Seit dem Rückzug von der Microsoft Unternehmensspitze hat sich Gründer Bill Gates, nach wie vor einer der reichsten Männer der Welt, nicht etwa auf einen Alterswohnsitz auf irgendeiner karibischen Insel zurückgezogen, sondern treibt zusammen mit seiner Frau Melinda zahlreiche wohltätige Unternehmungen voran. So sollen in den nächsten Jahren bis zu 10 Mrd. US-Dollar aus seinem Privatvermögen für die Erforschung neuer Impfstoffe zur Verfügung stehen.
Als Geldgeber für die US-Ideenschmiede TerraPower LLC will Bill Gates nun auch die Energie-Probleme dieser Welt lösen. Dabei stützen sich die Hoffnungen auf die Variante eines Kernreaktors, der bereits in den 50er Jahren erdacht wurde, es jedoch nie zur praktischen Anwendung gebracht hat: den Laufwellen-Reaktor oder englisch Traveling wave reactor (TWR). Die Vorteile dieses Reaktortyps wären vielfältig. So kann als Energiequelle abgereichertes Uran oder gar in der Natur vorkommendes Uran verwendet werden. Der Reaktor erbrütet sich das Spaltmaterial selbst. So kann der Reaktor einmalig mit Uran befüllt werden und anschließend über mehrere Jahrzehnte hinweg praktisch ohne Eingriffe von außen in Betrieb sein, ohne dass abgebrannte Spaltabfälle entnommen und gelagert werden müssten. Da der Laufwellen-Reaktor seinen Rohstoff wesentlich effektiver ausnutzt, als herkömmliche Reaktoren, könnte er laut TerraPower 80 Prozent der Menschheit 1000 Jahre als Energiequelle dienen nur mit den derzeitigen Lagern an abgereichertem Uran, selbst wenn man den Pro-Kopf-Verbrauch eines US-Amerikaners zugrunde legt. Ferner lässt sich aus diesem Reaktortyp kein waffenfähiges Plutonium gewinnen.
Nachteil dieser TWR-Technologie: bisher existieren davon nur Simulationen. Von einer angestrebten Serienfertigung von Mini-TWR-Reaktoren, die überall auf der Welt dezentral verteilt werden sollen, ist man je nach Quelle Jahre wenn nicht Jahrzehnte entfernt. Allerdings konnte TerraPower den japanischen Energie-Riesen Toshiba mit ins Boot holten, was andeutet, dass die TWR-Technologie auf lange Sicht kein Papiertiger bleiben muss. So soll Toshiba die Machbarkeit der theoretischen Simulationen in der Praxis überprüfen und würde wohl im Falle einer praktischen Anwendung als erster einen solchen Reaktor bauen. In Japan steht man der Kernenergie ohnehin sehr aufgeschlossen gegenüber, da der Rohstoff dafür nicht importiert zu werden bräuchte - im Gegensatz zu Kohle oder Öl. Andererseits gehört der ehemalige amerikanische Energie-Konzern Westinghouse bzw. die Sparte Nukleartechnik inzwischen zu Toshiba, nachdem sie 1998 an British Nuclear Fuels plc verkauft worden war. Daher würde eine mögliche Erstanwendung wohl nicht auf Japan beschränkt bleiben. Und mit Bill Gates als prominenten Geldgeber ist die Öffentlichkeitswirksamkeit garantiert. Danke Sebbo für den Hinweis.
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