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Montag, 28. Mai 2007

15:28 - Autor: Nero24

Kommentar: zweifelhafte Benchmarks, Weltuntergang und Hype

Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie sich Geschichten in der IT-Branche wiederholen, wenn man nur lange genug dabei ist es zu erkennen. Deja-vu nennt man so etwas, ein "psychologisches Phänomen, das sich in dem Gefühl äußert, eine an sich völlig neue Situation schon einmal exakt so erlebt, gesehen oder geträumt zu haben" (Wikipedia).

Erinnern wir uns zurück an die Zeit, als Intel mit seinem Pentium 4 nach schwachem Start so richtig in Schwung kam und AMD sich mit seinem bis dato überlegenen Athlon XP ein wenig zu sicher zu sein schien. Plötzlich steckte AMD mit seinem Thoroughbred A trotz Die-Shrink bei 2200+ (Model-Rating wohl gemerkt, nicht Taktfrequenz) fest, obwohl bereits der Vorgänger Palomino 2100+ erreichte, während Intel seinen Pentium 4 Northwood scheinbar problemlos auf 3 GHz bringen konnte. Das zugleich eingeführte Feature Simultaneous Multi-Threading (SMT) alias HyperThreading wirkte hier nur noch wie ein Fußtritt auf einen, der bereits am Boden liegt. Als AMD den Thoroughbred B vorstellte, um sich zumindest halbwegs aus dem Würgegriff zu befreien, war die CPU - oh Wunder - Wochen lang nicht verfügbar. Selbst der später nachgeschobene Barton-Kern konnte nur auf dem Papier "dank" deutlich zu hoch angesetzten Model-Rating Zahlen wieder mit dem Pentium 4 konkurrieren. Damals galt: egal was AMD anstellte, um ein Ziel zu erreichen; Intel war bereits dort. Die mit dem Athlon und Athlon XP gegenüber dem Pentium III mühsam erkämpften Marktanteile schmolzen zusammen wie das Packeis in der Antarktis.

Kommt uns das irgendwie bekannt vor? Natürlich, man braucht nur mal einen Blick zu werfen auf die Berichte der letzten Wochen und Monate. Der Core 2 Duo macht mit dem Athlon 64 X2 derzeit ähnlich kurzen Prozess, wie es der Pentium 4 Northwood mit dem Athlon XP damals tat. Wie damals stürzen die AMD-Marktanteile wie der Aktienkurs nach vorhergehenden Hochs ins Bodenlose und wie damals soll es eine neue Prozessorgeneration richten. Vor fünf Jahren wartete die AMD-Gemeinde auf den Messiahs "K8", heute soll der "K10" die Erlösung bringen. So weit, so logisch, so pragmatisch.

Was aber auffällt ist, dass sich auch das Drumherum zu wiederholen scheint. Damals wie heute tauchten Monate vor dem eigentlichen Produktlaunch plötzlich irgendwo irgendwelche Benchmarks auf, die entweder zeigten, dass der neue AMD-Prozessor ein Überflieger werden wird oder wahlweise, dass AMD am besten gleich zusperren kann. Ob Redaktion oder Forum, ob im deutsch- oder englischsprachigen Internet spielt keine Rolle.

Ob die damals oder heute kursierenden Benchmarks gefakt waren oder nicht, spielt im Grunde keine Rolle. In jedem Fall handelte es sich um Vorserien- oder Prototypen-Systeme und wie aussagekräftig das ist, wissen wir auf Planet 3DNow! seit dem Prototypen-Test eines VIA KT333 Mainboards Monate vor dem Release nur zu genau. Es ist ein nettes Goodie für die Freaks, aber im Grunde verplemperte Zeit. Sämtliche Performance steigernde Chipsatz-Features waren deaktiviert oder noch gar nicht implementiert, dem später angepeilten Taktfrequenz-Bereich dürfte man sich nicht einmal annähern und im Grunde ist man nach so einem Prototypen-Preview genauso schlau wie zuvor, dafür aber um etliche Stunden ärmer, die man nie wieder zurück bekommt.

