Anfang 2010 kam der Sechskern-Prozessor AMD Phenom II X6 auf den Markt. Dieser Prozessor basiert auf der K10-Architektur der zweiten Generation von AMD und wurde gegenüber den herkömmlichen Phenom II Prozessoren um ein paar entscheidende Features aufgebohrt: 6 statt 4 Kerne, sowie ein Turbo-Modus, der einzelne Kerne über den Standard-Takt hinaus erhöhen kann sofern nicht alle Kerne gleichzeitig voll ausgelastet sind. Dieser Prozessor trägt den Codenamen Thuban und ist im E-Stepping in 45 nm SOI gefertigt (Deneb: C-Stepping).
Von Anfang an war klar, dass AMD bei den Thubans auch "Ausschuss" haben würde. Genau wie AMD Deneb-Dies als Phenom II X2 oder X3 verkauft, wurde auch beim Thuban erwartet, dass genügend Dies anfallen würden, bei denen nicht alle 6 Kerne perfekt funktionieren. In diesem Fall könnte AMD zwei davon deaktivieren und als Phenom II X4 verkaufen. Da dieser Prozessor aber im Gegensatz zum herkömmlichen Phenom II X4 mit Deneb-Kern nach wie vor ein Thuban ist mit all seinen Vorzügen (neueres Stepping, Turbo), sollten diese Prozessoren mit einem T in der Modellnummer gekennzeichnet sein. Als Codename für den teildeaktivierten Thuban war Zosma in der Gerüchteküche. Wie gesagt: das war Anfang 2010.
Inzwischen schreiben wir Ende 2011, der Bulldozer ist da, aber den Zosma hatte bis vor kurzem in Europa noch niemand zu Gesicht bekommen. Zwar gab es immer wieder Intermezzos in der Berichterstattung, wonach Zosma in Fernost im Handel aufgetaucht sein soll, und auch in Deutschland wurden sie immer mal wieder gelistet, aber so recht im Markt angekommen waren sie nie.
Nun allerdings hat das Warten ein Ende. Für alle Interessenten, denen der Bulldozer zu futuristisch und an der Praxis vorbei entwickelt erscheint, der Phenom II X6 zu teuer und/oder zu stromhungrig ist und der Phenom II X4 "Deneb" zu konventionell/veraltet, gibt es nun auch in Deutschland eine Alternative: den Zosma. Derzeit gibt es ihn nur in einer einzigen Spezifikation: als AMD Phenom II X4 960T. Dieser Prozessor basiert wie beschrieben auf dem Sechskerner Thuban, jedoch mit 2 abgeschalteten Kernen. Der Standard-Takt liegt bei vergleichsweise milden 3,0 GHz, also auf dem Niveau eines AMD Phenom II X4 945 "Deneb", der inzwischen schon gar nicht mehr verkauft wird. Allerdings unterstützt der 960T im Gegensatz zu diesem den Turbo Core Modus. Damit werden einzelne Kerne bis 3,4 GHz hochgetaktet, was der Arbeitsfrequenz eines AMD Phenom II X4 965 "Deneb" entspricht. Angesichts der Tatsache, dass im Turbo-Modus niemals alle Kerne gleichzeitig von 3,0 GHz auf 3,4 GHz angehoben werden, ist die Bezeichnung 960T womöglich etwas optimistisch gewählt in der internen Rangordnung.
Aber wie auch immer: er ist mittlerweile verfügbar und soll in Deutschland zum Zeitpunkt dieser Meldung knapp über 100 EUR kosten. Das ist happig, da der 965 mit permanent 3,4 GHz bereits ab 95 EUR feilgeboten wird. Dafür kann der 960T mit einer TDP von lediglich 95 W glänzen (965: 125 W) und offenbar handelt es sich um eine Black Edition mit frei wählbarem Multiplikator. Jedenfalls vermelden das erste Userberichte im Forum, wo er auch in Sachen Übertaktbarkeit ganz gut wegkommt. Ob das im Umfeld von billigen "Propus" Phenom II X4, Denebs bis 3,7 GHz, vollwertigen X6 Prozessoren bis 3,3 GHz und 8-Kern Bulldozers bis 3,6 GHz genügt, um auf dem Markt noch eine Rolle spielen zu können, muss sich zeigen. Im Prozessor-Forum von Planet 3DNow! werden jedenfalls bereits Erfahrungen gesammelt.
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