Wie immer brodelt die Gerüchteküche bei AMD. Aktueller Aufhänger scheint AMDs mobile Plattform Brazos und deren Nachfolger Deccan zu sein. Laut eines Berichts bei Semiaccurate sei diese Platform mit dem Krishna- und Wichita-Chips aber nun gestrichen. Merkwürdig erscheint allerdings die Begründung.
Dort wird auf Globalfoundries späten 28nm-SHP-Prozess verwiesen, der erst für Mitte/Ende 2012 eingeplant wäre. Das ist richtig, aber die Low-cost-Chips Krishna und Wichita werden sicherlich nicht für diesen super-high-performance (SHP) Prozess geplant sein, den es auch erst seit kurzem gibt. Vermutlich ist dieser für AMDs teure, künftige Server- und High-end-Desktop-Chips Dublin/Macau auf Basis von BDv3 (Codename Steamroller) geplant. Für günstige Einsteigerchips macht dies aber wirklich keinen Sinn. Nicht umsonst werden die aktuellen Ontario- und Zacate-Chips derzeit bei TSMC in einem billigen Bulk-Prozess ohne SOI produziert. Besonders kurios wird es jetzt aber bei extremetech. Dort wird in großen Lettern von der "Herstellungs-Bomben-Nachricht" verkündet. Demnach hätte AMD die Deccan-APU-Aufträge von globalfoundries auf TMSC gewechselt und müßte deswegen, aufgrund der unterschiedlichen Prozesse, alles neu entwerfen. Deshalb gäbe es auch ein Brazos-2.0-Update der aktuellen Chips in 40nm, um die Zeit zu überbrücken. Blöd nur, dass wir - unter Berufung auf taiwanesische Quellen - schon letztes Jahr meldeten, dass Wichita und Deccan bei TSMC produziert werden:
Angeblich wären diese frühen Meldungen eine Falschmeldung gewesen, bei AMD hätte man das bisher immer verneint, schreibt ein Autor in den Kommentaren, aber nun sieht man ja, wie der Hase läuft. Ebenfalls dagegen spricht, dass Brazos 2.0 schon auf einer AMD-Roadmap in friedlicher Eintracht neben den Deccan Chips auftauchte:
An dem Bild sieht man aber schon, dass Krishna und Wichita zwischen Brazos 2.0 und der Kerala-Plattform mit der Kabini-APU eingezwängt waren. Die Laufzeit von Deccan wäre also sowieso stark begrenzt gewesen, eine Annullierung wäre aus betriebswirtschaftlicher Sicht somit wohl keine schlechte Idee. Eventuell kann man den Nachfolger auch noch etwas nach Vorne schieben. Zusätzlich könnte man auch noch Synergieeffekte nutzen. Denn die bestellten 28nm-Wafer bei TSMC könnte man einfach von 28nm-APUs auf GPUs umbestellen - solange man es früh genug sagt. Nachdem die Stückpreise im GPU-Geschäft sicherlich höher sind, als im low-cost APU Bereich, die Waferkosten aber konstant, sollte sich das Vorhaben quasi 2x rechnen. Ein weiterer Punkt ist TSMCs 28nm-Produktionsvolumen, anfangs sind die Stückzahlen sicherlich nicht so hoch, sodass die Nachfrage das Angebot ziemlich sicher übersteigen würde. Ein paar Tausend mehr GCN-Chips wären da sicherlich keine schlechte Idee.
Es gäbe aber auch noch eine einfachere Erklärung für den ganzen Gerüchtebrei. Nämlich die, dass beide Hersteller, sowohl Globalfoundries als auch TSMC, für 28nm-APUs verpflichtet wurden. Deccan für einen (nicht SHP) 28nm-Prozess bei Globalfoundries, Kabini aber bei TSMC. Schließlich war schon länger bekannt, dass AMD beide Hersteller nützen wolle, um Herstellungsprobleme eines Produzenten flexibel ausbügeln zu können. Das Ganze wäre dann kein FAB-Wechsel, sonder eben "nur" eine Produktannullierung der Deccan-"Sandwich-Generation". Alles also eher halb so schlimm. Wie schon erwähnt könnte sich das Ganze finanziell durchaus rechnen. Vor dem Hintergrund der Entlassungen bei AMD scheint es auch plausibel zu sein, der neue Chef will das Unternehmen anscheinend auf Gewinn trimmen. Dabei streicht er nicht nur Stellen, sondern eben auch unrentable Projekte bzw. Produkte. Genaueres wird es laut Aussagen von eetimes am 5. Dezember bei einem Analystentreffen, oder eben im Februar zur Analystenkonferenz, geben. Bis dahin kann über das Thema im Forum diskutiert werden.
Diesen Artikel bookmarken oder senden an ...