Fast vier Jahre ist die Übernahme des Grafikkarten-Spezialisten ATI Technologies Inc. (kurz ATI) durch Advanced Micro Devices Inc. (AMD) jetzt her. Nach anfänglichen großen Schwierigkeiten und sinkenden Marktanteilen beginnt sich langsam die extrem kostspielige Übernahme für AMD auszuzahlen. Im diskreten Grafikkartenmarkt konnte man im zweiten Quartal 2010 dank der sehr erfolgreichen Evergreen-Familie erstmals wieder knapp vor Nvidia die Marktführerschaft übernehmen und mit den kürzlich vorgestellten völlig neuen x86 CPU-Architekturen wird man hoffentlich auch hier zum ewigen Konkurrenten Intel technologisch aufschließen. Die heute bekanntgegebene Aufgabe der Marke ATI besiegelt nach 25 Jahren das endgültige Aus von ATI Technologies Inc., die 1985 von drei Auswanderern aus Hongkong gegründet wurde. Nach der erfolgreichen Ausgliederung der eigenen Fabs und der vollständigen Integration der ehemaligen ATI in das Unternehmen will AMD mit diesem Schritt auch nach außen hin die abgeschlossene Umwandlung in eine reine Chip-Designfirma für High-End x86 CPUs sowie High-End GPUs dokumentieren. Letztlich sind Grafikkarten auch emotionalere Produkte als CPUs und Chipsets. Von genau dieser Emotionalität soll nun verstärkt die Marke AMD profitieren, was der gesamten AMD-Plattform neue Märkte eröffnen könnte.
Kurz nach der Übernahme traute sich AMD noch nicht den harten Schnitt durchzuführen und direkt die Marke ATI einzustampfen. Stattdessen fuhr man zweigleisig: Die ATI-Chipsets für die AMD-Plattform benannte man sofort um, während die Chipsets für die Intel-Plattform sowie die Grafikkarten weiterhin unter dem bekannten ATI-Label vertrieben wurden. Für die Intel-Plattform entwickelte AMD verständlicherweise keine neuen Chipsets, sodass dieser Geschäftsbereich mittlerweile längst ausgelaufen ist. Übrig geblieben sind also heute nur noch die Grafikprodukte. Zur Einführung der ersten APUs (Accelerated Processing Units), bei denen CPU und GPU-Technologie auf einem Die verschmelzen, sieht AMD nun den Zeitpunkt gekommen, den finalen Schritt zu tun und sämtliche Produkte unter dem AMD bzw. unter dem neu geschaffenen VISION-Branding zusammenzuführen. Außerdem will man sich zuvor durch die Befragung von Endkunden abgesichert haben.
Im Folgenden sind die neuen Logos abgebildet. Die zentralen Marken sollen hier "Radeon" auf der Konsumer-Seite bzw. FirePro für die professionellen Grafiklösungen sein. Die Logos in der unteren Reihe sind Übergangslösungen für Kunden, die aus bestimmten Gründen einen sanfteren Übergang zum AMD-Branding umsetzen wollen. Wann diese Übergangslogos auslaufen sollen, wollte AMD nicht genauer spezifizieren. Die AMD Radeon Logos sollen mit der nächsten Grafikkarten-Generation im vierten Quartal eingeführt werden. Die alten Produkte werden also nicht umbenannt. Passend zum neuen Branding plant AMD wohl auch eine Umgestaltung des Catalyst Control Centers. Einen ersten Snapshot hatten wir bereits im Juli präsentiert.
Neben der Umbenennung der Grafikkarten wird es auch bei den weiteren Marken und Logos einige Änderungen in den kommenden Monaten geben. Im Artikel Neue "VISION technology" Notebookplattform hatten wir noch bemängelt, dass AMD zu viele Markennamen für die einzelnen Prozessorversionen trotz VISION-Branding verwendet, schließlich sollte das neue Marketing-Programm den Kunden die Auswahl vereinfachen. Im nächsten Jahr sollen nun all diese Marken im Konsumer-Markt wegfallen und komplett durch VISION ersetzt werden. Neben VISION wird es dann nur noch das AMD Radeon zusammen mit dem AMD FirePro und das AMD Opteron Logo geben. Wie in dieses Konzept die FireStream Beschleunigerkarten und die verschiedenen anderen Logos aus dem Grafikbereich - wie zum Beispiel das Eyefinity-Logo sowie die "ATI Eyefinity Multi-Display Ready" und “ATI Eyefinity Multi-Display Validation” - passen, bleibt vorerst unklar.
Abschließend gewährt AMD noch einen Ausblick auf den Launchzeitplan für die beiden ersten APUs Ontario und Llano. Die auch als Fusion-Prozessoren bekannten APUs sollen zur Markteinführung keinen eigenen exponierten Markennamen erhalten, unter dem sie vertrieben werden. Laut AMD plant man auch sie unter dem großen VISION-Dach zu vermarkten.
Damit beschreitet AMD nun den Weg, der bereits von vielen hier auf Planet 3DNow! gefordert wurde. Abzuwarten bleibt aber, wie der Markt die Umbenennung aufnimmt und wie sich zukünftig der Marktanteil für AMD Radeons entwickelt. Hier dürften vor allem die Intel-Notebookplattform und speziell hier in Deutschland die Märkte der Media-Saturn-Holding GmbH kritisch sein. Bei MSH kann man bis heute keine Systeme mit einer AMD CPU erwerben. Hier muss sich zeigen, ob sich MSH treu bleibt und konsequenterweise die AMD Radeon Grafikkarten aus dem Sortiment nimmt, oder nach einer Übergangsphase mit den Sonderlogos vielleicht auch Systeme mit AMD-Innenleben eine Chance bekommen. Nachdem man aber bereits im EU-Kartellverfahren als Kronzeuge gegen Intel ausgesagt hat, besteht hier eine reale Marktchance für AMD, auch wenn die meisten Leser von Planet 3DNow! wohl nie ein System in einem dieser Märkte kaufen würden. Das Absatzvolumen von PCs und Notebooks in den MSH Filialen sollte man keinesfalls unterschätzen.
Was haltet Ihr von den neuen Logos und wie schätzt Ihr AMDs Erfolgsaussichten ein? Sagt uns eure Meinung!
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