Auf der gerade in Los Angeles stattfindenden Spielemesse E3 hat AMD zwei neue FX-Prozessoren vorgestellt. Mit einem gewissen Stolz freut sich der kleinere x86-Hersteller darüber, mit dem AMD FX-9590 den ersten kommerziell verfügbaren 5-GHz-Prozessor ins Angebot aufnehmen zu können. Allerdings handelt es sich bei den 5 GHz nicht um den Basistakt des Achtkerners, sondern um den maximalen Turbotakt, auf den je nach vorhandenem TDP-Spielraum dank Turbo Core 3.0 automatisch einzelne "Piledriver"-Kerne beschleunigt werden können. Leider macht die Pressemitteilung keine darüber hinaus gehenden Angaben zu den technischen Spezifikationen der CPU. Aus recht vertrauenswürdiger Quelle wurde uns zumindest eine Basisfrequenz von 4,7 GHz zugetragen. Zusätzlich hat AMD mit dem FX-9370 auch ein kleineres Modell angekündigt, zu dem ebenfalls lediglich die maximale Turbotaktfrequenz angegeben wird. Jene liegt demnach bei 4,7 GHz. Wie bei allen bisherigen FX-Prozessoren verfügen beide Modelle über einen offenen Multiplikator, was das Übertakten erleichtert.
Zitat: Bernd Lienhard, Corporate Vice President und General Manager, Client Products Division bei AMD
"At E3 this week, AMD demonstrated why it is at the core of gaming. The new FX 5 GHz processor is an emphatic performance statement to the most demanding gamers seeking ultra-high resolution experiences including AMD Eyefinity technology. This is another proud innovation for AMD in delivering the world’s first commercially available 5 GHz processor."
Da AMD in der veröffentlichten Pressemitteilung nicht mit großer öffentlicher Wirksamkeit darauf aufmerksam macht, dass die 5 GHz bei niedriger TDP erreicht wurden, muss wohl mit einem neuen Negativrekord in dieser Disziplin gerechnet werden. Die bisherigen Gerüchte sprechen jedenfalls von angeblichen 220 Watt! Dieser Wert wurde uns von der selben Quelle bestätigt, von der wir die Basisfrequenz des FX-9590 genannt bekommen haben. Bei 220 Watt TDP bewegt sich AMD zudem bereits nah am Spannungs- und Temperatur-Limit, sodass das weitere Übertaktungs-Potenzial als gering eingeschätzt werden sollte. Außerdem ist noch völlig unklar, ob zugleich auch die Taktfrequenz angehoben wurde, mit der die Northbridge betrieben wird. Die derzeitigen 2,2 GHz erweisen sich schon bei den bisherigen Modellen in einigen Anwendungsfällen als Flaschenhals. Um eine möglichst gute Ausnutzung der Kerntakterhöhung zu erzielen, wäre es daher aus unserer Sicht nötig, den Northbridgetakt gleichzeitig zu erhöhen. Andernfalls droht die theoretische Mehrleistung der CPU-Kerne schlicht zu verpuffen, da sie möglicherweise nicht schnell genug mit Daten versorgt werden können.
Mit der zu erwartenden Leistungsaufnahme und der daraus resultierenden Abwärme der neuen FX-Prozessoren dürften wahrscheinlich viele AM3+-Mainboards und Kühler ihre Probleme haben. Sofern die spekulierten 220 Watt TDP tatsächlich zutreffen sollten, stehen damit die Fragen im Raum, auf welchen Boards diese Prozessoren überhaupt laufen und wie sie gekühlt werden sollen. Zumindest zum Start werden sich interessierte Käufer aber keine zu großen Gedanken hierüber machen müssen, denn die beiden neuen FX-Prozessoren sollen vorerst ab Sommer lediglich über Systemintegratoren als Teil von fertigen PCs verfügbar sein. Da sich jene Systemintegratoren dann ohnehin mit dem technischen Unterbau beschäftigen müssen, stehen hier alle Optionen für eine adäquate Kühlung offen – auch die einer Wasserkühlung. Ob AMD diese "handverlesenen" CPUs jemals in den Einzelhandel bringen will, ist völlig unklar. Die Pressemitteilung lässt hier aber Raum zu Spekulationen. Mangels einer Roadmap bleibt es zudem abzuwarten, ob dies nunmehr das letzte Strohfeuer in Sachen High-End-Prozessoren von AMD war.
Da die Pressemitteilung aus unserer Sicht einige grundlegende Angaben schuldig bleibt, haben wir eine entsprechende Nachfrage bei AMD gestellt. Sobald uns Antworten vorliegen, werden wir diese hier ergänzen. Auch über den Preis schweigt sich AMDs Pressemitteilung aus. Sofern jedoch die Gerüchteküche recht behält, steht ein Listenpreis von 800 US-Dollar zur Debatte, welcher auf dem deutschen Markt inklusive Mehrwertsteuer in ca. 800 Euro resultieren sollte.
Da AMD EMEA laut eigener Auskunft keinerlei Kenntnisse bezüglich der neuen FX-Prozessoren hat, die über den Inhalt der Pressemitteilung hinaus gehen, haben wir versucht, Informationen bei deren Kollegen in Amerika einzuholen. Mittlerweile wurden uns auch ein paar weitere technische Details offiziell bestätigt. Demnach beträgt die Basisfrequenz des FX-9590 tatsächlich 4,7 GHz und der Turbo reicht bis 5,0 GHz. Für den kleineren FX-9370 nennt uns AMD 4,4 GHz Basis- sowie 4,7 GHz Turbotaktfrequenz. Die Northbridge läuft weiterhin bei beiden Modellen mit den üblichen 2,2 GHz. Leider wurden uns zudem auch die bisherigen Angaben bezüglich der TDP dieser FX-Modelle bestätigt. Sie soll in der Tat bei ca. 220 Watt liegen.
Diesen Artikel bookmarken oder senden an ...