteron einen Zweikanal-Memory Controller besitzt, der in der Regel wesentlich heikler abzustimmen und zu synchronisieren ist, als ein vergleichsweise simpler Einkanal-Controller, wie der Athlon 64 ihn besitzt. Allerdings verlangt der Opteron von seinem Integrator zwingend registered Module zu verwenden und das auch noch in ECC Ausführung mit eingebauter Fehlerkorrektur, wie es in der Serverwelt üblich ist.
Registered bedeutet, daß die Module kleine Zusatzchips auf der Platine tragen, die als Signalverstärker fungieren und damit den Memory-Driver entlasten. Der Driver schiebt, der Signalverstärker zieht die Daten bildhaft gesprochen über den Bus. So sind wesentlich höhere Speicherausbauten noch zuverlässig zu schaffen, während der Driver bei herkömmlichen unbuffered Modulen an den hohen Lasten scheitert je höher die Taktfrequenz wird und je mehr Module zu versorgen sind. Last bedeutet in diesem Fall die kapazitative elektrische Last, die der Einbau von mehreren Modulen verursacht. Sie hat zur Folge, daß die Signalqualität mit steigendem Takt immer "verwaschener" wird. Man sagt, das Signal rauscht. Irgendwann ist eine 0 und eine 1 nicht mehr eindeutig voneinander zu unterscheiden oder es wird das Zeitfenster überschritten, innerhalb dessen das Signal eindeutig anzuliegen hat. Damit kann es zu Bitfehlern und so zu unzuverlässigem Betrieb kommen. Das System stürzt ab.
Das Problem hat natürlich nicht nur der Athlon 64. Das gilt für alle Systeme, doch da der Memory-Controller bisher in den Chipsätzen integriert war und nicht in der CPU, wie es beim A64 der Fall ist, war das Problem bisher mit der Wahl von geeigneten Chipsätzen einfach zu umgehen. Ein prominenter Fall ist etwa der VIA KT400 Chipsatz, der ebenfalls nicht in der Lage war, mehr als ein DDR400 Modul zuverlässig zu fahren. Oder der SiS 745 Chipsatz, der eine Vollbestückung nur mit DDR266 Modulen erlaubte, während mit DDR333 Konfiguration nur zwei Module erlaubt waren. Nicht zu vergessen der AMD 761 Chipsatz, der zwar vier DIMM-Slots verwalten konnte, jedoch nur bei Verwendung von registered Modulen. Ansonsten durften nur zwei bestückt werden. Wie man sieht: das Problem an sich ist alt. Neu dabei ist nur, daß durch die Integration des Memory-Controllers in die CPU der schwarze Peter nun bei der CPU liegt und nicht durch die Wahl eines anderen Chipsatzes zu umgehen ist.
Bleibt für AMD nur zu hoffen, daß es sich dabei nur um ein böses Gerücht handelt. In ein paar Wochen wissen wir mehr...
Nachtrag: Inzwischen hat x-bit labs seine Aussage in der oben verlinkten Meldung, der Athlon 64 könne nur einen PC3200 Riegel verwalten, revidiert. Nach Rücksprache mit AMD wurde folgendes Statement veröffentlicht:
An Advanced Micro Devices’ representative said today in response to our yesterday’s news-story that the company’s upcoming Athlon 64 processor will surely support more than one PC3200 memory module.
He said it would be suicide for AMD to launch such a processor with support for only 512MB of fast DDR SDRAM memory. The upcoming Athlon 64 will definitely be able to provide a lot of opportunities for end-users both in terms of performance and memory support, AMD assures.
Also mal wieder nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas... THX Julian für den Hinweis
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