Der Krieg zwischen den beiden größten Prozessor-Herstellern wird schon längst nicht mehr nur in den Schlachten "Athlon gegen Pentium 4", "Sempron gegen Celeron" oder "Athlon 64 gegen Core 2" geführt. Mittlerweile erlangen auch die Strategien auf den Nebenschauplätzen zunehmend Bedeutung. Man denke nur an die Kartellklagen. Aber auch die Partner der beiden Unternehmen sind von nicht untergeordneter Bedeutung. Erst kürzlich hat sich AMD wie berichtet den kanadischen Grafik- und Chipsatz-Hersteller ATI einverleibt. Mit diesem Schachzug fordert AMD seinen Mitstreiter nun nicht nur an der CPU-Front, sondern auch bei den Chipsätzen und vor allem den Stückzahl trächtigen Integratorensystemen heraus, mit denen Abermillionen Büro-Arbeitsplätze ausgerüstet werden.
Nun produziert Intel bekanntlich aber nicht nur Chipsätze, sondern auch Mainboards. Früher wurden die Intel-Mainboards praktisch ausschließlich mit Intel-Chipsätzen bestückt. Inzwischen fertigt der blaue Riese aber auch Mainboards, die mit den Produkten anderer Hersteller bestückt werden - schließlich muss man sich die Chipsatz-Hersteller ja warm halten, damit sie eine neue Plattform möglichst ausschließlich oder wenigstens zuerst für den eigenen Prozessor entwickeln. Die von Intel damals verpennte SLI-Technologie ist dafür ein gutes Beispiel. Damals hat NVIDIA eben exklusiv für AMD-Prozessoren gefertigt, nachdem Intel die Lizenz für das Busprotokoll nicht herausrücken wollte - bis Intel sein Versäumnis erkannt hat (wir berichteten).
Aber natürlich geht das Spielchen auch anders herum. Im Sommer war bekannt geworden, dass Intel ein Mainboard namens D103GGV vorstellen würde, das Ende 2006 auf den Markt kommen und mit einem ATI Radeon Xpress Chipsatz bestückt sein sollte. In den aktuellen Roadmaps dagegen ist das D103GGV laut aktuellen Berichten spurlos verschwunden. Also kein neues Intel-Mainboard mehr mit einem Chipsatz, dessen Hersteller mittlerweile dem Erzkonkurrenten gehört.
Stattdessen berichtet Digitimes unter Berufung auf Quellen des chinesischen EDN, dass der taiwanesische Hersteller SiS zum ersten Mal in der Geschichte einen Auftrag von Intel zur Lieferung von Chipsätzen für die hauseigenen Mainboards erhalten habe. Konkret soll es dabei um die das Produkt SiS662 gehen, das in einem Intel-Mainboard namens D201GLY verbaut werden und im zweiten Quartal 2007 auf den Markt kommen soll. Bereits in der Vergangenheit hat Intel auf Chipsätze von SiS zurück griffen, die über OEMs oder ODMs geliefert wurden. Zum ersten Mal jedoch habe SiS von Intel direkt einen Auftrag erhalten, so EDN. Die Strategie, sich die richtigen Partner zur richtigen Zeit ins Boot zu holen, geht also in die nächste Runde.
Diesen Artikel bookmarken oder senden an ...
