Als Intel den Pentium 4 vor zweieinhalb Jahren vorgestellt hat blieb der große Aha-Effekt zu Beginn erst einmal aus. Zwar konnte Intel den Erzkonkurrenten AMD in der Taktfrequenz wieder überholen, dennoch rief es schon damals Stirnrunzeln hervor, dass ein Pentium 4 mit 1.5 GHz teilweise langsamer arbeitete, als ein Pentium III mit 1.0 GHz...
Dieses Phänomen war allerdings gewollt, wie Intel ganz unumwunden zugab. Die neue Architektur des Pentium 4 war voll auf Megahertz ausgelegt; wohlwissend, dass sich "echte MHz" in den Hochglanz-Prospekten gut machen und sich entsprechende PCs mit diesem Argument leichter verkaufen lassen. Wieviel Arbeit der Prozessor bei seinen Frequenz-Höhenflügen dabei tatsächlich verrichtet (Leistung = Arbeit x Frequenz), sagt die Zahl ja nicht aus. Nähere Informationen dazu findet Ihr hier.
Dass der Pentium 4 nach seinem Anfangstief doch noch ein riesiger Erfolg geworden ist, lag auch daran, dass Hauptkonkurrent AMD schwächelte. Zum einen steckte AMD aufgrund der Architektur und diverser Produktionsschwierigkeiten mit 0.13µ lange Zeit in Sachen Taktfrequenz fest (2200+; 1800 MHz), zum anderen wollte und wollte der Athlon 64 einfach nicht fertig werden. Die Aussage ist wohl gerechtfertigt: wäre der Athlon 64 mit seiner hocheffizienten, auf einen hohen Instruction-per-Cycles-Wert ausgelegte Architektur, nach Plan auf den Markt gekommen, hätte der Pentium 4 schon sehr bald sehr alt ausgesehen. So wie jetzt, wo AMD mit einem 2200 MHz Prozessor Intels Flagschiff mit 3400 MHz bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Videoschnitt) in den Schatten stellt.
Hinzu kommt noch, dass Intel derzeit in Sachen Stromverbrauch an einem Punkt angelangt ist, an dem die Wärmeabfuhr diffizil wird. Auswüchse wie der neue BTX-Formfakor sind die Folge. Eine Folge ist auch, dass Intel den Prescott-Core trotz der Auslegung auf hohe Taktfrequenzen aus den genannten Gründen derzeit nicht weiter beschleunigen kann. Nicht umsonst hat Intel mit dem Pentium 4 EE und 2 MB Level 3 Cache versucht, gegen AMDs Athlon 64 Offensive auf anderem Wege entgegen zu wirken, als mit einer weiteren Taktfrequenz-Erhöhung.
Momentan ist man offenbar an einem Punkt angelangt, an dem diverse Grundsatzentscheidungen zu treffen sind. So meldet heute Heise unter Berufung auf das Wallstreet Journal und The Inquirer, Intel werde die aktuelle Pentium 4 Architektur möglicherweise nicht mehr weiter fortführen und den geplanten Tejas-Core streichen. Stattdessen werde man für künftige Prozessoren auf die Architektur des Pentium-M zurückgreifen.
Der Pentium-M ist wie der AMD K7/K8 auf hohe Effizienz ausgelegt. Ein Pentium-M mit 2 GHz kann es aktuell gut mit einem Pentium 4 Topmodell aufnehmen; je nach Anwendung. In seinen Grundzügen basiert der Pentium-M noch auf dem alten Pentium III. Um ihn für die Zukunft fit zu machen, soll der Core mittelfristig auch HyperThreading, IE32e/AMD64 und diverse weitere Features bekommen, die eigentlich für den Pentium 4 gedacht waren.
Wann Intel den großen Umschwenk wagen wird, ist derzeit noch nicht zu erfahren. Momentan sind die Meldungen auch noch nicht von Herstellerseite bestätigt - das soll jedoch noch heute passieren. Daher ist die ganze Sache natürlich noch mit Vorsicht zu genießen. Doch wie sagte Intel Pressesprecher Christian Anderka auf dem letzten Intel-Themenabend auf Planet 3DNow!: "ja, ich kann mir den Pentium M auch sehr gut als CPU in einem Desktop vorstellen." Wir ihn uns auch. Lassen wir uns also überraschen... THX cruger, Hacki, JJFlash, Peter1984, Slider, gruenmuckel für den Hinweis
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