Seit der Einführung der vollautomatischen und vor allem flackerfreien Umschalttechnologie Optimus durch NVIDIA Anfang 2010 konnte AMD den Rückstand nur in kleinen Schritten verkürzen. Mit immer wieder wechselnden Namen wurde zunächst ein manuelles Umschalten ohne Flackern eingeführt, was in der folgenden Evolutionsstufe dann mehr oder weniger auch automatisch erfolgte. Allerdings litt auch diese Technologie unter einigen Kinderkrankheiten. Beispielsweise erkannte das System OpenGL-Anwendungen gar nicht, was gerade bei Notebooks für den professionellen Einsatz dazu führte, dass die extra für OpenGL-Anwendungen "dazu gebuchte" diskrete GPU gar nicht genutzt werden konnte. Abhilfe schafften hier nachträgliche BIOS-Updates, die den Kunden zumindest das manuelle Umschalten ermöglichten.
Das größte Problem all dieser Lösungen war und ist aber, dass AMDs Notebook-Referenztreiber alle Intel-Systeme mit einer solchen Umschalttechnologie nicht unterstützt. Die Kunden sind also auf den guten Willen des Herstellers ihres Notebooks angewiesen, regelmäßig aktualisierte Treiber anzubieten. Prinzipiell stellt AMD entsprechende aktuelle Treiber-Versionen für seine mobilen Grafiklösungen zwar bereit, allerdings müssen die OEMs zumeist noch individuelle Anpassungen vornehmen und den Treiber testen. Diesen Aufwand scheuen die Hersteller aber im Allgemeinen. Gerade bei Notebooks mit hochperformanten Grafiklösungen, auf denen in erster Linie Computerspiele gezockt werden sollen, ist das allerdings ein absolutes No-Go! Denn die Konsequenz davon ist, dass sie nie in den Genuss der stetigen Performanceoptimierungen, Anpassungen und Fehlerbeseitigungen der regulären Treiber-Updates kommen werden.
Mit Enduro 5.5 soll jetzt alles besser werden. Wichtigste Neuerung dabei ist der neue Referenztreiber, der nicht länger nur die reinen AMD-Systeme, sondern auch die Intel-basierten unterstützt. Welche älteren Notebooks genau von den neuen Treibern profitieren, ist noch nicht klar. Laut AnandTech könnten wohl alle Notebooks mit Dynamic Switchable Graphics (PowerXpress 4) und Enduro unter Windows Vista, 7 und 8 in den Genuss der regelmäßigen Updates von AMDs Referenztreiber kommen. Ob sich einzelne Hersteller gegen den neuen Ansatz gänzlich versperren, ist noch nicht klar. Derzeit verweigern Toshiba, Sony (VAIO Notebooks) und Panasonic die Installation des Referenztreibers. Eine erste Treiber-Version mit Unterstützung für Enduro will AMD im Oktober veröffentlichen. Für November oder Dezember ist dann ein erstes Update vorgesehen. Die Installation soll dabei unabhängig vom IGP-Treiber möglich sein. Mit den Preview-Treibern, die AnandTech testen konnte, gab es immer noch Probleme, dass einige Spiele die falsche GPU detektierten und entsprechend bestimmte Funktionen nicht anboten. Zudem ist der Treiber noch nicht völlig auf Performance optimiert, was speziell die Radeon HD 7970M betrifft.
An der oft kritisierten Benutzeroberfläche für die Umschaltlogik haben die Entwickler ebenfalls Hand angelegt. Wurde bisher nur eine gewisse Anzahl der zuletzt konfigurierten Anwendungen im Catalyst Control Center angezeigt, sollen künftig alle konfigurierten Profile für Enduro zugänglich sein. Eine Suchfunktion vereinfacht dabei die Verwaltung. Zudem kann künftig bei der Konfiguration zwischen drei verschiedenen Einstellungen gewählt werden. Zu den bekannten Modi "Power Saving GPU" (IGP), "High Performance GPU" (diskrete GPU) kommt "Based on Power Source" neu hinzu, was zugleich eine Innovation gegenüber Optimus darstellt. Anwendungen, die diese Profil zugewiesen bekommen, werden im Batteriebetrieb auf der IGP und im Netzbetrieb auf der diskreten GPU ausgeführt.
Außerdem lassen sich jetzt globale Einstellungen definieren, was ein Ersatz für den alten manuellen Modus sein soll. Bei Aktivierung von "Force Power Saving GPU" wird für alle Anwendungen unabhängig von den konfigurierten Profilen die IGP genutzt. Im Modus "Optimize Power Savings" laufen alle Anwendungen ohne Profil sowie Anwendungen, denen per Profil "Power Saving GPU" oder "Based on Power Source" zugewiesen wurde, auf der IGP. Durch Aktivierung von "Optimize Performance" nutzen Anwendungen, denen per Profil "Based on Power Source" oder "High Performance GPU" zugewiesen wurde, die dGPU. Anwendungen ohne Profil nutzen hingegen die IGP. Im vierten Modus "Maximize Performance" werden dann schließlich alle Applikationen, für die nicht per Profil explizit die IGP ausgewählt wurde, auf der dGPU ausgeführt. Dies trägt dem Fakt Rechnung, dass bestimmte Anwendungen ausschließlich auf der Intel-IGP ausgeführt werden können. AnandTech nennt hier beispielhaft Intels WiDi und Treiber.
Wer sich einen genaueren Überblick über die Konfigurationsmöglichkeiten verschaffen möchte, dem sei die Bildergalerie von AnandTech empfohlen.
Über die technische Umsetzung ist auch weiterhin nicht viel offizielles bekannt. Ähnlich der Optimus-Technologie von NVIDIA erfolgt die Ausgabe des Bildsignals ausschließlich über die IGP, die dGPU kopiert dazu die fertig gerenderten Bilder über den PCIe-Bus in den VRAM der IGP. Allerdings hat AMD wohl den BACO-Modus (Bus Active Chip Off) der GPUs dahingehend optimiert, dass die Leistungsaufnahme der dGPU von ca. 100 mW auf praktisch Null sinkt.
Bleibt abzuwarten, wie gut dies alles dann in der konkreten Umsetzung funktionieren wird. Eine Anzeige, ob die dGPU aktuell verwendet wird, ist offenbar bisher nicht geplant. Auch diese Funktionalität wurde des Öfteren von den Kunden gefordert. Die Baustelle Enduro ist also noch nicht gänzlich geschlossen, selbst wenn die beschriebenen Optimierungen tatsächlich wie vorgesehen funktionieren.
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