Vor sechs Tagen titelte OK-Hardware "VIA und NVIDIA - der neue Bug" und bezog sich damit auf dramatische Leistungseinbrüche in der 3D-Performance, wenn eine nVidia GeForce 3 Grafikarte auf einem Mainboard mit VIA-Chipsatz steckte. Vor sechs Tagen? Warum in Gottes Namen haben wir darüber so lange nicht berichtet? Dazu ein kurzer Exkurs.
Am 10. Oktober, also vor mehr als einem Monat und unmittelbar nach unserem Review des EPoX EP-8KHA+, standen wir mit EPoX Deutschland exakt wegen diesem Fall in Kontakt. Bei der Verwendung des EP-8KHA+ mit einer GeForce 3 konnte es in der Tat zu großen Performance-Einbrüchen kommen (z.B. Q3A 212 fps statt 265 fps). Die Ursache dafür war schnell gefunden: Deaktivierte man das Video Shadowing und/oder setzte die AGP Aperture Size auf 128M oder höher, hatte der Spuk ein Ende. Das war auch das offizielle Statement von EPoX Taiwan:
Advanced Chipset Features => AGP &P2P Bridge Control => AGP Aperture Size : 256M AGP Fast Write : Enabled To try. It will improve the performance. Thanks !!
Das Workaround, das OK-Hardware nun anbietet, deckt sich 1:1 damit. Wir regten damals - Mitte Oktober - zusammen mit Hardtecs4u an, bei einer neuen BIOS-Version das Shadowing by Default zu deaktivieren und die Aperture Size auf 128M zu setzen - schließlich war das Board zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf dem Markt. Doch während EPoX Deutschland für derlei Dinge stets ein offenes Ohr hat und gewohnt gut mit uns zusammenarbeitete, nehmen es die BIOS-Programmierer in Taiwan offenbar bis heute auf die leichte Schulter. Am 2. November erschien ein neues BIOS für das EP-8KHA+ und beide Optionen waren unangetastet, sodaß das Problem nach wie vor auftreten konnte, wenn der User die Aperture Size nicht selbst auf 128M erhöhte. Das Problem ist übrigens unabhängig von der nVidia-Treiberversion: 12.40, 21.81, 21.85 und 22.50 - das ergab bei unseren Messungen keinen Unterschied.
Der Grund, warum wir nun nicht darüber berichtet haben, ist der, daß wir die Schlußfolgerung des Kollegen Moritz nicht teilen mochten. Wir haben die drei bisher verfügbaren GeForce 3 Varianten auf allen VIA-Boards getestet, die wir im letzten halben Jahr reviewed haben. Darunter waren KT133A, KT266 und KT266A. Bei keinem Mainboard außer dem EPoX EP-8KHA+ ist dieses Problem bisher aufgetreten. Insofern halten wir es für sehr gewagt hier von einem VIA-Bug zu sprechen. Daher verzichteten wir zunächst darauf auf diesen Zug aufzuspringen und die Leser unnötig mit einem Problem zu verunsichern, dessen Lösung uns bereits seit Wochen bekannt war. Doch genau das ist nun passiert! Jeden Tag erreichen uns mehr Fragen von verunsicherten Lesern mit der Bitte sich diesem Thema anzunehmen. Daher möchten wir dies hiermit auch tun und gleichzeitig Entwarnung geben: Vielmehr liegt es wohl an der Art und Weise, wie die BIOS-Freaks in Taiwan die Northbridge des EP-8KHA+ programmiert haben. Da das Problem ebenso schnell aus der Welt zu schaffen ist, wie es aufgetreten ist, möchten wir alle Leser, die angefragt haben, ob es Sinn macht den KT266A Chipsatz zu meiden und zu einem ALi oder SiS zu greifen oder gar zu Intel zu wechseln, anregen nicht in Panik zu verfallen. Es ist ein Sturm im Wasserglas, der vermutlich mit der nächsten BIOS Version bereits aus der Welt ist oder den jeder User zur Not selbst vertreiben kann.
Wer nun Parallelen zum VIA Southbridge-Bug aus dem Frühjahr zieht, sollte ebenfalls eines bedenken: die Probleme, über die OK-Hardware berichtet hat, lassen sich mit einer simplen Erhöhung der Aperture Size beheben. Die Option ist im BIOS des 8KHA+ vorhanden und kann jederzeit vom User angepaßt werden. Das einzige, was man den BIOS-Programmierern von EPoX Taiwan vorwerfen kann ist, daß sie die Option entweder nicht by Default auf 128M gesetzt haben, oder daß sie die Northbridge im Gegensatz zu anderen Herstellern so programmiert haben, daß der Fehler überhaupt auftreten kann, wenn die Size auf 64M oder niedriger steht.
Beim Southbridge-Bug war die Sachlage ein wenig anders. Zum einen hatte der Bug verheerende Auswirkungen auf die Datenintegrität (korrupte Daten beim Kopieren von Dateien von einem IDE-Kanal zu anderen), während beim momentan thematisierten Problem "lediglich" die Performance sinkt. Zum anderen mußten zur Lösung des Southbridge-Bugs Features des KT133A-Chipsatz deaktiviert werden; Features, die meßbaren Einfluß auf die PCI-Performance des Systems hatten (PCI Master Read Caching und Delayed Transaction). Hier ist es also durchaus gerechtfertigt von einem "Bug" zu sprechen, wenn Features deaktiviert werden müssen, um einen fehlerfreien Betrieb gewährleisten zu können.
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