Jetway PA78M4-H & Antec NSK1480 - ein ganz persönlicher, subjektiver Review

UMC

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Die Problemstellung​

Die Familie forderte einen weiteren Rechner, obwohl im Arbeitszimmer kein wirklicher Platz mehr vorhanden war. Lösung: Small Form Factor Gehäuse, vertikal in eine Ecke gequetscht.

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Aus technischen Überlegungen (gutes Kühlkonzept) und Designgründen (hoher WAF=WomanAcceptanceFactor) fiel die Wahl auf das relativ neue Antec NSK1480.
Damit war aber auch klar, dass nur ein MicroATX Board mit leistungsfähiger Onboard-Grafik in Frage käme, denn in dieses Gehäuse passen nur Low-Profile Karten.
April und Mai vergingen mit Warten auf die Verfügbarkeit der ersten AMD 780 Boards mit Sideport Memory. Diese Chipsatzgrafik versprach die Bedürfnisse der 3D Kinderspiele zu befriedigen.

Das Gehäuse​

Typisch Antec: Schlichtes, zeitlos schönes Design. Gute Verarbeitung, solides Innenleben, 2 Festplattenkäfige mit gedämmter Aufhängung, durchdachtes Kühlkonzept (3 regelbare 80 mm Lüfter) und ein beinahe überdimensioniertes 350 W 80+ Netzteil.
Audio-Frontanschlüsse nach Azalia Standard, dazu e-SATA und 2 x USB - perfekt für moderne Boards.

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Das Innenleben​

Die Montage ist Antec-typisch gut durchdacht, aber wegen der beengten Verhältnisse nichts für ungeduldige Menschen oder DIY-Anfänger.

Antec hat ein paar Kabelbinder fix verbaut und auch ein paar Plastiknasen zum kontrollierten Leiten des Luftstroms zum CPU-Kühler finden sich im Zubehörbeutel. Trotzdem, Modding-Wettbewerbe wird man auch bei sorgfältigster Verlegung mit diesem Gehäuse nicht gewinnen. Der Funktion und dem Luftfluss tut das aber keinen Abbruch.

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Man sieht die beiden geregelten Lüfter oben (die bei liegender Verwendung des Gehäuses rechts sind), den ebenfalls belüfteten Festplattenlüfter unten, sowie das proprietäre Netzeil.

Das Mainboard​

Im Frühjahr 2008, als die Idee zum Aufbau dieses Rechners aufkam, waren gerade mal die ersten 3 der folgenden Liste von MicroATX-Boards mit Sideport Memory angekündigt:
  • J&W JW-RS780UVD-AM2+
  • Jetway PA78M4-H
  • ONDA A78GT (nur in China erhältlich)
  • Gigabyte GA-MA78GPM-DS2H
  • emaxx EMX-AMD780G-PRO (z.Zt. kein Vertrieb in Europa bekannt)
  • Biostar TA790GX XE (AMD 790GX)

Das J&W hat ein recht eigenwilliges Layout, fragwürdige Spannungsregler und anfangs auch noch einen Phantasiepreis von über 100 Euro. Dafür hätte es gegenüber dem Jetway den besseren Soundchip gehabt (Realtek ALC888 gegenüber Realtek 883).

Als dann mit Syswork (www.syswork.at) ein öst. Distributor das Jetway ins Programm aufnahm, war klar, dass ich eher dem Jetway den Vorzug geben würde, als das J&W in Ungarn zu kaufen (dort ist es preiswert). Jetway ist ein hierzulande recht unbekannter, aber etablierter Tier-2 Hersteller aus Taiwan.

(Mir wichtige) Daten des PA78M4-H:
  • AMD 780G mit 128 MB Sideport
  • CPU Support bis Phenom 9650 (Phenom 9750 und 9850 werden als "funktioniert, aber nicht empfohlen" geführt)
  • Audio: 8-Kanal HD (RTL 883)
  • Gigabit Ethernet (Marvell 88E8056)
  • 4 RAM Steckplätze
  • 6 x SATA
  • 10 x USB (davon 4 auf der ATX-Blende)
  • Power-Up-On-Keyboard
  • S3 (STR - StandbyToRAM) funktioniert

Bestückt wurde das Board mit einem Athlon 64 X2 4600+EE und 2 GB Samsung PC6400 (DDR2-800) RAM. Die Wahl von CPU und RAM ergab sich wie folgt: Aus Performancegründen sollte es DDR2-800 sein, daher muss die CPU Taktfrequenz für optimale RAM-Performance ein Vielfaches von 400 sein -> 2.4 GHz = 4600+.

Die Installation erfolgte unspektakulär und ohne besondere Vorfälle. Da das Gehäuse kein Diskettenlaufwerk hat, wurde eine mit N-Lite präparierte XP-Installations CD verwendet, in die SP3 integriert wurde und die auch gleich mit dem nötigen AMD AHCI-Treiber für die 500 GB SATA Platte "geimpft" wurde.

