Wenig überraschend hat der Nehalem-Xeon bei den ersten Benchmarks eingeschlagen wie eine Bombe. Zyniker ätzen zwar unermüdlich, Intel habe es 6 Jahre nach AMD tatsächlich geschafft mit deren Technologien gleich zu ziehen (IMC, Direct-Connect, etc.), bzw. mit dem K10 seit 2007 (L3-Cache in der On-Die Northbridge), doch selbst falls dies zutreffen würde, so muss man konstatieren, dass Intel die Zeit genutzt hat, um alles noch ein bisschen besser zu machen:
- das Intel QPI zur Vernetzung der CPUs ist deutlich schneller, als das von AMD derzeit verwendete HT 1.1. - Intel greift je NUMA-Node auf einen Triple-Channel DDR3-1333 Controller zurück, während sich die AMD Server-CPUs mit einem Dual-Channel DDR2-800 Controller bescheiden müssen. Transferraten-Nachteil: 32 GB/s vs. 13 GB/s. - L3-Cache mit wesentlich niedrigeren Latenzzeiten - Vorteile in Multi-CPU Umgebungen dank inklusiver Cache-Verwaltung (weniger Verwaltungsoverhead) - Höhere Taktfrequenzen (3,2 GHz vs. 2,8 GHz) bei dennoch besserem IPC. - 4-fach Dekoder samt SMT, um die Pipelines (noch) besser auszulasten vs. 3-fach Dekoder ohne SMT
All das zusammen führte bei den veröffentlichen Leistungsmessungen am Montag zu einer regelrechten Demontage, die etwa Anandtech - um lediglich eine Berichterstattung exemplarisch hervorzuheben - zu der süffisanten Bemerkung verleitete: "Nehalem is like a CPU that used a time machine and teleported to 2009 from 2011". Einziger Nachteil - abgesehen von den teuren DDR3-ECC-Modulen, was aber im Server-Bereich nicht die große Rolle spielt - scheint derzeit zu sein, dass die Kunden keinerlei Upgrade-Möglichkeiten von älteren Servern aus haben, während User der AMD Server-Plattform im Idealfall nur die CPU zu tauschen brauchen, um in den Genuss von mehr Leistung zu kommen.
Da es um die Marktanteile im Server-Bereich bei AMD seit einiger Zeit schon nicht mehr allzu rosig bestellt ist - genauer: seit dem Barcelona-Desaster - müssen sich die Kalifornier etwas einfallen lassen, und laut neuesten Informationen von ChannelWeb hat man das auch getan. So soll der 6-Kern Prozessor mit Codenamen Istanbul, über den wir bereits mehrfach berichteten, von der zweiten Jahreshälfte 2009 auf Juni vorgezogen worden sein. Dies habe eine namentlich nicht genannte Quelle aus dem Bereich der System-Integratoren bestätigt.
Der Istanbul-Prozessor von AMD ist ein nativer 6-Kern-Prozessor, der auf dem letztes Jahr vorgestellten Shanghai basiert. Allerdings - und das gibt Anlass zur Hoffnung für AMD - ist der Istanbul nicht nur ein Shanghai mit 6 statt 4 Kernen. Stattdessen soll es ein Feature namens HT assist richten, was nichts anderes ist als ein Snoop-Filter bzw. Probe-Filter. Während aktuelle Shanghai-Systeme die Cache-Kohärenz zwischen den einzelnen CPUs durch Broadcast-Signale wahren müssen, was zu einem erheblichen Traffic auf den Sockel-zu-Sockel HyperTransport-Links führt, kann der Istanbul eine Art Cache-Index erstellen, der im L3-Cache der CPUs abgelegt wird. Damit genügt es im Idealfall in diesem Index zu checken, ob irgendwo in dieser CPU aktuelle Cache-Daten liegen, ehe ein Cache-Miss feststeht, während bisher aufgrund der exklusiven Cache-Verwaltung der AMD-Prozessoren noch jeder Kern "gesnoopt" werden musste. Nachteil: der Index im L3-Cache reduziert den für Daten und Instruktionen nutzbaren L3-Cache, daher plant AMD offenbar, dass der User bzw. der Administrator eines solchen Systems die Größe des Index im BIOS einstellen kann - je nach Einsatzgebiet des Servers.
Zudem muss AMD nun endlich auch auf dem Servermarkt bei HyperTransport 3 ankommen, das schon seit der Einführung des Phenom Ende 2007 im Desktop-Bereich eingesetzt wird - was paradox ist, da eine schnellere HyperTransport-Anbindung vorwiegend im Multi-CPU Einsatz von Vorteil ist und im Desktop eher irrelevant. Doch von der Fiorano-Plattform, die HT3 in die Server bringen sollte, ist nach wie vor nichts zu sehen.
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