In einem Interview mit einigen Redakteuren von Mercury News hat AMD-Chef Hector Ruiz zum ersten Mal öffentlich Stellung bezogen zur Situation mit dem K10-Kern "Barcelona". Der K10 soll AMDs künftige Server-Prozessoren Opteron in die Quad-Core Welt führen und zugleich auf dem Stückzahl trächtigen Desktop-Markt mit dem Athlon-64-Nachfolger Phenom neue Marktanteile erobern. Hintergrund: nachdem AMD nach der Einführung des Athlon 64 im September 2003 praktisch Katz' und Maus spielen konnte mit dem Hauptkonkurrenten Intel, der sich mit seiner Netburst-Architektur selbst in eine Sackgasse manöviert hatte, schlug das Pendel im letzten Jahr wieder zu Gunsten Intels aus. Die Core 2 Duo Architektur war AMDs K8-Kern ab sofort in allen Belangen überlegen: IPC, Stromverbrauch und Taktfrequenz.
Seit diesem Zeitpunkt steht AMD mit dem Rücken zur Wand. Während es sich Marktführer Intel mit seinem Milliarden schweren Finanzpolster und seinen treuen Großabnehmern bequem leisten kann, ein paar Quartale lang auch mal die zweite Geige zu spielen ohne auch nur in die Nähe der Verlustzone zu geraten, war der Core 2 Duo für AMD ein Dolchstoß mitten ins Herz. AMD verlor schlagartig dramatisch an Marktanteilen, schrieb mit einem Nettoverlust von 611 Millionen US-Dollar im ersten Quartal 2007 augenblicklich Miese und musste bereits zwei Wandelanleihen anbieten, um mittelfristig überhaupt liquide zu bleiben. Wie konnte es soweit kommen?
Die Antwort darauf gibt AMD-Boss Hector Ruiz selbst. "Wir machen etwas, das noch keiner jemals getan hat", gibt er gegenüber Mercury News zu Protokoll. Damit ist wohl der erste native x86 Quad-Core Prozessor mit integriertem Memory-Controller, L3-Cache und erweiterter Cool'n'Quiet Funktionalität und damit der K10 "Barcelona" gemeint. Man sei bei der Entwicklung auf unvorhergesehene Schwierigkeiten gestoßen, wobei jedes dieser Probleme eine Verzögerung von etwa 6 Wochen verursacht habe. Unter dem Strich sei der Barcelona damit 6 Monate überfällig geworden. "Wir hatten gehofft, dass nicht so viele Komplikationen auftreten würden, aber beim Barcelona waren es mehr als gedacht."
Hector Ruiz erhofft sich nach wie vor sehr viel vom neuen K10-Kern, dem eine bis zu 40 Prozent höhere Rechenleistung nachgesagt wird als seinem direkten Vorgänger, selbst wenn der Barcelona am Anfang aufgrund diverser Probleme nur mit gebremstem Schaum arbeiten wird. Erst neuere Steppings gegen Ende des Jahres sollen neben dem IPC-Malus auch den Taktfrequenz-Nachteil zu Intel wett machen. Zugleich dämpft Hector Ruiz die Erwartungen an den K10: er werde keinesfalls so stark auftreten wie seiner Zeit der AMD Opteron bei seiner Einführung im April 2003.
Stattdessen grifft der AMD-Chef noch einmal die schwelenden Verfahren gegen Intel auf. So betonte er erneut, dass auch die Wettbewerbsbehörden der USA ein Antitrust-Verfahren gegen Intel eröffnen sollten. Danke Kali für den Hinweis.
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