Eigentlich war das Drehbuch anders geschrieben worden. Im Sommer 2007 hätte AMDs K10 Prozessor "Phenom" das Licht der Welt erblicken sollen, während Intel mit dem mit Spannung erwarteten verbesserten Core-Design namens "Penryn" 2008 hätte zurückschlagen sollen. AMDs Verspätung mit dem K10 und Intels vorgezogener Launch der Extreme-Edition führt nun dazu, dass der Penryn dem Phenom zuvor kommt.
Der bisher unter dem Codenamen Penryn bekannte und jetzt offiziell als Intel Core 2 Extreme QX9650 mit "Yorkfield" Kern eingeführte Prozessor basiert auf der bekannten Core-Architektur, wurde jedoch in vielen Punkten entscheidend verbessert. So wird die CPU nun in 45 nm Strukturen mit High-k Dieelektrika gefertigt, während die alten Core-CPUs in 65 nm mit SiO2 produziert wurden. Aber der Penryn ist natürlich nicht nur ein Dieshrink. Die augenfälligste Neuerung ist sein riesiger Cache-Speicher von insgesamt 12 MB Level 2 Cache, der nicht nur größer ist als bisher, sondern auch "intelligenter". Wie bereits mehrmals berichtet hat der Penryn nun die unter der Bezeichnung "Radix-16" bekannte Executioneinheit erhalten, mit deren Hilfe der Prozessor bei Divisionen und Wurzeloperationen 4 Bit statt 2 Bit gleichzeitig verarbeiten kann, was die Effizienz ("Arbeit pro Takt") verbessert. Und nicht zuletzt kommuniziert Intel auch die neue SSE4-Einheit in hohem Maße, da dadurch - sofern die Software die neuen Befehle nutzt - auf dem Papier Leistungssteigerungen in dreistelligen Prozentbereichen möglich sind. Der DivX Codec hat bereits experimentelle Unterstützung für SSE4.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Intel mit der Penryn-Architektur seinen Vorsprung auf dem High-End Markt weiter ausgebaut hat. Besonders beeindruckend ist der für einen Quad-Core (oder besser: Doppel-Dual-Core) Prozessor äußerst niedrige Stromverbrauch verglichen mit den bisherigen Quad-Core Extreme-CPUs und der jetzt schon äußerst große Spielraum nach oben; auf 4 GHz konnten praktisch alle Reviewer das 3-GHz-Testsample ohne großen Aufwand übertakten. Von der Pro-Takt-Leistung dagegen war im Vorfeld mehr erwartet worden. Anwendungen, die nicht auf die SSE4-Befehle zurückgreifen, arbeiten auf dem Penryn ein paar Prozent schneller gegenüber dem alten QX6850, manche 3, manche 7 Prozent bei gleicher Taktfrequenz. Das ist nicht viel mehr, als etwa einen Athlon 64 X2 mit G1-Stepping von einem F2-Stepping trennt. Von der im Vorfeld in der Gerüchteküche kolportierten 40 prozentigen Leistungssteigerung durch die Verbesserungen am Kern kann jedoch keine Rede sein. Daher bleibt es weiterhin spannend, denn in drei Wochen soll AMDs Phenom endlich das Licht der Welt erblicken. Fast so lange müssen sich Interessenten des Penryn auch noch gedulden, denn die heute vorgestellte CPU soll erst am 12. November in den Handel gelangen und im Einkauf happige 999 US-Dollar kosten.
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