Abnormitäten:

Gelegentlich lief die Onboard-Netzwerkkarte mit meinem Surecom EP-808AG Gigabit Switch nur als 100 Mbit. Abschalten der Auto-Negotiation und Fixierung auf Gigabit im NIC-Treiber löste das Problem.

Mit dem ursprünglichen BIOS A02 funktionierte die CPU-Lüfterregelung nach einmaligem S3 Schlafzustand nicht mehr, der Boxed-Kühler lief nach dem Aufwachen immer auf voller Drehzahl. Eine diesbezügliche Anfrage beim Jetway Support wurde innerhalb von 2 Arbeitstagen als "Problem bestätigt, wird im nächsten BIOS gefixt" beantwortet. Nach knapp 3 Wochen machte mich dann der Support auf die Verfügbarkeit des neuen BIOS A03 aufmerksam.

Das neue BIOS A03 löst das Lüfterregelungsproblem, allerdings werden aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen die S-ATA Anschlüsse 1-4 mitunter nicht erkannt und im BIOS nicht mehr angezeigt. SATA 5 und 6 funktionieren tadellos - für meinen Anwendungsfall ist das ok, allerdings "riecht" das nach einer weiteren BIOS-Iteration.


BIOS-Flash:
Jetway supportet offiziell nur das DOS-basierte AWDFLASH. Ich war mutig und habe mangels Diskettenlaufwerk (mit einem USB-Stick kam ich auf keinen grünen Zweig) das generische Award Winflash Tool einsetzt und erfolgreich geflasht.


Performance​

Ich messe seit Jahren alle von mir gebauten Rechnern mit ein paar Standard-Benchmarks durch, die Werte finden sich in der folgenden Tabelle (zum Vergleich liste ich auch Messwerte von älteren IGP-Chipsätzen).

Chipsatz 3DMark 2000 3DMark2001 3DMark2003 3DMark2005 Aquamark PCMark2002 CPU/Mem Aida Read/Write
nforce2 IGP Sempron 2800+ 7129 4532 242 7599 6034 / 4315 2294 / 904
Geforce 6150 Athlon 64 3500+ 4250 4508 1126 585 9933 7244 / 9002 5113 / 1907
AMD 690 Athlon 64 X2 4600+ 8091 6127 1833 1114 16883 7857 / 9869 5369 / 2711
AMD 780 SP Athlon 64 X2 4600+ 7396 4515 1372 1210 13645 7883 / 10303 6032 / 2826
AMD 780 UMA Athlon 64 X2 4600+ 12365 9077 2889 2538 27593 7849 / 9840 5622 / 2645
AMD 780 SP+UMA Athlon 64 X2 4600+ 13869 10769 3455 2836 31112 7880 / 10859 5805 / 2690
[TR][TD]

Zu meinem großen Erstaunen erreicht man die beste Grafikleistung, wenn man SidePort und UMA (Unified Memory Architekture) kombiniert (BIOS Einstellung). Was mich wirklich verwundert, ist dass bei der Kombination von UMA+SP kein (UMA-typischer) Einbruch der Speicherperformance zu beobachten ist.
Sehr erstaunlich ist auch, dass der reine SidePort-Betrieb die Grafikleistung unter die des Vorgängers AMD690 sinken lässt.

Man kann den GPU-Takt des 780 in recht weiten Grenzen einstellen. Eine Anhebung des Taktes von Default 500 MHz (Northbridge deutlich warm aber nicht heiss) auf 700 MHz bringt im Schnitt etwa 7,5% Mehrleistung in den 3D-Marks.

In Summe läßt sich festhalten, dass die Grafikleistung ziemlich genau der einer Radeon 9600XT entspricht (für die, die sich noch daran erinnern können ;-) ).

Fazit​

Projekt rundum gelungen. Das Gehäuse gefällt, das Board hat bei der Installation und im ersten Betriebsmonat keine ernsthaften Probleme gemacht. Der Rechner ist unauffällig und tut was er soll.

Ausblick​

Für einen HTPC wäre mir das Gehäuse zu laut, die 3 Lüfter müßten wohl durch leisere Modelle getauscht werden. Weiters müßte bei Wohnzimmereinsatz der Boxed-Lüfter durch etwa ein leises, HTPC-kompatibles Modell (z.B. Zalman CNPS8700 oder Xigmatek EP-CD901 Apache etc.) ersetzt werden.

Bei mir wird wegen der noch besseren Grafikleistung des AMD790GX wohl spätestens zu Weihnachten ein Boardwechsel anstehen, das Jetway wird dann im Büro der Verwandtschaft weiterwerkeln.

Edit 2009-02-24: In der Zwischenzeit ist der angekündigte Umbau erfolgt, Erfahrungsbericht siehe hier: http://www.planet3dnow.de/vbulletin/showthread.php?t=357571
 
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