Bereits im Frühjahr 2010 berichteten wir über eine Initiative von Google mit dem Ziel, den VP8 Videocodec zum neuen Standard für HTML5-Videoinhalte zu machen. Ohne großartig auszuschweifen verweisen wir daher auf die damaligen Meldungen:
Inzwischen hat Google ein neues Ziel im Auge: das JPEG Bildformat. Wie Richard Rabbat, Product Manager bei Google, gestern in seinem Blog mitteilte, seien JPEG-Bilder nach Google-Analysen zu 65 Prozent am Gesamttransfer einer Webseite beteiligt und daher kritisch für einen möglichst schnellen Website-Aufbau, insbesondere auf leistungs- und bandbreitenschwachen mobilen Geräten.
Da JPEG bereits Anfang der 1990er Jahre entwickelt wurde, sieht Google hier großes Entwicklungspotenzial. So soll ein neues Grafikformat namens WebP eine höhere Kompression bei gleicher Bildqualität ermöglichen, und so den Webseiten-Aufbau beschleunigen. Als Kompressionsroutinen sollen dabei die gleichen Prozeduren zum Einsatz kommen, wie beim VP8 Videocodec. Es ist wie JPEG ein verlustbehaftetes Format, nutzt also die Tatsache, dass das menschliche Auge kleinste Ungenauigkeiten nicht wahrnehmen kann. Als Format für detaillierte Zeichnungen oder Grafiken ist es damit - im Gegensatz zu TIF, PNG oder BMP - nicht geeignet. Als Containerformat ist RIFF im Gespräch.
Bei CNet.com gibt es einen Bildvergleich zwischen WebP und JPEG:
Original JPEG-Bild mit 46 KB Größe.
Äquivalentes WebP-Bild mit 35 KB Größe, als 1:1 Kopie verlustfrei im PNG-Format gespeichert, da aktuelle Browser das WebP-Format noch nicht beherrschen.
Selbstredend soll Googles Chrome Browser das WebP-Format als erster unterstützen. Ob und wann die anderen Browser-Hersteller nachziehen werden, ist völlig offen.
Es ist nicht der erste Versuch, eine Alternative zum JPEG-Format zu etablieren. Bereits Ende der 1990er Jahre wurde das von Altamira entwickelte auf fraktaler Kompression basierende Fractal Image Format (FIF) als Alternative zu JPEG propagiert. Gerade bei Vergrößerungen spielte FIF die Vorteile der Fraktalkompression voll aus. Da es sich aber um ein proprietäres Format handelte, das nie frei und offen verfügbar war und daher auch von keinem Browser unterstützt wurde (außer via Plugin), geriet es wieder in Vergessenheit. Was den Schluss nahelegt, dass im Web die Leistungsfähigkeit eines Codecs nur zweitrangig ist, die Offenheit und die Unterstützung durch die gängigen Browser hingegen das A und O.
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