Die IFA ist vorbei, aber neue Technologien hallen nach. Eine davon ist SED, Surface-Conduction Electron-Emitter Display. SED-Bildschirme versprechen, die Vorteile von Röhren- und Flachbildschirmen miteinander zu vereinen. Als eine von wenigen Redaktionen weltweit durften wir die Technologie auf der IFA in Augenschein nehmen.
Der ausgeschriebene Name ist sehr lang, das Display dafür umso kürzer. Ein SED-Panel besitzt eine Tiefe von gerade einmal neun Millimetern. Das Überraschende dabei: Im Prinzip funktionieren SED-Displays wie die altbekannten Röhrenbildschirme: Elektronen treffen auf Phosphor, die dadurch aufleuchten.
Der einzige Unterschied betrifft die Elektronenkanone. Anstatt einer einzigen sind auf der Hinterseite des Panels so viele Elektronen-Emitter angebracht, wie Bildpunkte vorhanden. Bei der vollen HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 x 3 (für die drei Farben) sind das also 6.220.800 Elektronenquellen. Dadurch entfällt das umständliche Ablenken des Elektronenstrahls durch Elektromagnete. Jeder Bildpunkt hat seine eigene Elektronenquelle.
Die Idee klingt ebenso simpel wie genial. Das größte Problem ist jedoch die Beschleunigung der Elektronen, sodass sie tatsächlich den Schirm erreichen. Gelöst haben das die japanischen Ingenieure mit einem „Nano-Slit“. Dies ist ein nur wenige Nanometer breiter Spalt, zwischen dem eine Spannung angelegt wird. Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter oder etwa die Länge von vier Atomen.
Elektronen werden aus dem Elektronen-Emitter herausgelöst und über mehrere Stationen beschleunigt. Im Idealfall treffen diese dann auf dem ihnen zugewiesenen Phosphor-Punkt, der etwa zwei Millimeter entfernt liegt. Reiht man nun Millionen Emitter-Phosphor-Paare nebeneinander, lassen sich theoretisch Bildschirme beliebiger Größer herstellen.
Ergebnis: Nur Vorteile
Durch diese Technik werden die Vorteile von Flachbildschirmen mit denen von Röhrenmonitoren vereint: flache Bauweise und exzellente Bildqualität. Als Nebeneffekt kommen SED-Panels mit deutlich weniger Strom aus als LCD- oder Plasma-Bildschirme. Währen ein 34 Zoll großer LCD-Schirm etwa 180 W und ein Plasma-Schirm 230 W aus der Steckdose zieht, kommt ein Bildschirm mit SED-Bauweise mit nur 100 W aus.
Die SED-Technologie beerbt auch weitere Vorteile der alten CRTs (Röhrenbildschrime): Blickwinkelunabhängigkeit und extrem kurze Reaktionszeiten. Da jeder Bildpunkt von einem eigenen Elektronen-Emitter angesprochen wird, kennt SED auch keine Geometrieprobleme.
Die Bildqualität
Die Technik verspricht sehr viel, dementsprechend erwartungsvoll gingen wir in die Präsentation von Toshiba. Aufgebaut war ein 34 Zoll großer Fernseher, bis zur Serienfertigung im nächsten Jahr sollen über 50 Zoll möglich sein. Nach einigen einleitenden Worten begann der Bildschirm zu leuchten, rechts und links davon zum Vergleich ein LCD- und Plasma-TV.
Wir wurden nicht enttäuscht: Weiß ist wirkliches Weiß, Schwarz echtes Schwarz. Die Helligkeitsstufen dazwischen erinnerten stark an das Vermögen heutiger Röhren-TVs, nur mit dem Unterschied einer höheren Auflösung.
Auch Farben wurden sehr naturgetreu wiedergegeben, die Ausleuchtung bis in die Ecken war vorbildlich. Und Verzerrungen gab’s auch keine. Bei schnellen Bewegungen waren keine Schlieren, kein Nachleuchten zu entdecken, das Bild war jederzeit scharf.
Selbst der Stromverbrauch bewegte sich in den versprochenen Regionen, wie angeschlossene Ampere-Meter bezeugten. Nach einer Viertelstunde war Vorführung vorbei. Auf Nachfrage verriet man uns auch die Preisregion, in der SED-Fernseher schweben werden: In der Herstellung werden die Bildschirme so teuer sein wie LCD-TVs, der Endpreis zunächst jedoch höher liegen.
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