Letzte Woche hat AMD auf der CeBIT seinen neuen AMD 780G Chipsatz und das zugehörige Feature Hybrid-Crossfire voller Stolz vorgestellt. Ein Chipsatz mit integrierter Grafik, die schnell genug ist, um die Aero-Oberfläche von Windows sowie mittelaufwändige 3D-Spiele darzustellen, mit UVD und damit HD-Beschleunigung in Hardware, sowie einer neuen Southbridge namens SB700, die alle Features bietet, die dem Stand der Technik entsprechen. So weit, so gut.
Bei den Mainboard-Herstellern jedoch ist die Euphorie über den neuen 780G durchwachsen. Natürlich will keiner von ihnen namentlich genannt werden, aber nicht nur ein Hersteller zeigte sich im Gespräch enttäuscht. Gerade von Hybrid-Crossfire habe man mehr erwartet. Im aktuellen Stadium jedoch erfülle der Chipsatz nicht die in ihn gesetzten Hoffnungen, hieß es. Dabei geht es wohl weniger um die Performance, als um den Umstand, dass in der aktuellen Entwicklungsstufe die diskrete Grafikkarte scheinbar nicht komplett abgeschaltet werden kann, wenn sich der Anwender im 2D-Modus befindet und damit eigentlich die integrierte GPU genügen würde. Dabei war dies eines der Keyfeatures, dass eine "echte" Grafikkarte nur dann Strom verbraucht, wenn der Anwender sie benötigt, während ansonsten die stromsparende IGP zum Einsatz kommt. Ferner ist Hybrid-Crossfire auf Windows Vista beschränkt. Angesichts der Tatsache, dass Windows XP noch immer das am weitesten verbreitete Betriebssystem ist, dürfte die Beschränkung bei den Herstellern auch nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst haben.
Zu allem Überfluss für AMD haben die ersten Tests einer NVIDIA 8200 Plattform mit Hybrid-SLI Feature gezeigt, dass sich der Chipsatz in Sachen Performance anders als kolportiert nicht hinter dem AMD 780G zu verstecken braucht. Zudem soll demnächst noch der 8300 nachgeschoben werden. Bei Hybrid-SLI soll die Abschaltung der diskreten Grafikkarte übrigens funktionieren, war zu hören. Tests von finalen Plattformen werden zeigen, ob dem tatsächlich so ist.
Eines der interessantesten Features des AMD 780G für Anwender, die hauptsächlich im 2D-Modus arbeiten, wäre das "Sideport" genannte Feature, ein lokaler Framebuffer für die Grafikeinheit, 16 MB oder 32 MB groß. Das ist nicht viel, wäre für den 2D-Desktop aber genug, um nicht auf UMA-Speicher zurückgreifen zu müssen. Somit würde die Grafikkarte der CPU keine Bandbreite klauen und damit das Gesamtsystem bremsen. Leider jedoch sind die meisten 780G Mainboards der Hersteller für den europäischen Markt ohne Sideport und daher mit klassischem UMA-Speicher versehen. Hersteller J&W zum Beispiel hat so eine Platine im Angebot, ist jedoch im europäischen Raum praktisch noch nicht zu bekommen. So bleibt es spannend, welcher der beiden Hersteller aus dieser Runde des Schlagabtauschs als Gewinner hervorgehen wird.
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