Genauso oder so ähnlich verhält es sich mit den geleakten K8-Benchmarks damals und den K10-Benchmarks heute. Hinzu kommt hier noch, dass niemand sagen kann, wie die Infrastruktur eingestellt war, ja nicht einmal die Taktfrequenz kennt man. Damals stellte sich nach den katastrophalen K8-Benchmarks heraus, dass die CPU wohl nur mit 800 MHz lief, bei den K10-Benches der letzten Wochen scheint sich zu manifestieren, dass es sich um ein Low-Power Rackmount-System gehandelt haben könnte, das mit mehr als 1 GHz Taktfrequenz unter Marktlaunch unterwegs war.

Damals wie heute ist die AMD-Aktie nach etlichen miesen Quartalsergebnissen in den Keller gefallen, damals wie heute diskutiert die Online-Gemeinde in den Foren, wann bei AMD wohl der Pleitegeier zuschlagen könnte oder - noch besser - wann Intel seinen einzigen Gegenspieler schlucken wird. Dazwischen mischen sich immer wieder - indirekt proportional zu den Weltuntergangsszenarien der einen Seite - scheinbare Überflieger-Infos der Gegenseite. Man denke nur an die mutmaßlichen BOINC-Barcelona Ergebnisse vor ein paar Monaten oder die zu Weltherrschaftsträumen animierenden Info-Fetzen zum K8/Hammer zwei Jahre (!) bevor er letztendlich wirklich auf den Markt kam.

Natürlich ist nicht alles Mumpitz. Wie nahe AMD damals wirklich vor dem endgültigen Aus stand - Gerüchte sprachen damals von 5 Quartalen - kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Sicher ist, dass es AMD damals wie heute nicht gut geht. Nun könnte man sagen, das ist der normale Verlauf der Dinge. Ein neu entwickeltes Produkt hat nun einmal schneller zu sein, als ein bis zum Anschlag ausgequetschtes altes. Andererseits könnte man gemeinerweise auch behaupten, dass AMD damals (während der K7-Überlegenheit) wie heute (während der K8-Überlegenheit) schlichtweg gepennt hat. Man könnte AMD vorwerfen es verpasst zu haben, die Entwicklung an den auf dem Markt befindlichen Produkten in dieser Zeit entscheidend voran zu treiben. Beim Athlon 64 Launch wurde der FX mit einer Taktfrequenz von 2,2 GHz vorgestellt. Jetzt - 4 Jahre später (!) arbeiten die AMD-CPUs noch immer im gleichen Taktfenster. Hier mal ein Die-Shrink, dort mal eine von Intel geliehene SSE3-Einheit oder ein DDR2-Memorycontroller, der den Athlon 64 aber eher langsamer, als schneller gemacht hat. Ja klar, Dual-Core war auch eine Innovation; aber keine, die in den letzten 4 Jahren erdacht wurde. Die Dual-Core Fähigkeit bekam die K8-Architekur bereits von Anfang an mit auf den Weg; nur musste man sie bis zur Einführung der 90 nm Strukturen zurück stellen, da die beiden Kerne sonst nicht auf das Die gepasst hätten und vernünftig mit Strom zu versorgen gewesen wären. Würden die Quartalszahlen heute anders aussehen, hätte AMD die Zeit der Überlegenheit genutzt, um die Prozessoren sukzessive mit markanten Features zu verbessern? Müsste der K10 jetzt nicht wieder bei Null anfangen und zuvor mühsam erkämpfte aber wieder verlorene Marktanteile zurück holen, sondern könnte sich daran machen neue zu erobern? Dass AMD die Taktfrequenzen seiner völlig ausgelutschten 90 nm Prozessoren jetzt plötzlich in der Not auf reale 3 GHz presst, um einen X2 6000+ realisieren zu können und gegen die Intel Core 2 Duo Prozessoren nicht völlig im Regen zu stehen, wirkt - wie damals zur Barton-Zeit und seinen irrwitzigen Modelrating-Zahlen - wie eine Verzweiflungstat.

Sicher ist am Ende nur: nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. AMD wird nicht vor die Hunde gehen und der neue K10 wird weder ein Sargnagel, noch ein Messiahs sein. Er wird dafür sorgen, dass AMD seine gute Position im Servermarkt wird stärken können und er wird dafür sorgen - sofern er denn für den Desktop-Bereich wie versprochen noch in diesem Jahr erscheint - dass das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlägt. Wetten dazu werden angenommen:» Kommentare
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