Nicht System on a Chip sondern Supercomputer on a Chip - so könnte Intel den neuen Prozessor betiteln, denn um nichts weniger handelt es sich bei dem, was Dr. Rajeeb Hazra (Intels General Manager für Technical Computing) in die Linse hält. Errinnert sich noch jemand an Larrabee? Ein ehrgeiziges Projekt, mit dem Intel in den Grafikmarkt gegen AMD und Nvidia in den Ring steigen wollte. Ende 2009 - Anfang 2010 sollte er kommen, basierend auf x86-Kernen statt Shadern. Diese Kerne, Nachfahren des als Pentium-S bekannten P54C, sollten zu Dutzenden die Aufgaben einer GPU übernehmen. Intel maßte sich gar an, das Ende der Rasterisation einzuläuten, eben der Technik, nach der alle Grafikkarten rechnen. Stattdessen wollte man Raytracing marktfähig machen. Ein großer Vorteil sollte zudem sein, dass man Larrabee neben Grafikaufgaben auch mit x86-Programmcode füttern könnte. Von alledem ist heute nichts zu sehen.
Intel musste schnell einsehen, dass ihr Ansatz nicht konkurrenzfähig war, zu langsam, zu stromhungrig war der Chip. In Folge dessen strich man das Projekt für den Endkundenmarkt und verteilte an einige Forschungseinrichtungen Testgeräte. Damit sollte die Softwareentwicklung vorangetrieben werden, bis Larrabee 2 marktreif ist. Intel sprach davon, dass man mindestens einen ausgereiften 32-nm-Prozess benötige, um ein ausgereiftes Produkt liefern zu können.
Knights Corner kommt nun in 22 nm und soll AMD und NVIDIA im Markt für High Performance Computing Anteile abschlagen. Hier werden in letzter Zeit immer öffter auch GPUs eingesetzt. Warum jetzt Supercomputer on a Chip? Knights Corner basiert wie Larrabee auf Pentium-P54C-Kernen - vermutlich 64 an der Zahl - zu Zeiten als dieser Kern noch als CPU käuflich zu erwerben war, führte die Top500-Liste der Supercomputer ein System namens ASCII Red von Intel an. Er erreichte eine Rechenleistung von 1 Teraflops DP (Double Precision), eben diese Marke hat Knights Corner auch erreicht. Selbstredend handelt es sich dabei nicht mehr um den Pentium S von damals, so wurde hier einiges überarbeitet. Der neue alte P54C-Kern im Knights Corner beherscht vierfach SMT, 512 bit breite Register und mit LNI (Larrabee New Instructions) auch FMA3.
1 Teraflop DP ist verglichen mit Larrabee, der die TFlop-Grenze nur mit Single Precision erreichte, ein gewaltiger Sprung. Damit erreicht das Konzept erstmals konkurrenzfähige Werte, denn zu Zeiten von Larrabee versägte AMDs Radeon HD 5870 mit 2,7 Teraflops SP den Intelspross, mit doppelter Genauigkeit hingegen erreicht AMD mit der Radeon 6970 "nur" 676 Gigaflops. Zudem soll Intels Lösung anders als normale GPUs relativ "unempfindlich" von der Blockgröße arbeiten. Je nach dem wie groß diese ausgelegt ist, rechnen die bisherigen GPUs mal schneller, mal langsamer. Nicht so Knights Corner, was Intel auf der Supercomputer-Konferenz bereits demonstrieren konnte. Bis zur Veröffentlichung des Chips im dritten Quartal kommenden Jahres können AMD und NVIDIA mit ihren neuen Architekturen noch nachlegen, dann wird es interessant.
Diesen Artikel bookmarken oder senden an ...
