AMD unterrichtet derzeit offenbar die Pressevertreter über die Strategie zur Vermarktung der kommenden "Llano"-basierten Plattformen. Ein Teil der dazu verwendeten Präsentationsfolien hat jetzt ganz offenbar den Weg ins Netz gefunden. Eine solche Veranstaltung hatte beispielsweise in Abu Dhabi stattgefunden. An den Kernaussagen von AMD hat sich unterdessen nicht viel geändert. Die neuen APU-Plattformen sollen durch eine stärkere Ausrichtung auf die Multimedialeistung gegenüber der Konkurrenz punkten. Dies spiegelt sich auch in der Aufteilung des Transistoren-Budgets wieder, wo beim Llano ein deutlich größerer Anteil für die integrierte Grafikeinheit Verwendung findet, während Intel beim "Sandy Bridge" deutlich mehr Transistoren in die x86-CPU-Kerne gesteckt hat. Damit lässt sich auch prinzipiell abschätzen, dass die "Sandy-Bridge"-Prozessoren bei der reinen CPU-Leistung einen deutlichen Vorteil haben werden, während es bei der Grafikleistung wohl eher umgekehrt sein dürfte. Diesen Nachteil bei der CPU-Leistung hofft AMD durch die Nutzung des Grafikeinheit für GPGPU-Computing in einigen Anwendungsfällen wieder wettmachen zu können, was die Bezeichnung als Accelerated Processing Unit (APU) erst rechtfertigt. Allerdings liegt hier das Hauptproblem in der Software, die erst angepasst werden muss, um beispielsweise über die DirectCompute- oder OpenCL-Schnittstelle die integrierte Grafikeinheit zur Beschleunigung nutzen zu können. Um diesem Problem zu begegnen, veranstaltet AMD vom 13. bis 16. Juni 2011 den ersten AMD Fusion Developer Summit (kurz AFDS).
Die gezeigte Gegenüberstellung in den einzelnen Preisklassen wirkt aber doch eher ambitioniert als realistisch. Es ist kaum nachvollziehbar, wie ein Llano im Vollausbau mit den Intel Core i7 konkurrieren können soll. Hier verrechnet AMD scheinbar die bessere Multimedialeistung ähnlich, wie es bei der Gegenüberstellung der AMD E-Serie schon der Fall ist. Denn die E-Serie sieht AMD auf Augenhöhe mit den aktuellen Pentium- und Celeron-Prozessoren, obwohl die reine CPU-Leistung nicht mithalten kann. Als Hauptkonkurrenten für die "Llano"-Plattformen werden dabei die Intel Core i3 Prozessoren gesehen, was schon deutlich realistischer anmutetet. Die Intel Core i3 sollen von oben durch die "Llano" der A6-Serie und von unten durch die A4-Serie attackiert werden.
Das AMD mittlerweile die Akkulaufzeit sehr ernst nimmt, zeigt die nächste Folie. Dank neuem 32nm-SOI-Prozess und Technologien wie Power Gating (Stromlosschalten einzelner CPU-Kerne) will der kleinere x86-Riese "AllDay Power" bieten. Nach internen Tests soll sich die Akkulaufzeit mit der neuen "Sabine"-Notebookplattform gegenüber der aktuellen "Danube"-Plattform von 6,5 Stunden auf über 10 Stunden verlängern. Da es sich hier um Herstellerangaben handelt und die genaue Konfiguration der Notebooks nicht bekannt ist (diese Folie fehlt), die für diese Messung herangezogen wurden, ist aber eine gewisse Skepsis an diesen Werten angebracht. Sollte die Steigerung der Akkulaufzeit in der Realität in der angegebenen Größenordnung ausfallen, wäre dies aber sehr zu begrüßen.
Abschließend zeigen die geleakten Folien noch die neuen VISION-Logos, die damit seit Einführung erstmals eine Überarbeitung erfahren. Die bisherigen neuen Plattformen waren anhand der Logos nicht von den älteren zu unterscheiden, obwohl zum Start des Logo-Programms noch Modifikatoren zur Unterscheidung versprochen wurden. Allerdings unterscheiden die neuen Logos nicht mehr nach VISION-Klassen, sondern zwischen den unterschiedlichen Versionen der "Llano"-APUs, was stark an die Sternklassifizierung der CPUs bei Intel erinnert. Damit wirft AMD offenbar erneut sein Marketingkonzept über den Haufen. So hilft es auch nicht weiter, wenn in der gleichen Präsentation die Beschreibung der bisherigen VISION-Klassen, die ja die Leistungsfähigkeit der gesamten Plattform abbilden sollen, angegeben, aber kein Wort darüber verloren wird, wie denn die neuen APU-VISION-Klassen sich hier einreihen sollen.
Zur oft hinterfragten und kritisierten Tablet-Strategie gibt es ebenfalls Neuigkeiten. Bisher ließ das Unternehmen immer nur verlautbaren, man hätte ein passendes Produkt für 2012 in der Entwicklung, welches ebenfalls auf die APU-Technologie setzen soll. Mit der neuen Folie wird nun der Name dazu enthüllt. Die kommenden Tablet-APUs werden derzeit unter dem Codenamen "Desna" entwickelt, wobei die Vermarktung später als AMD Z-Serie geplant ist.
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