Auf der Computex hatte Heise Gelegenheit mit VIA-CEO Wen Chi Chen, VIAs Marketingdirektor Eric Chang und dem Pressesprecher Richard Brown zu sprechen. Angesprochen auf die Bugs in den Chipsätzen kamen einige interessante Aussagen zu Stande:
"Laut Chang liegt der 686B-Bug, den er weiter lieber "Kompatibilitätsproblem" nannte, in Lücken der PCI-Spezifikation begründet. In modernen Systemen, so Chang, kämpften etliche schnelle und bandbreitenhungrige Geräte um den PCI-Bus. Das rufe Konflikte bei der Busarbitrierung hervor, an die beim Entwurf der PCI-Standards niemand gedacht habe. So müsse jeder Hersteller von PCI-Geräten und -Chipsätzen eigene Strategien für Aufgaben wie die Prioritätsvergabe entwerfen, weil der PCI-Bus den Anforderungen moderner Hardware nicht komplett gewachsen sei. Dabei träten immer wieder Probleme auf, die im besten Fall nur eine Leistungseinbuße bedeuteten, im schlimmsten Fall aber zu Abstürzen und Datenverlusten führten.
"Eine allgemeine Lösung gibt es für diese Konflikte nicht", sagte Chang. Jeder Einzelfall müsse individuell untersucht und gelöst werden. Speziell beim 686B-Bug helfe das Verändern der Priorisierung auf dem PCI: Bei viel Verkehr muss der Prozessor normalerweise drei Busmaster-Anforderungen lang warten, bis er selbst wieder zugreifen darf. Falls Busmaster den PCI-Bus zu lange in Beschlag nehmen, scheint das jedoch zu einem Pufferüberlauf und schließlich zu dem Datenverlust in der Southbridge zu führen. Abhilfe lässt sich nach Changs Angaben dadurch schaffen, dass nur zwei statt drei Busmaster-Anforderungen zugelassen werden. Diese Einstellung tauge jedoch nicht als generelle Lösung, weil sie den isochronen Datentransfer auf dem PCI-Bus behindern könne. Isochrone Transfers benötigen eine garantierte Mindestbandbreite, etwa für Audio- oder Video-Streams. Eine Unterschreitung macht sich bei Audiodaten besonders deutlich durch Knackser bemerkbar."
Betreffend die miserable Informationspolitik des Hauses (Stellungnahme zu Bug NUR auf der Deutschen VIA Support-Page, "Einige Firmensprecher wollten gegenüber heise online immer noch nicht bestätigen, dass überhaupt ein Problem mit der 686B-Southbridge existiert.", Versuch Creative die Schuld in die Schuhe zu schieben, etc.) findet sich auch ein köstlicher Absatz in dem Artikel:
"Wer den Ruf gewinnen will, stabile und zuverlässige Hardware liefern zu können, muss die unvermeidbar auftretenden Fehler dokumentieren. Kommt er dieser Pflicht nicht nach, braucht er sich über ein schlechtes Image nicht zu wundern und muss Spott ertragen – wie etwa VIA, die auf ihrer Pressekonferenz ein Leatherman-Taschenmesser verschenkten: Ob das wohl zur Selbsthilfe bei der Reparatur ihrer Chips gedacht sei, fragte ein Teilnehmer in die Runde."
*LOL* Hoffentlich nicht. Aber gut, daß die Führungsspitze den Hohn und Spott endlich am eigenen Leib verspüren durfte. Vielleicht ändert sich nun endlich etwas an diesem Kasperltheater ...
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