Der belgischen Polizei ist Berichten zur Folge ein weiterer Schlag gegen die Raubkopiererszene gelungen. Demzufolge soll einer der größten eDonkey-Server namens Razorback 2 gestern vormittag gegen 10 Uhr vorübergehend beschlagnahmt worden sein. Obwohl die Betreiber von Razorback in der Schweiz ansässig sind, waren die grössten Teile des Systems in Belgien installiert. Bereits vor Jahresfrist war die österreichische Polizei massiv gegen einschlägige eDonkey-Seiten vorgegangen (wir berichteten).
eDonkey ist ein dezentrales Filesharing-Netzwerk. Das eDonkey-Netzwerk (zu dem auch populäre Abwandlungen wie eMule oder mlDonkey gehören) besteht aus den Clients der Anwender und den Servern. Im Gegensatz zu einem FTP-Server liegen auf eDonkey-Servern allerdings keine Dateien zum Download bereit. Die Aufgabe der eDonkey-Server ist es lediglich, den einzelnen Clients mitzuteilen, zu welchen anderen Clients sie sich verbinden müssen, um eine gewünschte Datei herunterladen zu können. Der Dateiaustausch findet also von User zu User statt. Die eDonkey-Server haben lediglich die Aufgabe dafür zu sorgen, dass die User sich gegenseitig finden.
Das Vorgehen der belgischen Polizei ist der erste große Schlag gegen die eDonkey-Server bzw. deren Betreiber. Offiziell ist der Betreiber von Razorback eine Stiftung, die sich nach eigenen Angaben in der Vergangenheit unter anderem für den legalen Einsatz von Filesharing stark gemacht haben soll. So sollen die Administratoren Rechteinhabern mehrfach angeboten haben, Dateien bei denen die Urheberrechte strittig sind, zu sperren - angeblich ohne Reaktion. In der Realität - legale Anwendungsgebiete wie häufig von Planet 3DNow! bei großen Updates praktiziert hin oder her - dürfte Razorback wie auch alle anderen eDonkey-Server zu 95 Prozent für die Verbreitung von urheberrechtlich geschütztem Material wie aktuellen Kinofilmen, Software und Musik genutzt worden sein.
Unklar ist momentan noch, was die belgischen Behörden auf dem Razorback-Server zu finden hoffen. Bei eDonkey-Servern werden Suchanfragen nicht geloggt, die Quellenvergabe geschieht on Demand und die Informationen zu den freigegebenen Dateien der verbundenen Nutzer liegen laut den Dokumentationen der Entwickler der Serversoftware als Hash im Arbeitsspeicher. Wird der Server abgeschaltet, sind folglich auch sämtliche Daten weg. Insofern müssen zumindest Anwender, die ein schlechtes Gewissen haben sollten, durch die jüngsten Ereignisse in Belgien kein Ungemach befürchten. Durch die Etablierung des Kademlia-Suchprotokolls vor knapp drei Jahren, das Quellen ohne zentrale Server verbreiten und suchen kann, dürfte auch die Ergreifung sämtlicher Serverbetreiber der illegalen Dateiverbreitung via eMule und Co. kaum Einhalt gebieten, da die eDonkey-Server "dank" Kademlia faktisch bereits heute gar nicht mehr notwendig wären, um das Netzwerk am Leben zu erhalten. Daher dürfte sich das Vorgehen der Behörden in Zukunft wieder mehr in Richtung Endanwender verlagern, um illegalen Filesharern das Leben deutlich zu erschweren.
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