Nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens und mehreren Verschiebungen ist es heute also so weit, AMD hat die ersten Desktop-Prozessoren basierend auf der von Grund auf neu entwickelten Bulldozer--Architektur vorgestellt. Der neue "High-Performance Core" ist das Gegenstück zum "Bobcat"-Kern, der vor allem für besonders energieeffiziente APU-Designs ("Ontario") im Notebook- und Tablet-Markt gedacht ist. AMD selbst spricht bei der ersten Inkarnation der "Bulldozer-Architektur" von einem Serverdesign und umschreibt die Designziele wie folgt:
"Bulldozer" was designed to balance performance, cost and power consumption on multi-threaded applications. The architecture focuses on high-frequency and resource sharing to achieve optimal throughput and blistering speed in next generation applications.
Das eine solche Architektur mit Fokus auf den Server- und HPC-Markt sich aber aktuell mit gewöhnlicher Desktop-Software nicht wirklich gut verträgt, zeigt unser heutiger Review-Artikel (AMD FX - Codename "Bulldozer"). Gerade in unseren Computerspieletests weiß AMD neuester Sprössling nicht so recht zu überzeugen. Er muss sich mit der alten Generation herumschlagen, die Intel-Kontrahenten liegen deutlich in Front. Nicht zuletzt die Hardwareanforderungen neu erscheinender Computerspiele sind aber sehr häufig der Grund für Neuanschaffungen. Ob der Bulldozer hier zukünftig eher überzeugen können wird, kann Stand heute nicht beantwortet werden. Aktuell muss festgehalten werden, dass die AMD-FX-Prozessoren das Kürzel FX eher nicht verdient haben. Ob eventuell erscheinende Updates für den Scheduler von Windows 7 daran noch was ändern können, bleibt ungewiss.
Da sich AMD aber wohl durchaus der Probleme mit der ersten "Bulldozer"-Generation bewusst ist, hat das Unternehmen einen Ausblick auf die geplante künftige Weiterentwicklung der Architektur bis 2014 gewährt. Demnach soll in den nächsten Jahren stark an der IPC (Instructions per Cycle) und Energieeffizienz gearbeitet werden. Mit den Kern-Architekturen "Piledriver", "Steamroller" und "Excavator" soll die Energieeffizienz jährlich um 10 bis 15 % steigen. Wie immer bleibt aber abzuwarten, ob AMD diese ambitionierten Ziele erreichen kann.
In unserer neuen Artikelserie "AMD FX - Top oder Flop?" wird sich unser Gastautor "Dresdenboy", der sicherlich einigen unserer Leser aus dem Spekulationsforum und von dem spekulativen Artikel "AMDs Bulldozer-Architektur - ein Puzzle zusammengesetzt" bekannt sein dürfte, tiefergehend mit der neuen "Bulldozer"-Architektur auseinandersetzen und dabei auch versuchen die Designentscheidungen von AMD zu analysieren. Wie ist das gezeigte Abschneiden eines 315 mm2 großen und ca. 2 Mrd. Transistoren schweren Dies in den Benchmarks zu erklären? Welche Potentiale können in den kommenden Jahren noch gehoben werden? Diese und weitere Fragen wird unser Gastautor in den kommenden Wochen versuchen zu beantworten. Mit dem heutigen ersten Teil sollen die Grundlagen erarbeitet werden.
Zuvor wollen wir aber noch einen kurzen Blick darauf werfen, was AMD heute offiziell gelauncht hat:
Mit den heute vorgestellten FX-Prozessoren (Codename "Zambezi") vervollständigt AMD seine diesjährige Enthusiasten-Plattform "Scorpius", zu der auch die AMD-Radeon-Grafikkarten aus der HD-6000-Serie und die Chipsätze aus der 9er-Serie gehören. Bei den "neuen" Chipsätzen handelt es sich um umbenannte Versionen der Vorgängergeneration. Neu ist nur, dass NVIDIA einigen Mainboardherstellern die Freischaltung von SLI erlaubt. Offiziell unterstützt AMD den Betrieb der FX-Prozessoren nur auf den neuen Mainboards mit einem AM3+-Sockel und einem 9er Chipsatz, wobei er laut einigen Mainboardherstellern auch auf AM3-Brettern nach einem entsprechenden BIOS-Update laufen soll. Letzteres konnten wir bisher noch nicht erfolgreich überprüfen.
Zum Start bietet AMD vier Modelle mit acht, sechs oder vier Integer-Kernen (vier, drei oder zwei Module) mit einer TDP zwischen 125 und 95 Watt. Alle Modelle besitzen einen freien Multiplikator, was das Übertakten der Prozessoren erleichtern kann. Für das Topmodell, den AMD FX-8150, ruft AMD in seiner offiziellen Preisliste 245 US-Dollar auf. In den kommenden Wochen sollen weitere Modelle nachgeschoben werden. Laut AMD kann mit einer Verfügbarkeit der FX-Prozessoren ab Mitte Oktober gerechnet werden. Aktuell führt Geizhals einige Händler auf, die die neuen Prozessoren bereit gelistet haben.
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