UnterschiedlicheTageszeitungenberichten heute von einer angekündigten Kooperation zwischen IBM und Linden Lab, dem Hersteller und Inhaber der virtuellen Welt Second Life. Zwar wäre die Anwesenheit einer großen Firma in Second Life nichts neues, jedoch plant IBM, abseits von der weiten Öffentlichkeit der Linden Lab Server, eine private Sphäre für eigene Mitarbeiter zu schaffen.
Bisher haben Unternehmen Second Life lediglich als Werbeplattform für sich entdeckt, auch AMD hat eine virtuelle Firmenzentrale errichtet. Mehr als Repräsentation war jedoch bisher nicht möglich, da sämtlicher Datenverkehr über die Server von Linden Labs läuft. Um diese Einschränkung zu umgehen, plant IBM nun einen abgeschotteten internen Bereich, der hinter der Firewall des eigenen Unternehmens Konversationen und somit sensible Informatinoen von den öffentlichen Servern fern hält. Effektiv würde diese Technologie den Mitarbeitern den problemlosen Wechsel von der öffentlichen Sphäre der virtuellen Welt in die private Sphäre des eigenen Unternehmens ermöglichen.
Jetzt stellt sich natürlich primär die Frage, warum die Mitarbeiter einer großen Firma ihre Arbeitszeit überhaupt in der virtuellen Welt verschwenden sollen. Bei IBM werden die Möglichkeiten und Vorteile der virtuellen Welt bereits heute erfolgreich zu Trainingszwecken genutzt: In Second Life könnten die Angestellten den persönlichen Kontakt mit Kunden und Geschäftspartnern trainieren, virtuellen Trainingsmeetings beiwohnen und eigenen Präsentationen und Präsentationstechniken durch virtuelle Trainingsvorträge perfektionieren. Zukünftig sollen jedoch, dank der Abschottung nach außen, auch echte Konferenzen, Meetings und virtuelle Geschäftsreisen abgehalten werden, der persönliche Kontakt also durch den virtuellen ersetzt werden.
Die Ankündigung IBMs kommt für Linden Lab gerade zu richtigen Zeitpunkt. Nach den explosionsartigen Zuwachsraten der Jahre 2006 und 2007, hat sich dieser Trend mittlerweile stark zurückgebildet. Insbesondere in den USA ist Seocnd Life jedoch, genauso wie die Plattformen Myspace und Facebook, unter Jugendlichen extrem populär. Diesen millionenschweren Markt der lassen sich findige Geschäftsleute natürlich nicht entgehen und verkaufen mittlerweile auch in der virtuellen Welt virtuelle Produkte, beispielsweise Kleidung oder Inneneinrichtung für virtuelle Häuser, für echtes Geld an die zahlungskräftige Kundschaft. Auch jegliche Art (virtueller) Dienstleistungen lassen sich in Second Life für bare Münze in Anspruch nehmen.
Egal, für wie verrückt man diese Idee hält, die Öffnung für und gleichzeitige Abschottung von Geschäftskunden könnte das Geschäftsgebahren, zumindest in den USA, grundlegend ändern. Ob sich diese Idee jedoch durchsetzen wird, bleibt abzuwarten und hängt auch sehr stark von der tatsächlichen Implementierung des Vorhabens ab. Allerdings wurde auch IBMs erste Revolution der Geschäftswelt, der IBM PC, anfangs als eher extravagante und verrückte Idee abgestempelt.
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