"Guten Tag, willkommen!" In einem für Amerikaner unglaublich akzentfreiem Deutsch eröffnete BILL ROPER (das Kreischen lass ich mal weg) die Games Convention Developer Conference, kurz GCDC. Überrascht darüber, wie schlank der ehemalige Blizzard-Designer geworden ist, wartete ich gespannt auf wenige kluge Worte des gar nicht so alten Altmeisters. Gesprochen hat er dann über Multiplattform-Games und wie sie unser Leben verändern werden.
Doch zunächst machte Mr. Roper reichlich Werbung für World of Warcraft, "seinem" ehemaligen Baby. Denn seit Juli 2003 hat der Star-Designer eine eigene Firma mit mittlerweile 29 Mitarbeitern am Laufen und programmiert Hellgate, ein Diablo in 3D.
Das ist aber gar nicht wichtig. Die Message seiner Lecture war nämlich: "Use as many platforms for your game as you can ever imagine!" Nach Ansicht von Roper ist die jetzige Methode, ein Spiel einfach auf mehrere Systeme zu portieren, die falsche. Als Beispiel nannte er StarCraft, das er gerne auf dem N64 sehen wollte. Also portierten seine Mannen das Kultgame und stellten fest: "Basically, it's crap!" Das Interface war zu kompliziert für Gamepad-Hände und das Spiel zu schnell. Daraufhin haben die Entwickler den Speed deutlich herabgesetzt, das Ressourcen-Management der Konsole überlassen und auch sonst viele Vereinfachungen eingebaut. Dein Gefühl sagt dir zurecht: Das ist nicht mehr StarCraft! So sahen es auch die Blizzardinos und verwarfen das Projekt.
Bill Roper hat dazugelernt und will gerne eine andere Strategie verfolgen: "Build multiple windows into the same game." Das heißt jetzt nicht, möglichst viele verschiedene Fenster ins Spiel einzubauen, sondern ein maßgeschneidertes Game für jede Plattform zu entwickeln. Um gängige Klischees zu bedienen, nannte Bill folgendes Beispiel: Daddy sitzt vor dem PC und zockt ein rassiges Strategie-Game, während der vor sich hin verrohende Sohnemann noch mehr für seinen Amoklauf tut und ein Action-Game an der Konsole spielt. Mum hingegen macht es sich bei einer warmen Tasse Tee gemütlich und erfreut sich an einem Puzzle-Game auf dem Handy. Was alle drei gemeinsam haben: Sie spielen alle das gleiche Spiel, nur aus einer anderen Betrachtungsweise. Wer jetzt was genau tut, überlasse ich deiner Vorstellung.
Jetzt hebt der Designer wirklich ab: Nicht nur Spiele-Plattformen können miteinander kombiniert werden, auch andere Unterhaltungsmedien kann der findige Entwickler in sein Spiel einbinden. So könnte ein Kapitel in einem Roman stark an einem Spiel-Level angelehnt sein. Dort wird erzählt wie die Hauptfigur an einen besonderen Gegenstand kommt - wetten, jeder Leser versucht das nachzumachen?
Bleibt nur noch die Frage des Geldes. Nun, da hat mich Mr. Roper enttäuscht und die Verantwortung auf Riesen wie Electronic Arts geschoben. Denn eines ist klar: Diese Vielfalt ist für wenig Geld nicht zu bekommen und ein verdammt hohes Risiko. Aber eine verdammt schöne Vision.
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